Sonst könne es passieren, dass sich gerade Menschen mit Geldsorgen aus diesem Grund - und nicht aus tatsächlicher Überzeugung - einen Organspendeausweis ausstellen lassen. „Wir wollen auch nicht, dass jemand aus finanzieller Not eine Niere verkauft. Daher ist das verboten“, sagte Augsberg. Sei der Weg einmal eingeschlagen und führe nicht sofort zum erhofften Erfolg, laufe man außerdem Gefahr, den Preis immer weiter in die Höhe zu treiben.
Eine Lotterie sei ein spielerischer Ansatz, der vielleicht sogar die Zahl der Organspendeausweise steigen lassen könnte. „Aus normativer Sicht ist es aber zweifelhaft, dass das einer diffizilen, komplexen Situation angemessen ist“, erklärte der Professor.
In Deutschland herrscht seit Jahren ein eklatanter Mangel an Spenderorganen. Zwar ist die Zahl der postmortalen Organspender im laufenden Jahr um elf Prozent auf 788 gestiegen, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) vergangene Woche mitgeteilt hatte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) machte aber deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich damit nach wie vor sehr schlecht abschneide. „Das ist beschämend und für die betroffenen Patientinnen und Patienten ist es lebensbedrohlich.“
Diskussionen um neue Modelle
Immer wieder wird über andere Modelle oder Verfahren bei der Organspende diskutiert. Dabei geht es vor allem um eine Widerspruchslösung. Diese würde bedeuten, dass jeder Mensch erstmal automatisch als Organspender gilt, wenn er nicht widerspricht.
Andere Möglichkeiten, mehr Spenderorgane verfügbar zu machen, seien neben organisatorischen Verbesserungen zum Beispiel Änderungen bei den Vorgaben für Organspenden, sagte Augsberg. So werde derzeit die Organentnahme nach einem Herzstillstand diskutiert, die in anderen Ländern schon möglich sei. In Deutschland müssen Ärzte den Hirntod des Betroffenen feststellen. „Solche Ansätze sind zwar weniger plakativ, aber letztlich erfolgversprechender.“
Beck und Prinz sehen zwar mögliche Probleme bei ihrer Idee - etwa dass sich auch Menschen mit ungesundem Lebenswandel als Organspender registrieren lassen könnten. Dies gebe es aber auch bei allen anderen Bemühungen, Organspender zu suchen. Damit sich niemand erst kurz vor der Auslosung einen Organspendeausweis holt und danach zurückgibt, soll die Bedingung für die Teilnahme an der Lotterie laut dem Vorschlag sein, dass man mindestens ein Jahr registriert sein muss.