Wechsel nach Weißenburg Erste Pfarrstelle mit 61 Jahren

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Pfarrer Reinhold Friedrich und seine Frau Rosi velassen nach über 20 Jahren Bieberswöhr und ziehen an den Brombachsee. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

BIEBERSWÖHR. Mit 61 Jahren tritt Pfarrer Reinhold Friedrich seine erste Pfarrstelle an. „Endlich kann ich mal in meinem Beruf arbeiten“, sagt er lachend. In der Vergangenheit hat er ausschließlich wissenschaftlich gearbeitet, war „nur“ ehrenamtlicher Pfarrer in seinen Heimatgemeinden. Ab 1. Dezember übernimmt er nun eine Pfarrstelle im Dekanat Weißenburg in den Gemeinden Oberhochstadt und Burgsalach. Der Umzug findet in vier Wochen statt.

 
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Friedrich ist tief mit seinem Geburtsort Bieberswöhr (Gemeinde Prebitz) – von den Einheimischen nur „Zwick“ genannt – verwurzelt, wohnt in seinem Elternhaus. Einen besonderen Bezug hat er zur Creußener St.-Jakobus-Kirche, denn hier wurde er getauft, hat konfirmiert, dort geheiratet und wurde ordiniert.

Sie wagen den Schritt

„Mit 20 Jahren hatte ich schon einmal die Entscheidung getroffen hier wegzugehen, als ich mich zum Theologiestudium entschieden hatte“, sagt Friedrich. Sein Traum sei es gewesen, mit 65 Jahren hier alles in Schuss zu bringen, sich seinen Altersruhesitz in Bieberswöhr zu schaffen. Aber nun sind die beiden Kinder Katharina und Andreas schon länger ausgezogen und wollen das Haus auch nicht übernehmen. Alleine könne er die Arbeit, die Haus und Hof mit sich bringen, nicht auf Dauer leisten. Und so wagen Reinhold Friedrich und seine Frau Rosi diesen Schritt, ziehen in die Nähe des Brombachsees.

Pfarrstelle übernehmen

„Im März diesen Jahres wurde klar, dass die Edition des Briefwechsels des Straßburger Reformators Martin Bucer, an der ich seit über 20 Jahren an der Uni Erlangen arbeite, nicht mehr vom Staat finanziert wird“, sagt er. Daraufhin habe er von der Landeskirche das Angebot erhalten, an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau diese Arbeit an einem Tag in der Woche fortzuführen, wenn er eine Pfarrstelle in der näheren Umgebung übernehme. Friedrich ist auf das Angebot eingegangen, auch, weil die neue Pfarrstelle schon länger vakant ist, die Bevölkerung quasi nach einer seelsorgerlichen Betreuung lechzt. Erst mal will er für fünf Jahre dort bleiben, wenn es die Gesundheit zulässt auch länger.

Mit Handschriften befasst

Friedrich hat in Erlangen, Tübingen, Straßburg und Neuendettelsau Theologie studiert. In Straßburg hat er sich das erste mal mit Bucers Handschriften befasst. Auch seinen Doktortitel hat er dort gemacht. Das Vikariat hat er in Zell bei Schweinfurt absolviert und 1992 dann das Editionsprojekt „Gottesdienste in Bayern“ begonnen. 1998 hat er das Projekt nach Erlangen geholt.

1995 starb sein Vater und seit dem ist die Familie nach Bieberswöhr gependelt, um die Mutter zu unterstützen. Schließlich zog die Familie wieder nach Bieberswöhr zurück. Und hier war Friedrich als ehrenamtlicher Pfarrer aktiv, hat im gesamten Dekanat immer wieder vertreten. „Das war mir wichtig“, betont er. Genauso wie die Arbeit mit der evangelischen Landjugend. 1973 war er dort eingetreten und seit dem war sie ihm ans Herz gewachsen. Vor 15 Jahren hat er dann mit ihnen eine Theatergruppe gegründet, erst kirchliche Stücke selber geschrieben. Später hat er dann das Wintertheater gegründet. „Die wollten mal was anderes spielen, was Lustiges“, so der Pfarrer. Ihm war es immer wichtig, dass die Stücke eine Botschaft hatten. Im vergangenen Jahr hat er die Gruppe nun in jüngere Hände übergeben.

Neue Herausforderungen

Friedrich erwarten zwei Gemeinden mit rund 1300 Mitgliedern. „Es gibt dort viele kleine Dörfer, so wie es hier war“, sagt er. Eine Stadtgemeinde wäre nichts für ihn, er braucht die Dorfgemeinschaft mit ihren Traditionen. Einerseits fällt es ihm schon schwer Bieberswöhr zu verlassen, aber andererseits freut er sich auf die neue Aufgabe mit ihren Herausforderungen, darauf, endlich richtig Pfarrer sein zu können.

Hier hat er jetzt noch zwei „Altlasten“ wie er lachend sagt zu erledigen, nämlich zwei Trauungen. „Ich habe immer gesagt, ich mache 100 Trauungen und dann noch mal von A bis Z“, sagt Friedrich. Das wären also 126 gewesen. Ganz hat das nicht geklappt, es waren 125. Dazu kommen unzählige Taufen und Beerdigungen für Gemeindemitglieder aus Biberswöhr, Funkendorf, Voita und Losau.

Konzept überlegt

In seiner neuen Pfarrei müssen die Leute nach der langen Vakanz erst wieder eine Beziehung zum Pfarrer aufbauen. Und Friedrich hat sich auch schon ein Konzept überlegt. „Ich will Tradition und Vereine, Kirche und Fußball, Maul, Magen und Kirche zusammenbringen“, sagt er. Es soll quasi Kirche für Leib und Seele rund um den Brombachsee werden. Und so kommen im Januar nächsten Jahres Metzger aus Oberfranken und schlachten gemeinsam mit den Kollegen dort. „Ich will den Zusammenhang zwischen Mensch, Tier und Pflanze hervorheben“, sagt Friedrich. Ihm geht es darum, Kirche lebendig zu gestalten, die geistliche Botschaft ins Zentrum zu rücken. Und dazu gehört für ihn auch das Leibliche.

Haushalt aufstellen

Sein künftiger Alltag wird sich grundlegend ändern. „Ich habe zwei Gottesdienste am Sonntag, Konfirmandenunterricht, die Pfarramtsführung, muss einen Haushalt aufstellen, werde Alten- und Krankenbesuche machen, bin zu 100 Prozent eben Pfarrer“, sagt Friedrich. Und warum wird er nun von allen „Padre von Zwick“ genannt? „Das hat sich irgendwann so ergeben“, sagt er lachend, „der Titel für einen allumfassenden Pfarrer.“

Info: Der Abschiedsgottesdienst in der Creußener St.-Jakobus-Kirche findet am Sonntag, 4. November um 14 Uhr statt, danach Stehempfang im Gemeindehaus. Die Installation in Burgsalach ist am Sonntag, 16. Dezember, um 13.30 Uhr.

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