Chance Nummer eins im Jahre 2015: Villa Wahnfried und das neue Museum dort. Richtig, noch ist nicht geklärt, wie der Unterhalt der Einrichtung bezahlt werden soll. Aber man kann sich ja auch mal darauf konzentrieren, was dort für den Wagner-Mythos geleistet werden kann: Wagner und sein Werk, umfassend dokumentiert, und das auf dem Stand der kritischen Wissenschaft.

Chance Nummer zwei: die Landesgartenschau 2016. Was man aus so einem Großereignis machen kann, hat Bamberg erst vergangenes Jahr gezeigt. Und Chance Nummer drei 2017: Die Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses. Schon jetzt fragen immer wieder Touristen nach dem Barock-Juwel und ziehen einigermaßen enttäuscht ab, wenn sie hören, dass da noch die Handwerker regieren. Aber, gemach, das kann noch werden, die Restaurierungsarbeiten liegen im Zeitplan, hört man. Wenn’s hinhaut, dann steht Bayreuth vor einem der interessantesten Abschnitte seiner jüngeren Geschichte. Drei Jahre, drei Chancen – das sollte doch gut reichen, um Bayreuth einen ganz gehörigen Schub zu geben.

Dann jedenfalls, wenn Bayreuth seine Hausaufgaben macht.

Beispiel Markgräfliches Opernhaus. Ins Redoutenhaus in engster Nachbarschaft wird das Informationszentrum des Weltkulturerbes einziehen, mit einer Präsentation, die weit über die Geschichte Wilhelmines und ihres Gatten Friedrich hinausreicht. Auch die jüdische Geschichte dieses Teils der Innenstadt wird dann beleuchtet werden, verspricht die Schlösserverwaltung. Und: Sie will weitere Objekte dazupacken. Schloss Fantaisie, Sanspareil, Eremitage, Neues Schloss: Dafür soll eine gemeinsame Vermarktung her.

Dafür müssen die Bayreuther rechtzeitig vor der Wiedereröffnung des Opernhauses ein touristisches Paket geschnürt haben. Dass Bayreuth zwei der bedeutendsten Opernhäuser der Welt besitzt, dass Bayreuth mehr ist als Wagner, ja, dass im Angebot „Bayreuth“ mehr vorhanden ist, als die Stadt selbst: Dafür gilt es rechtzeitig zu werben, und zwar nachhaltiger und weiträumiger als fürs Wagner-Jahr. Ja, und es wäre schön, könnte man so etwas wie den „Bayreuther Barock“ erneut etablieren – aber darum müsste man sich schon jetzt kümmern. Drei Jahre – das ist in der Planung von Konzert- und Theaterbetrieb nicht eben eine lange Zeit.

Kümmern muss man sich auch jetzt schon um das Rahmenprogramm für die Landesgartenschau. So eine Schau setzt mehr voraus als nur Erdbewegung, dazu gehört Kultur, dazu gehört Programm in der Stadt. Dazu gehören zumindest kosmetische Operationen an wichtigeren Punkten der Stadt. Kaum auszudenken, welche Traumata Bahnreisende erleiden, die – auf kunstvoll arrangiertes Grün eingestellt – auf ihrem Weg zum Landesgartenschau-Gelände den öden Annecyplatz passieren.

Wie man sieht, hat Bayreuth einigen Grund zur Vorfreude – und auf der anderen Seite noch eine Menge zu erledigen. Gut wäre es, die Stadt würde sich konzentrieren auf diese drei Jahre. Und auf weniger wichtige oder gar unnötige Projekte verzichten.

Zum Beispiel auf den Umbau der Stadthalle in ein Kongresszentrum. Was auch immer die Stadt Bayreuth mit der ollen Reithalle zu erreichen hofft, die Energie sollte man sich sparen. Mit dem Markgräflichen Opernhaus gibt’s mehr zu holen.


michael.weiser@kurier.tmt.de