Was vom Hasen übrig bleibt Wie der Hase zur Jacke wird

Von Ulrike Sommerer
Rund 40 Hasen hat Inge Hahn einst zu diesem Mantel verarbeitet. Foto: Ulrike Sommerer Foto: red

"Ich weiß nicht, wie es weitergeht", sagt Inge Hahn. Kaum eine junge Frau interessiere sich noch dafür, in der Frauengruppe der Kaninchenzüchter zu handarbeiten. Das klingt traurig. Dabei ist der Anlass für diese Geschichte ein fröhlicher: Die Frauengruppe feiert 40-jähriges Bestehen. Und deshalb will Vorsitzende Inge Hahn lieber zurück blicken, nicht nach vorne. Denn in der Vergangenheit, liegen die Erfolge. Erfolge mit den Resten, die übrig bleiben, wenn man einen Hasen verspeist.

 
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Das Bild an der Wand: Ein Stück Hase. Der kuschelige Mantel: Ein Stück Hase. Sogar der Pudel auf dem Sofa war ein Hase.  Im Haus von Inge Hahn zeugt viel von einem Hobby, das das Leben bestimmte, das aber schon gar keines mehr ist. 65 Jahre ist Inge Hahn jetzt alt. Als sie anfing, die Reste der Hasen ihres Mannes zu verarbeiten, war sie gerade 25 Jahre alt. Während nämlich die Männer mit ihren Tieren von Ausstellung zu Ausstellung zogen, wollten sich die Frauen nicht langweilen und gründeten kurzerhand selbst eine Gruppe innerhalb des Gefreeser Kaninchenzuchtvereins. Der Name war naheliegend und daher schnell gefunden: Frauengruppe. Damit auch Männer mitmachen konnten, es fand sich später sogar einer, wurde die Gruppe irgendwann in "Handarbeits- und Kreativgruppe" umgenannt. Und in dieser wurde gebastelt, gestickt, genäht.

Ausstellen können nicht nur die Männer, dachten sich die Frauen, und stellten neben die Ställe mit lebenden Tieren ihre Werke: Mäntel, Teppiche und Decken aus Hasenfell, Stickbilder aus Angorawolle, Pullis aus Angorawolle. "Wir hätten auch Hasenbraten präsentieren können, aber das haben wir dann doch nicht gemacht." Wichtig: Was hier zu sehen war, musste aus Hase sein. Ein Preisrichter bewertete die Arbeiten und die Gefreeser Frauengruppe schaffte es sogar einmal zum Titel des Landesmeisters.

Nur noch vier Aktive

43 Frauen werkelten zu Glanzzeiten der Gruppe miteinander und verarbeiteten auch noch das letzte Stückchen Hase. Übrig geblieben sind nicht viele. Vier stellen ihre Sachen noch aus. Wie lange die noch mitmachen, weiß Inge Hahn nicht. Sie selbst stellt auch längst keine neuen Stücke mehr her. Den Mantel aus Hasenfell hatte sie schon vor 30 Jahren genäht. Eine anstrengende, langwierige Schneiderarbeit. "Da habe ich mehrere Fingerhüte durchgestochen", leichter wurde es erst, als die Frauengruppe eine Fellnähmaschine angeschafft hatte. Mit Fell zu arbeiten sei überhaupt sehr aufwändig, erklärt Inge Hahn. Der Hase wird geschlachtet, dann wird ihm das Fell abgezogen, das getrocknet werden muss. Erst dann könne es zum Gerben gegeben und dann weiter verarbeitet werden. Jedes Fell, sagt Inge Hahn, könne man natürlich nicht verwenden. Und dann müsse man beim Nähen auch noch darauf achten, dass die Stiche nicht zu sehen sind, das Fell aber schön stehe.

Im Keller von Inge Hahn würden noch etliche Felle darauf warten, verarbeitet zu werden. Für sie sei das inzwischen zu mühsam. Aber vielleicht finde sich ja doch noch jemand, der Interesse an dieser Art Handarbeit hat.

Info: Die Frauengruppe des Kaninchenzuchtvereins Gefrees feiert am Samstag, 16. April, 40-jähriges Bestehen. Beginn ist um 14 Uhr im Kaninchenzüchterheim. Es finden Ehrungen statt.

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