Die Fakten: Kopfschütteln bei den Verantwortlichen von Bayreuth Event & Festival. 2012 und 2014 waren es Fußballfeste, die tausende Fans in der Bayreuther Innenstadt gefeiert hatten. So sollte es jetzt zur EM in Frankreich wieder werden. Aber: Anders als 2012 und 2014 verlange die Stadt eine Sondernutzungsgebühr für die gesamte Fläche, die der gemeinnützigen Verein nutzen wollte, sagt dessen Pressesprecher Andreas Türk. Pro Veranstaltung wären das 3000 Euro.  "Das können wir nicht leisten", sagt Türk. Der Verein hätte die Kosten für die Technik und die Sicherheit für das Public Viewing, das keinen Eintritt kosten sollte, getragen. So wie bei den Turnieren zuvor. Doch die Gebühr, die die Stadt jetzt für das Nutzen des öffentlichen Raums in der Innenstadt will, sprengt das Budget.

"Die Stadt Bayreuth beruft sich auf ihre Haushaltssituation und den Hinweis der Regierung von Oberfranken, dass die Stadt die Einnahmen zu erhöhen habe", sagt Axel Gottstein, Vorsitzender von Bayreuth Event & Festival. Gottstein kontert: Der Verein wolle von der Stadt kein Geld. Sondern nur den Erlass von Gebühren für eine nicht-kommerzielle Veranstaltung. Das sei kein Rechtsbruch und auch kein Verstoß gegen die Weisung der Regierung. Sondern nur ein Fortsetzen der bisherigen Politik. "Die Stadt verstößt gegen ihre eigene Satzung", sagt Gottsetin. Darin sei festgelegt, dass die Gebühr für gemeinnützige und kostenlose Veranstaltungen erlassen werden kann. „Das hat die Verwaltung in der Vergangenheit so gehandhabt und nur so konnte unser Verein Veranstaltungen auf die Beine stellen“, sagt Gottstein. Das kostenlose und nicht-kommerzielle Public Viewing sei gerade für junge Menschen ein  Anlaufpunkt und Kontrast zu kommerziellen Fußball-Übertragungen in Gaststätten und Biergärten gewesen. „Wir werden die Angelegenheit von der Regierung prüfen lassen, weil die Stadt unserer Ansicht nach willkürlich gegen geltendes Stadtrecht verstößt und auch anderen Vereinen die Möglichkeit nimmt, auf öffentlichen Flächen Veranstaltungen anzubieten“, sagt Gottstein.

Das sagt die Stadt: Außer einer mündlichen Anfrage und ein paar in den Medien kommunizierten Andeutungen gibt es nichts Belastbares von Bayreuth Event & Festival. Schon gar keinen Antrag. Dabei wäre es dringend notwendig, Absprachen mit der Feuerwehr, der Polizei und der Stadtverwaltung zu treffen. Denn schon am Sonntag spielt die Nationalmannschaft. Und: Nachdem niemand in der Verwaltung wirklich wisse, was der Verein vorhat, könne man auch den Betrag von 3000 Euro pro Public Viewing nicht nachvollziehen.
Die Verwaltung handele keinen Deut anders als bei der EM 2012, sagt Stadtsprecher Joachim Oppold. Damals fand das Public Viewing auf dem Stadtparkett statt und der Veranstalter habe die Sondernutzungsgebühr von 2,56 Euro pro Quadratmeter und Tag für die kommerziell genutzten Flächen bezahlt.  "Public Viewing in der Innenstadt wäre auch aus unserer Sicht eine schöne Sache", sagt Oppold. "Deshalb appellieren wir an die Organisatoren von Bayreuth Event & Festival, möglichst umgehend konkrete Planungen vorzulegen." Dass die Stadt auf die Sondernutzungsgebühr verzichten wird, scheint indes unwahrscheinlich. Die Stadt sieht sich an ihre Satzung gebunden. Und in der heißt es laut Oppold: Die Stadt kann Veranstaltern öffentlichen Grund nur dann kostenlos überlassen, wenn die Veranstaltung klar im öffentlichen Interesse liegt. Und: Die Regierung schaut der Stadt bei freiwilligen Leistungen sehr genau auf die Finger.

Das sagt der Verein: Die Verwaltung handelt nicht anders? Doch, das tut sie, sagt Türk. Tatsächlich habe die Stadt während der EM 2012 Sondernutzungsgebühr verlangt. Allerdings nur für die Flächen, auf denen die Schankwagen standen. 1900 Euro waren das damals - für alle Public Viewings zusammen. Jetzt aber will die Stadt nach Türks Worten Gebühr für die gesamte Fläche. Das macht 3000 Euro - pro Veranstaltung. "Wir sind sehr wohl wieder bereit, wie 2012 die Gebühr für die Schankwagen zu bezahlen", sagt Türk. Aber eben nicht für die gesamte Public-Viewing-Fläche. Dass die Verwaltung darauf hinweist, die Stadt gönne jedem Veranstalter seinen wirtschaftlichen Erfolg, sehe ihre Rolle aber nicht darin, das betriebswirtschaftliche Risiko abzumildern, stinkt ihm. Der Verein wolle mit dem Public Viewing keinen Gewinn machen. Sollte ein Überschuss erzielt werden, geht der an ein soziales Projekt. Und auch das wisse die Stadt.

So geht es weiter: Jetzt geht die Angelegenheit in die Nachspielzeit. In der Hoffnung, dass die Stadt tatsächlich so verfährt, wie sie es bei der EM 2012 getan hatte, wird der Verein Bayreuth Event & Festival prüfen, ob auf die Schnelle technische Ausstattung für Public Viewing zur Verfügung steht und mit der Feuerwehr nach Standorten suchen. Denn wegen eines Klassik-Open-Airs und wegen des Bürgerfestes stehen weder der Ehrenhof noch das Stadtparkett zur Verfügung.

INFO: Nach Angaben aus dem Rathaus werden die Gaststätten „Die Laus“, "Herzogkeller" und „Buonissimo“  Leinwände oder Fernseher in ihren Außenbereichen aufstellen. Im Rahmen des Summer-Feelings vom 12. bis 24. Juni auf dem Uni-Campus sind ebenfalls Liveübertragungen zu sehen.