Ein kurzes „Oh“ ist bei den Freien Wählern (FW) zu hören. Sonst nichts, als um 18 Uhr die Prognose des Bayerischen Rundfunks (BR) über die Leinwand in der Fluggaststätte Strößenreuther  am Speichersdorfer Flugplatz flimmert. Zunächst rund  30, später  50,  Anhänger der FW aus Stadt und Landkreis verfolgen hier die Wahlergebnisse zusammen.  
Gut 14 Prozent. Was da als Prognose erscheint, ist das  historisch beste Ergebnis der FW jemals – und löst dennoch keinen Jubel aus. Weil es deutlich weniger ist, als  Umfragen zuvor versprachen. Und die FW sind – laut der allerersten Hochrechnung –  auch hinter Grünen und AfD wohl nur viertstärkste Kraft. Die Hoffnung geben sie  aber noch nicht auf. „Es wird bestimmt noch mehr“, sagt FW-Landes- und Bundeschef Hubert Aiwanger auf der Leinwand. Die Zuseher in der Fluggaststätte  hoffen das auch, sind zunächst aber ein wenig enttäuscht.
Im Laufe des Abends  wird die Stimmung  besser. Bei den BR-Hochrechnungen steigen die FW um Kommastelle für Kommastelle. Als  um 19.30 Uhr gleichzeitig die AfD   verliert, brandet Jubel auf. Drittstärkste Kraft im Maximilianeum werden, scheint plötzlich möglich. „Ich wollte 15 Prozent plus X, deshalb gab es zunächst  keine Euphorie, jetzt geht es aber in die richtige Richtung“, sagt Florian Wiedemann, Landrat und Vorsitzender der FW-Kreisvereinigung Bayreuth-Land, als eine neue  Hochrechnung 14,7 Prozent anzeigt. Auch zuvor wurde bereits gejubelt. Als ein Zwischenstand aus Pottenstein, der Heimatkommune von  Stefan Frühbeißer, dem FW-Direktkandidat im Stimmkreis Bayreuth, eingeblendet wird.  Nach sechs von zwölf Wahllokalen liegt er dort vor dem CSU-Kandidaten Franc Dierl.   Es ist allerdings  nur eine Momentaufnahme.
Im Laufe des Abends zeigt sich: Die Christsozialen holen das Direktmandat deutlich. Kurz nach 20 Uhr liegt Dierl etwa bei 34, Frühbeißer bei knapp 20 Prozent. Er muss eher noch befürchten, dass AfD-Direktkandidat Mario Schulze ihm nahe kommt, der zu diesem Zeitpunkt gut zwei Prozent dahinter liegt. Allerdings ist erst gut die Hälfte der Wahllokale ausgezählt.
„Ich bin sehr zufrieden“, sagt Frühbeißer, der mit seiner Lebensgefährtin Bettina Angerer die Ergebnisse zusätzlich zu den zwei Leinwänden im Saal noch auf einem Laptop verfolgt. „Ich liege  besser als der Bayern-Durchschnitt der FW, das ist für den Kandidaten immer ein positives Zeichen“, sagt der Pottensteiner Bürgermeister. „Es wäre vermessen, dass man das Direktmandat gegen einen CSU-Kandidaten gewinnt.“ Sein im Landkreis besseres Abschneiden als in der Stadt Bayreuth überrascht ihn nicht. „Mir war bewusst, dass ich im Kreis mehr Rückhalt habe. Und wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich auch in der Stadt mehr unterwegs sein können. Aber ich eben auch noch Bürgermeister.“
Auch mit dem Bayernergebnis ist  Frühbeißer  zufrieden. „Plus 2,7 Prozent,  läuft.“ Dass die Umfragen vorher noch mehr aussagten: geschenkt. „Umfragen unterliegen immer Schwankungen“, sagt Frühbeißer.  Das „bemerkenswerte Ergebnis“ der FW sei darauf zurückzuführen, dass deren Kandidaten  in den Kommunen „auf unterschiedlichsten Ebenen sehr gute Arbeit machen“. Und das komme beim Wähler an.  Angesichts des starken Ergebnisses der AfD sei es nun der wichtigste Auftrag der politischen Mitte, „nicht nur übereinander zu schimpfen und zu streiten“, sondern „bessere Ergebnisse“ abzuliefern. In der Bundesregierung würden viele Handlungen zu sehr von Ideologie getrieben. „Dabei gibt es oft nicht nur eine Lösung, sondern braucht es unterschiedliche Lösungsansätze“, sagt Frühbeißer. Als Beispiele nennt er die Energiewende und Flüchtlingsthematik.  Ob er über die Liste in den Landtag einzieht, steht für Frühbeißer da noch nicht fest. Er zeigt sich nach  ersten Ergebnissen aber optimistisch, da er auf einige Stimmen aus anderen oberfränkischen Stimmkreisen hofft.  
Landrat und Kreisvorsitzender Wiedemann ist nach dem  Rückschlag um 18 Uhr zwei Stunden später ebenfalls sehr positiv gestimmt. „Wir sind die, die deutlich zulegen konnten, weit über zwei Prozent.“ Damit könne man sehr zufrieden sein. „Es gab nicht wenige, die gesagt haben, uns könnte es gehen wie der FDP“, sagt Wiedemann. Im Gegensatz  sei es den FW aber gelungen, „unsere Themen einzubringen“. Auch in der Region. Wiedemann lobt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Umweltminister Thorsten Glauber – deren Plakate  an den Wänden der Gaststätte hängen. „Sie haben sich in Sachen Wirtschaftsförderung bei Therme und Seilbahn viel ins Zeug gelegt.“ Auch das Thema Wasserstoff habe man vorangebracht. Das Ungleichverhältnis zwischen Stadt und Land sei nicht auf den Kandidaten  Frühbeißer zurückzuführen. „Je größer die Städte, desto schwerer tun sich die FW. Das ist relativ normal. In der Wahrnehmung sind wir eine Partei, die sich mehr für die Interessen der Landkreise starkmacht.“
Doch es sind auch einige Vertreter aus der Stadt Bayreuth – wo die FW als Bayreuther Gemeinschaft firmieren – anwesend. Und freuen sich, als die FW um 20.30 Uhr über 15 Prozent steigen. „Ich sehe das  Ergebnis für bürgerliche Parteien als ein gutes Ergebnis, da kann man gut weiterarbeiten“, sagt Brigitte Merk-Erbe, bis 2020 Oberbürgermeisterin in Bayreuth.  Das Abschneiden von Frühbeißer nennt  sie gar „herausragend“. Der Unterschied im Ergebnis zwischen Land und Stadt sei nicht auf eine Schwäche in der Stadt, sondern auf die hervorragende Arbeit zurückzuführen, die viele Bürgermeister im Landkreis leisten würden. Die Mienen, sie sind nicht nur bei ihr jetzt ganz andere als um 18 Uhr.