Wastel Kauz Fränkische Musik als Ventil

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WAISCHENFELD. Wastel Kauz. Dieser Künstlername steht für einen echten Franken, der es liebt, seine Leidenschaft, das Musizieren in Mundart, bei jeder Gelegenheit auszuleben. Sebastian Kauz, so sein bürgerlicher Name, ist stolz auf seine Herkunft. Deshalb möchte der 32-jährige Urfranke so oft es geht auf Festivals auftreten.

 
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Kauz wirkt wie jemand, der ständig gute Laune hat und das auch auf andere Menschen projizieren kann. In seinem Proberaum, im alten Nankendorfer Schulgebäude, zeigt er stolz die fast schon professionelle Ausstattung. Nicht nur er probt dort seine Lieder, er teilt sich den Raum mit anderen Bands.

Lange wusste man nichts mit dem Gebäude im Waischenfelder Ortsteil anzufangen, bis sich Ortsansässige dafür interessierten. „Es ist ja schön, wenn jemand was in dem Gebäude macht“, erklärt er lässig und setzt sich zum Interview auf die große Couch im Nebenzimmer des Tonstudios, „man kann so die Subkultur fördern. Denn normale Studiopreise kann man sich als Musiker nicht leisten.“ Den jungen Leuten auf dem Dorf müsse man was bieten und nicht nur die „Massenabfertigung“ bei den Kerwas „aufschwatzen“. „Es gibt schon schöne Kerwas, so ist es nicht, aber diese „Malle-Mucke“ ist mir zu hart“, sagt er. Der Musiker bevorzugt kleine private Hoffeste.

Sozialkritische Lieder

Musik ist zwar die Leidenschaft, der Beruf ist aber Krankenpfleger. Kauz arbeitet mit Intensivpatienten, die zwar nach Hause entlassen wurden, ohne eine Beatmungsmaschine aber nicht leben könnten. Die Branche habe ein unheimliches Wachstum und sein Job sei sicher. „Wir haben ja einen Pflegenotstand und wenn du gut qualifiziert bist, dann ist das Klasse“, erzählt er. Die Arbeit ergänze sich ideal zu seinem Hobby. Für die ambulante Intensivpflegefirma Impuls leben arbeitet er 20 Stunden pro Woche. „Das lässt sich gut mit dem Texten und Liedermachen verbinden“, bestätigt er locker und hält dabei kurz seinen Notizblock in die Luft.

Vor vier Jahren wechselte er zur Heimpflege. Vorher war er im Klinikum in Bayreuth angestellt. Der alten Arbeit weine er keine Träne nach. „Du kommst nach der Arbeit nach Hause und bist tot.“ Seine aktuelle Tätigkeit gebe ihm auch viele Ideen, die er in Liedern verarbeiten kann. Eines davon heißt „Herrgodd Saggra Dunnerwedda“ – ein sozialkritisches Lied, in dem es um den Pflegenotstand geht. „Ich mach doch auch nicht was ich will. Bloß das Geld, auf den Rest ist geschissen. Herrgodd Saggra Dunnerwedda. Habt ihr kein Gewissen“, lautet eine Strophe.

Es wurde finster und dann Nacht

Denn gerade als Krankenpfleger im Klinikum erhielt er viele Einblicke, dazu erklärt er: „Wenn man bei 30 Leuten die Sterbebegleitung mitmacht, dann prägt das und führt zu noch mehr Gedankensprüngen.“

Aber nicht jeder Text wird zu einem Lied. So habe er einen riesigen Stapel an Texten zu Hause. Genug Material für weitere Lieder ist also vorhanden. Aber auch Privates verarbeitet er in Liedern. Eines seiner Lieblingslieder ist „Der Lumb“. „Auf den bin ich richtig stolz“, erzählt er, „ein Freund von mir war ein Nachtmensch und das ist nicht das einfachste Leben. Der hat nie genug bekommen.“

Im Songtext beschreibt Kauz, wie es langsam finster wird und am Ende ist es Nacht. „Er hat sich das Leben genommen. Das war der erste Verstorbene in meinem Freundeskreis. Das hat den Impuls gegeben, dieses Lied zu schreiben.“

Kleine Ziele, die realistisch sind

Die Musik sei ein Ventil für ihn. Doch das war nicht immer so. Mit acht Jahren hatte Wastel Kauz das erste Mal eine Gitarre in der Hand und Gitarrenunterricht. Da wollte der Funke aber noch nicht überspringen. Jahre später, als er in der achten Klasse war, wurde er gefragt, ob er nicht Lust hätte, Bass zu spielen. So kam er zur Schulband Dilligaf. Trotzdem ist ihm das eigene texten und spielen lieber. „Das hat zwar Bock gemacht, aber wir haben damals noch englische Songs geschrieben und ich fand, das kommt nicht richtig rüber – ich stand nicht dahinter“, erklärt Kauz über seinen Wechsel zur fränkischen Mundart, „ich will ja etwas ausdrücken und das geht nur, wenn man spricht, wie man denkt.“

Inzwischen ist er überregional bekannt und wird sogar für Festivals gebucht. So spielte er auf dem Ansbacher Bardentreffen auf der Hauptbühne oder aktuell auf dem Klangtherapie-Festival. „Ich setz mir kleine Ziele, die man auch einhalten kann und realistisch sind“, sagt Wastel Kauz über seine Zukunft, „inzwischen kommen die Veranstalter ja sogar auf mich zu. Das Wichtigste ist, dass wir keine Hintergrundmusik machen, sondern die Leute uns gerne hören und meine Texte mögen.“

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