Die Bayreuther schienen den Geburtstag bevorzugt im Rotmain-Center zu verbringen. Da war was los! Ich brauchte einen Schlips und eine Hose, alle anderen brauchten: alles. Und zwar viel davon. War Wagner-Schlussverkauf? Ist durchgesickert, dass Bayreuth demnächst an Brandenburg zurückgegeben wird? Ging die Angst um, Bangladesh würde den Arbeitsschutz einführen und bald koste alles zwei Euro mehr? Keine Ahnung.

Den Schlips brauchte ich natürlich für das Geburtstagskonzert im Festspielhaus. Kurzfristig hatte es noch mit einer Karte geklappt. Ich war ziemlich aufgeregt, das muss ich sagen, sehr gespannt und neugierig, sowohl auf das Konzert an sich, als auch auf den ganzen Rahmen.

Letzterer war dann gar nicht so spektakulär, wie ich dachte, die Promidichte war gering. Ich bin allerdings auch kein Promi-Kenner, wer weiß, welche wichtigen Leute ich vor dem Konzert und in der Pause alles mit der Bitte um Feuer belästigt habe.

Ich hatte einen fantastischen Platz in der siebten Reihe und meine Beine waren schon eingeschlafen, lange bevor der erste Ton erklang.

Ich bin sicher, dass hinter den legendär unbequemen Festspielhaus-Sitzen ein Konzept steckt. Und ganz bestimmt hat Douglas Adams, bevor er Per Anhalter durch die Galaxis schrieb, die Bayreuther Festspiele besucht, was ihn auf die Idee mit den vogonischen Poesiewürdigungsstühlen brachte. An Herumlümmeln ist nicht zu denken, man sitzt die ganze Zeit mit kerzengeradem Rücken, Orthopäden würden vor Freude weinen (und am Eingang Thrombosestrümpfe verkaufen).

Um es kurz zu machen: Es war großartig. Der Sound war gewaltig, die Musik setzte ohnehin auf Überwältigung und schaffte das auch spielend, man vergaß die Zeit – und sogar den Wagnerwürdigungsstuhl unter dem eigenen Hintern. Mehr Lob ist eigentlich weder möglich noch nötig. Mir liefen Schauer über den Rücken, und immer wieder hörte man Leute ergriffen seufzen; einfach toll. Schade nur, dass immer, wenn man sich gerade richtig in die Musik fallen ließ, jemand zu singen anfing...

INFO: Im Jean-Paul-Jubiläumsjahr wirft Volker Strübing als Bayreuther Stadtschreiber einen Blick auf Bayreuth und Jean Paul. Zu lesen sind seine Eindrücke in seinem Blog Bayreuther Tagebuch und immer samstags im Kurier.