Vorsitzender des Imkervereins Bayreuth sieht keine Probleme Stadt-Imker als Trendsetter in Großstädten

Von Norbert Heimbeck
Der Fleiß der Bienen als Nektarsammler und Bestäuber unzähliger Pflanzen ist sprichwörtlich. Die Universität Hohenheim schätzt die wirtschaftliche Bedeutung der Biene alleine in Deutschland auf zwei Milliarden Euro pro Jahr. Foto: Marcus Führer, dpa Foto: red

„Im Moment gibt es kaum etwas Hipperes“ urteilte die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die „Süddeutsche“ schreibt von „urbanem Prestige“. In Berlin, Paris, New York machen es die Trendsetter vor: Sie halten Honigbienen auf Flachdächern, auf Balkonen und in winzigen Schrebergärten. Und in Bayreuth? Andreas von Heßberg träumt: „Schön wäre es, wenn wir die Oberbürgermeisterin dazu bringen könnten, dass wir Bienenkörbe auf der Dachterrasse des Rathauses aufstellen dürfen.“

 
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Der Vorsitzende des Imkervereins Bayreuth schickt gleich hinterher: „Die Stadt ist eigentlich ein ideales Bienenrevier. Jeder, der gerne Honig isst, müsste Interesse daran haben, dass es den Bienen gut geht. Angst muss man nicht haben, Bienen sind harmlos.“ Und dann erzählt er die Story eines Imkers, der sein Volk auf dem Balkon angesiedelt hat: „Das ist kein Problem, man sollte aber darauf achten, dass die Bienen nicht gerade über den Liegestuhl anfliegen müssen.“

Auch wenn Imker immer wieder versichern, dass Bienen ungefährlich sind – viele Menschen pflegen ihre Ängste. Da kann es durchaus passieren, dass Nachbarn Einspruch erheben, wenn ein Städter im Reihenhausgarten ein Bienenhaus aufstellen will. Ob Vermieter die Bienenhaltung untersagen können, kann er nicht beantworten. Denn „Bienen sind ja keine Haustiere.“

Und weiter: „Mir sind in Bayreuth keine Verbote für Bienenhaltung bekannt. Wenn man mit ängstlichen Nachbarn konfrontiert wird, ist es das Vernünftigste, sie mal zum Bienenstand mitzunehmen. Ich bin sicher, diese Menschen schnell zu überzeugen, dass Bienen nur nützlich sind.“ Das Imkern ist für Heßberg mehr als ein Hobby: „Das Leben der Bienen ist hoch komplex. Die Tiere verfügen über ein effizientes Kommunikationssystem und haben außer Honig noch weitere interessante Produkte für den Menschen.“ Die Arbeit am Bienenstand ist für Heßberg Wissenschaft und Handwerk zugleich.

Der Vereinsvorsitzende hat festgestellt: „In der Bevölkerung ist eine gewisse Sensibilität für die Lage der Bienen angekommen.“ Allerdings würden verschiedene Probleme in einen Topf geworfen: die Gefährdung der Völker durch Krankheiten und Schädlinge, die Verödung der Kulturlandschaft und der Nachwuchsmangel in den Imkervereinen. Was der Gesundheit der Bienen dient, lernen Anfänger in Seminaren und natürlich von erfahrenen Imkern im Verein. Maiswüsten und andere landwirtschaftliche Monokulturen seien in der Stadt kein Problem. Heßberg: „Das Stadtgartenamt ist sehr fleißig, bepflanzt und pflegt die Grünflächen in Bayreuth. Und auch im Botanischen Garten fühlen sich Bienen sehr wohl. Das Angebot an Blütenpflanzen in der Stadt ist sehr groß.“ Jedermann könne den Bienen das Pollen- und Nektarsammeln erleichtern, wenn entsprechende Pflanzen in Gärten und Balkonkästen kultiviert würden.

Und der Nachwuchsmangel? Die Mitglieder des Bayreuther Imkervereins sind durchschnittlich 70 Jahre alt, sagt Heßberg. Jüngere Imker seien zur Fortführung des Hobbys dringend nötig: „Auch ein Vierzehnjähriger kann schon die Verantwortung für ein Bienenvolk übernehmen.“ Der Verein stelle Anfängern natürlich erfahrene Ansprechpartner zur Seite.

Neben den schon genannten Vorteilen sieht Heßberg weitere Punkte, die für das Imkern in der Stadt sprechen: „Die Vielfalt der Pflanzen auch aus anderen Ländern in den Stadtgärten verlängert die Blütezeit – wenn der Nektar zu Ende ist gibt’s noch Pollen. Das hilft den Bienen, ihre Wintervorräte anzulegen. Das Mikroklima in der Stadt ist wärmer als auf dem flachen Land, auch das hilft beim Überwintern.“ Der Platzbedarf für ein Bienenhaus ist gering, auch Schulgärten würden sich anbieten.

Und die Idee mit den Bienen auf der Rathausterrasse? Heßberg: „Das ist ein Gag, aber denkbar wäre es schon. Es gibt in Bayreuth viele geeignete Dächer, man muss nur aufpassen, dass der Standort im Sommer nicht zu heiß wird.“

Info: Interessenten finden auf der Internetseite des Vereins ein Kontaktformular für Anfragen. Hier gibts weitere Infos zur Bienenhaltung in der Stadt. In diesem Video (6:43 min) berichtet David Graves von seiner Arbeit: Er hält seine Bienen auf den Dächern von Manhattan.

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