Experten empfehlen verschiedene Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Arbeitgeber sollten ältere Menschen bei Stellenausschreibungen gezielter ansprechen. Außerdem sei es sinnvoll, mit einer altersgerechten Arbeitsgestaltung Anreize zu setzen, um Beschäftigte länger zu halten - sei es durch einen ergonomischen Arbeitsplatz, Angebote im Gesundheitsmanagement, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten. Der Anteil der Erwerbstätigen zwischen 55 und 64 ist zuletzt gestiegen. Im Jahr 2023 lag er bei 57 Prozent, 2013 waren es noch 43 Prozent.
Die Verkehrsunternehmen zögen bei der Personalsuche schon jetzt "alle Register", sagte VDV-Fachmann Kraus. "Etwa damit, dass Quereinsteigern, Geflüchteten oder dem Nachwuchs ein leichterer Einstieg ermöglicht wird." Die Branche versuche zudem, mehr Frauen für die Berufe zu gewinnen und schon bei der jüngeren Generation auf die "Vorzüge in Bezug auf Sicherheit und Klimaschutz hinzuweisen".
Verkehrswende erfordert 110.000 neue Beschäftigte
Verkehrsunternehmen wie die Rheinbahn kennen das Nachwuchsproblem gut. In dem Düsseldorfer Unternehmen, das insgesamt 3500 Beschäftigte hat, geht in den nächsten Jahren jeder dritte Fahrdienst-Mitarbeiter in Rente. "Gerade für Quereinsteigende ist dies eine attraktive berufliche Perspektive. Durch unsere Fahrausbildung können wir in drei bis sechs Monaten Menschen dazu befähigen, einen gesellschaftlich anerkannten Beruf zu erlernen und eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen", sagte Vorstandssprecherin Annette Grabbe.
Als Anreiz bietet die Rheinbahn einen unbefristeten Arbeitsvertrag, zahlt schon während der Fahrausbildung das volle Gehalt und übernimmt bei der Busausbildung auch die Kosten für den Führerschein. Nach Angaben des Unternehmens gibt es aktuell etwa 100 Personen, die 67 oder älter sind und als Mini-Jobber Rheinbahn-Busse oder -Bahnen lenken. Auch die Essener Ruhrbahn bemüht sich darum, Mitarbeiter länger im Beruf zu halten. Im vergangenen Jahr wurde eine Betriebsvereinbarung geschlossen, die die Rahmenbedingungen für eine Beschäftigung über den Regelrenteneintritt hinaus festlegt.
Laut einer Umfrage des VDV müssten bis zu 8000 Fahrer eingestellt werden, um das altersbedingte Ausscheiden von Mitarbeitenden zu kompensieren und den Status quo aufrechtzuerhalten. Für die Verkehrswende müssen bundesweit bis 2030 weitere 110.000 Beschäftigte eingestellt werden.
Die Bundesregierung hat zuletzt die Regelungen gelockert, um mehr Nicht-EU-Bürger auf den Arbeitsmarkt zu locken. Am 1. März trat das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung in Kraft. Menschen aus Drittstaaten können künftig in Deutschland arbeiten, wenn sie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und einen im Herkunftsland staatlich anerkannten Berufs- oder Hochschulabschluss haben. Sie müssen keine in Deutschland anerkannte Ausbildung vorweisen.
In immer mehr Bundesländern werden derzeit neue Tarifabschlüsse mit besseren Arbeitsbedingungen abgeschlossen. Unternehmen und Gewerkschaften hoffen gleichermaßen, dass damit wieder mehr Menschen für die Arbeit im ÖPNV gewonnen werden können.