Bartels und der ADAC raten dazu, Theorie- und Praxisstunden möglichst kompakt zu absolvieren. "Für sechs bis acht Monate muss man sich das wie ein weiteres Schulfach vorstellen", sagt Bartels. Bei längeren Pausen zwischen den Einheiten bestehe die Gefahr, das Erlernte wieder zu vergessen, heißt es vom ADAC. Es schade auch nicht, ein paar Stunden mit den Eltern auf dem Verkehrsübungsplatz zu verbringen und die Preise der Fahrschulen genau zu vergleichen. Letztlich gelte zudem: Erst dann zur Prüfung anmelden, wenn man sich sicher ist - und die Kosten für eine Wiederholungsprüfung vermeiden.
Union fordert mehr Training am Simulator
Ideen für günstigere Führerscheine kamen vor einigen Tagen auch aus den Reihen der Opposition. Nach Auffassung des verkehrspolitischen Sprechers der CDU, Florian Müller, könnten Führerscheine unter anderem durch Digitalisierung günstiger werden. Die Arbeitsgruppe Verkehr der Unionsfraktion schlägt in einem Papier vor, verstärkt Fahrsimulatoren bei der Ausbildung einzusetzen, um so die Zahl der praktischen Fahrstunden zu reduzieren. Außerdem soll der Theorieunterricht teilweise digital erfolgen. Auch sollen bei Bedarf Soldaten oder Polizisten Fahrprüfungen abnehmen. Lange Wartezeiten auf einen Prüfungstermin sollen damit verhindert werden, in denen die Fahrschüler weiter Fahrstunden nehmen müssten, um das Gelernte nicht zu vergessen.
SPD will wissenschaftliche Untersuchung abwarten
"Der Führerschein darf nicht zum Luxusgut werden", sagt auch der stellvertretende verkehrspolitische Sprecher der mitregierenden SPD-Fraktion, Mathias Stein, der Deutschen Presse-Agentur. Das aus seiner Sicht drängendste Problem - hohe Durchfallquoten bei theoretischen und praktischen Prüfungen - werde von der Union aber gar nicht thematisiert. Vor allem aber gebe es ohnehin gerade wissenschaftliche Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen dazu, wie die Fahrschulausbildung modernisiert werden kann. Diese Ergebnisse sollten zuerst abgewartet werden, meint Stein.
Um dem Prüfermangel zu begegnen, hält er es für besser, Anforderungen an sie zu senken. Bisher müssen Prüfer unter anderem ein Ingenieursstudium nachweisen. Die in der Grünen-Fraktion für Führerscheinwesen und Verkehrssicherheit zuständige Swantje Michaelsen spricht sich zudem dafür aus, dass neben dem TÜV und der Dekra weitere Unternehmen Prüfungen abnehmen dürfen.
Fahrlehrerverband: Fahrsimulator keine ernsthafte Option
Fahrlehrer Bartels meint, die Vorschläge aus der Union "entbehren jeglicher Realität". Fahrsimulatoren könnten lediglich erste Schritte ermöglichen, damit Fahrschüler in der ersten Fahrstunde besser vorbereitet sind. Auch Gefahrensituationen könnten so trainiert werden. Ein großflächiger Einsatz in der Ausbildung sei aber nicht denkbar, erst recht nicht für die Sonderfahrten. Die Geräte seien nicht mit Simulatoren wie in der Flugausbildung zu vergleichen. Auch digitale Unterrichtsstunden hält er für unsinnig, da beispielsweise nicht nachgefasst werden könne, ob die Schüler wirklich aufpassen. Das ginge letztlich zulasten der Verkehrssicherheit.