Viele Besucher in der Autobahnkirche ZDF-Fernsehgottesdienst aus Trockau

Von Richard Reinl
Das ZDF sendete aus der Trockauer Autobahnkirche seinen Fernsehgottesdienst. Foto: Richard Reinl Foto: red

Von solchen Besucherzahlen kann Pfarrer Josef Hell ansonsten nur träumen: Rund 700 000 Gläubige dürften am Sonntag den ZDF-Fernsehgottesdienst zum „Tag der Autobahnkirchen“ aus St. Thomas in Trockau an ihren Bildschirmen verfolgt haben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Für viele von ihnen sicher eine Unterbrechung im Alltag, die Erzbischof Ludwig Schick in seiner Predigt als Problemlöser angemahnt hat. Kaum war am Donnerstag nach der Kirchturmsanierung das letzte Gerüstsegment abgebaut, rückte schon der ZDF-Tross aus Mainz an mit 27 Mitarbeitern, mehreren Lastwagen an Gerät und riesigen Übertragungswagen. Sie verwandelten die Trockauer Kirche in ein Fernsehstudio, sorgten mit 40 Scheinwerfern für eine interessante Ausleuchtung und mit 25 Mikrofonen für einen glasklaren Ton. Fünf Kameras übertrugen schließlich das Geschehen live hinaus in das gesamte deutschsprachige Gebiet. Mindestens ebenso viele freiwillige Helfer hatten vorher schon ihr Gotteshaus auf Hochglanz gebracht, aber auch Kirchenbänke ausgebaut, um Platz zu schaffen für die aufwendige Technik, und die Teppiche eingerollt, um für die fahrbaren Kameras perfekte Laufwege bieten zu können.

Protagonisten standen schnell fest

Im Jahr 2010, als St. Thomas zur Autobahnkirche erhoben worden ist, hatte der Sender erstmals wegen einer Liveübertragung in Trockau angefragt. Damals hatte Pfarrer Josef Hell noch um etwas Geduld gebeten, doch jetzt ging es sehr schnell, als bei der Konferenz der Autobahnkirchen die Wahl auf den Marktflecken fiel.

Die Protagonisten standen schnell fest: Neben Erzbischof Ludwig Schick zelebrierte Pfarrer Josef Hell die Messe, der St. Thomas-Chor unter Leitung von Ottmar Schmitt sorgte für die musikalische Umrahmung, die Lesungen und Fürbitten trugen die bewährten Lektoren vor. Lediglich beim Organisten mussten die Trockauer für Ersatz sorgen, erwartet doch Ludwig Schmitt aus der Hedelmühle in diesen Tagen Nachwuchs. Für ihn sprang deshalb Georg Schäffner aus Gößweinstein ein.

Lob für die Trockauer

Am Samstagabend bei der Generalprobe wurde es dann ernst, standen doch die Verantwortlichen der Aufnahmeleitung mit der Stoppuhr hinter jeder Kamera, um peinlich genau auf die Einhaltung der sekundengenau getakteten Zeiten zu achten. Sie lobten die Trockauer anschließend in den höchsten Tönen, hatten sie doch beinahe eine Punktlandung hingelegt: „Das war hervorragend. Man denkt, die Trockauer hätten das schon öfter gemacht. Es gibt nur ganz wenige Kleinigkeiten zu korrigieren.“ Die vorgegebene Zeit von 44 Minuten und 33 Sekunden wurde auch nur um etwa zwei Minuten überzogen. Dafür fiel dann am Sonntag ein Lied etwas kürzer aus.

Erfrischend kurz war wegen des Zeitdiktats auch die Predigt des Erzbischofs, der zu Unterbrechungen in allen Lebenslagen aufrief: Bei Fahrten auf der Autobahn, um anschließend entspannt weiterreisen zu können, im Alltag für Unterhaltungen mit der Familie oder den Nachbarn, im Arbeitstrott des Berufs und nicht zuletzt bei Kriegshandlungen, um möglicherweise über Feuerpausen zum Frieden zu kommen. So gesehen, sei die Unterbrechung die kürzeste Form der Religion auf dem Weg zum Frieden, nach dem sich alle Menschen sehnen.

20 Telefone freigeschaltet

Zum Abschluss des Gottesdienstes lud Pfarrer Hell alle Fernsehzuschauer zu einem Besuch nach Trockau ein: „Sorgen Sie für eine Unterbrechung, wenn sie auf der Autobahn vorbeifahren und kehren sie bei uns ein.“

Außerdem waren im benachbarten Kindergarten während und nach dem Gottesdienst 20 Telefone freigeschaltet, an denen Fernsehzuschauer Fragen stellen konnten. Auch davon wurde aus allen Teilen der Bundesrepublik reichlich Gebrauch gemacht. Pfarrer Hell und Kirchenpfleger Hans Hümmer waren sich einig: „Eine hervorragende Werbung für die Autobahnkirche Trockau.“

Lesen Sie hierzu auch den Artikel TV-Gottesdienst live aus Trockau.