Vor der ersten Radtour Das Fahrrad frühlingsfit machen

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Bei schönen Wetter ist eine ausgiebige Radtour ins Grüne sehr beliebt. Doch vor der ersten Ausfahrt im Frühling sollte jeder Radbesitzer seinen Drahtesel gründlich durchchecken .

 
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„Ich fahre leidenschaftlich Radtouren“, sagt der 74 Jahre alte Klaus Gottfried. Allerdings versteht er darunter keine herkömmlichen Ausflüge mit dem Fahrrad. Wenn er von seinen Fahrradtouren schwärmt, meint der Rentner extreme Strecken. „Der nördlichste Punkt, den ich mit dem Fahrrad erreicht habe, war Finnlands Hauptstadt Helsinki.“ Solche Vorhaben brauchen laut ihm einiges an Vorbereitung. Besonders das Fahrrad muss genauestens überprüft werden. Klaus Gottfried erklärt, wie er dabei vor geht. Gleichzeitig hilft er seinem Enkel Ben Gottfried, dessen Fahrrad frühlingsfit zu machen.

Reinigung: „ Zu allererst reinige ich das Fahrrad“, sagt Gottfried. Er fährt fort: „Dadurch lassen sich später mögliche Mängel besser finden und leichter beheben.“ Mit einem Schwamm, Wasser und Spülmittel gehe es am einfachsten. Von einem Hochdruckreiniger rät er jedoch ab. „Dadurch kann Wasser in die Lager kommen.“ Statt Spülmittel könne man auch einen speziellen Fahrradreiniger verwenden. „Ich sprühe damit immer den Rahmen und alle Anbauteile ein. Dann lasse ich das Mittel kurz einwirken.“ Den Dreck wischt er mit einem Schwamm ab. Für die feineren Teile und die verwinkelten Ecken des Rades empfiehlt Gottfried eine Bürste: „Eine Zahnbürste eignet sich hierfür recht gut.“ Dann lässt er sein Rad trocknen. Die übrigen Wasserränder poliert er zum Schluss noch mit einem Lappen weg. Nun ist das Fahrrad sauber. Der Frühlings-Check kann losgehen.

Arbeitsplatz: Klaus Gottfried klemmt das Fahrrad in einen Montageständer. „Manchmal lege ich das Rad auch verkehrt herum auf den Lenker.“ Der Grund: „ So kann ich alle Teile gut erreichen, die Räder problemlos drehen, und das Fahrrad kann obendrein nicht umfallen.“ Bens Großvater legt unter den Montageständer ein Laken. „Dadurch schütze ich sowohl das Fahrrad als auch den Boden und verhindere Kratzer und andere Beschädigungen.“ Außerdem gibt er einen hilfreichen Tipp: „Wenn man ein helles Laken verwendet, lassen sich runtergefallene Kleinteile leichter finden.“

Reifen: Beim Reifen-Check beginnt Klaus Gottfried immer damit, die Felgen zu kon-trollieren. Indem er das Rad dreht und einen Gegenstand daneben hält, schaut er nach, ob es rundläuft. Sind die Felgen in Ordnung, ist der Abstand zum Gegenstand immer gleich. Eiert es einer Stelle, checkt der Fahrradliebhaber ab, warum das so ist. „Wenn die Felge verbogen ist oder nicht rundläuft, dann ist es besser, eine Fachwerkstatt aufzusuchen“, sagt er.

Außer den Felgen muss auch der Mantel überprüft werden. „Ich schaue immer am Reifenprofil, ob der Mantel Risse oder andere Beschädigungen aufweist.“

Ist das nicht der Fall, geht die Reifen-Kon-trolle weiter. „Nun pumpe ich den Reifen auf“, sagt Klaus Gottfried. Denn während der Lagerung könne Luft aus den Reifen entweichen. Ob der Reifen überhaupt aufgepumpt werden muss und welcher Druck der passende ist, erklärt er zudem: „Ich drücke immer mit dem Daumen auf den Reifen. Lässt sich der Reifen mehr als einen Zentimeter eindrücken, muss ich ihn mit einer Luftpumpe aufpumpen. Auf der Außenseite des Mantels ist der passende Luftdruck angegeben.“

Bremsen: „Funktionierende Bremsen sind lebenswichtig und sollten in jedem Fall kon-trolliert und gegebenenfalls instand gesetzt werden“, betont Klaus Gottfried. Das sei gerade nach längeren Ruhephasen notwendig. Ein häufiges Verschleißteil bei den Bremsen seien die Bremsbeläge. Diese lassen sich laut Gottfried bei Felgenbremsen problemlos austauschen. „Wenn die Markierungen an den Belägen abgenutzt sind, ist es an der Zeit, die Beläge zu erneuern“, erklärt er. Für komplexere Reparaturen, wie Reparaturen an modernen Scheibenbremsen, sei ein Fachmann zuständig.

Auch die Bremszüge dürfe man bei der Kontrolle nicht vergessen. Sie übertrügen die Bremskräfte auf die Bremse und könnten sich durch die hohe Belastung leicht abnutzen. „Nachdem ich sie von Schmutz und Rost befreit habe, fette ich die Bremszüge nach.“ Dafür eigne sich Kriechfett besonders gut.

Ketten: „Die Kettenschaltungen verstellen sich, wenn das Fahrrad lange steht“, erklärt Klaus Gottfried. Tut man nichts, rattere die Kette oder es komme zu ungewollten Gangwechseln. „Die Kette ist das Wichtigste, ohne die bleibt man stehen“, wirft Enkel Ben ein. Zum Nachjustieren bewegt sein Großvater die Zugspannschraube. Die Schraube befindet sich an den zwei Kabeln, die an der Schaltung sind. Dabei erklärt er: „Wenn man die Schraube im Uhrzeigersinn dreht, bewegt sich die Kette zum größeren Ritzel (Kettenrad) hin und umgekehrt.“ Größere Reparaturen oder sogar der Austausch der Kette führt laut Gottfried besser ein Fachmann aus.

Läuft die Kette wieder rund, befreit der Fahrradliebhaber sie vom Schmutz. Dabei lässt er sie durch einen alten Lappen laufen. Im Anschluss ölt er die Kette: „Ich spritze dazu einen Tropfen Öl in jedes Kettenelement und lasse die Kette dann einige Male im Leerlauf durchlaufen.“

Licht: Funktionieren die Scheinwerfer oder das Rücklicht nicht, ist laut Gottfried in den meisten Fällen die Glühlampe defekt. Es könne jedoch auch sein, dass sich eine Kabelverbindung gelöst hat. Dafür gebe es eine einfache Lösung: „Kommt das vor, tausche ich die Lampe aus und stecke die Kabelverbindungen wieder fest.“

Lenker und Sattel: Ob Sattelhöhe und Sattelneigung noch optimal auf die Körpergröße seines Enkels eingestellt sind, überprüft Klaus Gottfried zum Schluss.

Abschluss: Einer Fahrradtour steht nun nichts mehr im Wege. Doch Klaus Gottfried geht lieber auf Nummer sicher und prüft zuvor, ob alle Schrauben festgezogen sind und justiert einige bei Bedarf nach.

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