Wasserversorgung „Leupser Quelle für Ringleitung geopfert“

Von Kilian Trabert
Das Wasserhaus in Leups. Es wurde nach Protesten der Bürger im April 2018 „aufgehübscht“. Die Bürgerinitiative Pro Leupser Quellwasser betont aber, dass das Trockauer Wasserhaus gepflegter sei. Foto: Klaus Trenz Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Die Notleitung steht, die Leupser haben jetzt anderes Wasser – aber der Wasserstreit ist längst nicht vorbei. Jedenfalls nicht für den Verein Pro Leupser Quellwasser.

 
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Nach der Inbetriebnahme der Notleitung sehen die Stadt Pegnitz und die Juragruppe das Thema vorerst als erledigt an. Der Verein, dem mittlerweile 140 von rund 200 Bewohnern angehören, will weiter kämpfen. „Leups ist ein Bauernopfer für die Ringleitung“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Peter Strese, bei einem Besuch des Vorstands in der Redaktion. Pressesprecherin Anja Michel legt nach: „Die Situation in Leups wird dramatisiert, um die Leitung zu rechtfertigen.“

Genügend Wasser vorhanden

Einen der Hauptgründe für den Bau der Leitung, nämlich schnell genügend Wasser für den Brandschutz im Ort zu haben, halten sie für „an den Haaren herbeigezogen“. Neben dem Hochbehälter seien rund 200 Kubikmeter Wasser „im Dorf gebunkert“, etwa in Gruben und Zisternen, so Vorstandsmitglied Kurt Michel. Dazu käme noch die nahe gelegene Fichtenohe, die ebenfalls von der Feuerwehr zur Wasserentnahme genutzt werden könne. Übungen der Wehren hätten gezeigt, dass auch bei einem großen Brand genügend Wasser vorhanden sei, so Michel.

Hat der Stadtrat sich geirrt?

Die Vereinsführung geht davon aus, dass der Stadtrat beim Beschluss der Notleitung einer falschen Annahme aufgesessen ist: Die Leitung sei nur als Notversorgung für den Brandschutz beschlossen worden. Nun fließe dort aber auch das gesamte Trinkwasser für Leups. Da sich Stadt und Juragruppe die Kosten der Baumaßnahme teilen, fürchten die Vorstände, dass sich „die Juragruppe jetzt von der Stadt die Trinkwasserversorgung bezahlen lässt.“ Die Leupser Quelle wurde nach der Inbetriebnahme der Notleitung ganz von der Wasserversorgung des Ortes gekappt.

Wasser nicht mischbar

Bürgermeister Uwe Raab und Hans Hümmer, Werkleiter der Juragruppe, bestätigen das auf Nachfrage: „Das Wasser aus dem Zentralnetz der Juragruppe weist einen anderen Chemismus als das bisherige Leupser Wasser auf und ist dadurch nicht mischbar“, so Hümmer. „In bestimmten exakten Prozentanteilen sind unter Umständen Mischbarkeitsszenarien denkbar. Hierzu fehlen jedoch die technischen Einrichtungen im Pumphaus.“ Diese seien auch gar nicht notwendig, findet zumindest die Leupser Initiative. „Warum wird die Notleitung nicht über das System des Wasserzweckverbands Creußen angeschlossen?“, fragt Anja Michel. Das wäre nicht einmal zwei Kilometer entfernt und außerdem mit dem Leupser Quellwasser mischbar. So könne die Quelle weiter genutzt werden.

Raab: Kein Widerspruch zur Nachhaltigkeit

Da das nicht geschieht, wirft der Verein Stadt und Juragruppe vor, nicht nachhaltig zu handeln: „Selbst wenn die Quelle in fünf Jahren versiegen sollte, könnten wir das Wasser bis dahin noch nutzen“, so Strese. Das sei auch absolut notwendig in Zeiten, in denen das verfügbare Trinkwasser weltweit weniger werde.

Raab wehrt sich gegen den Vorwurf: „Die jetzige Lösung steht in keinem Widerspruch zur Nachhaltigkeit“, sagt er. Schließlich werde das Wasser „in dem Umfang, in dem es noch vorhanden ist, wieder den natürlichen Kreisläufen zur Verfügung stehen.“

Wird die Quelle geopfert?

Der Verein sieht das anders: Die Vertreter gehen davon aus, dass die Leupser Quelle für die Ringleitung der Juragruppe geopfert wird. Die über fünf Kilometer lange Leitung von Bodendorf über Leups bis nach Kaltenthal soll die Wasserversorgung im zentralen Stadtgebiet von Pegnitz sicherstellen und als zweites Standbein neben der bisherigen Leitung, die bei Willenberg die Autobahn unterquert, fungieren. Das Projekt wird großzügig mit Fördermitteln unterstützt – und genau hier sieht der Verein einen Knackpunkt des Streits.

„Man hätte von Anfang an ehrlich zu den Leuten sein und sagen sollen, dass man hier baut, weil man die Fördergelder braucht“, sagt Strese. Doch die Vorwürfe des Vereins gehen noch weiter: Die Stadt habe Quellgrundstücke, wie auch das in Leups, an die Juragruppe verschenkt, so der Vorstand. Deswegen haben sie auch gegen die Stadt geklagt. „Pegnitz benötigt 1,2 Millionen Euro Stabilisierungshilfe und verschenkt dann Grundstücke statt sie zu verpachten. Wo ist da die Logik?“, fragt Anja Michel.

Mit anderen Orten zusammenschließen?

Uwe Raab erklärt: „Mit der Gründung des Zweckverbandes Juragruppe wurden seitens der Stadt Pegnitz alle Rechte und Pflichten die Wasserversorgung betreffend auf die Juragruppe übertragen. Somit mussten auch die Grundstücke übertragen werden. Die Grundstücke wurden also nicht verschenkt, sondern von einem Versorger auf den jetzt zuständigen übertragen.“

Dass die Juragruppe damit nun noch stärker über die Wasserversorgung in der Region verfügt, beunruhigt die Vereinsmitglieder. Sie kämpfen längst nicht mehr nur für ihre eigenen Quelle, sondern wollen sich mit anderen kleinen Orten zusammenschließen, um die Unabhängigkeit ihrer Wasserversorgung zu schützen. Er habe „wirklich Angst“, dass das Wasser durch die Juragruppe irgendwann soweit privatisiert sei, dass die Versorgung für Nestle oder andere Großkonzerne lukrativ werde – und die Kommunen dann die Kontrolle verlören.

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