Urlaub 2017: Griechenland hui, Türkei pfui

Touristen genießen die Sonne an einem Strand nahe der Stadt Kos auf der gleichnamigen griechischen Insel. Foto: Santi Palacios/dpa Foto: red

Die Nachfrage nach Urlaub in Griechenland boomt. Ägypten erholt sich. Nach dem schwierigen Jahr 2016 freut sich die Tourismusbranche derzeit über gute Nachrichten. Für Irritationen sorgt allerdings die türkische Politik.

 
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Die Reisebranche ist in Sommerlaune: Rechtzeitig zum Treffen auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin zeigen die Buchungszahlen für die kommenden Monate nach oben. «Viele Deutsche haben ihren Haupturlaub noch früher gebucht als sonst - zum Teil schon im November und Dezember vergangenen Jahres», berichtet der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig.

Branchenexperte Martin Lohnmann rechnet mit einem guten Jahr mit stabiler Nachfrage: «Die Urlaubslust ist ausgeprägt». Im vergangenen Jahr hatten Anschläge und politische Krisen in beliebten Reiseregionen die Touristik erschüttert.

Zur Zeit dagegen sorgen zahlreiche gute Nachrichten für Zuversicht. Griechenland liegt voll im Trend und steigt zum zweitbeliebtesten Ziel sonnhungriger Bundesbürger für den Sommer nach den Balearen auf, die Nachfrage nach Ägypten erholt sich allmählich. Gefragt sind auch Bulgarien oder Kroatien. Kreuzfahrten werden immer beliebter. «Die Ereignisse aus dem Jahr 2016 haben den Reisewillen der Deutschen nicht gebremst», sagte René Herzog, Chef der DER Touristik Central Europe jüngst.

Image der Türkei als Reiseziel weiter beschädigt

Düster sieht es allerdings weiterhin bei Türkei-Buchungen aus. Ende Januar lagen die Reisebüro-Umsätze für das Land am Bosporus 58 Prozent unter dem Stand von 2016. Im vergangenen Jahr hatte es bereits einen Einbruch um 40 Prozent gegeben.

Die provokanten Nazi-Vergleichen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan dürften kaum zu einer Trendwende führen - im Gegenteil. Wenn sich die teilweise antieuropäische und antideutsche Haltung weiter manifestiere, «wird das natürlich das Image der Türkei als Reiseziel für Deutsche weiter beschädigen», sagte Tourismusforscher Torsten Kirstges der «Neuen Osnabrücker Zeitung».

Gerade wenn es in Deutschland grau und kalt ist, planen viele Sonnenhungrige - auch gelockt von Frühbucherrabatten - die schönsten Wochen des Jahres. Die Januar- und Februarzahlen lassen also Rückschlüsse auf die Entwicklung des wichtigen Sommergeschäft zu.

Die gebuchten Umsätze lagen nach Angaben der GfK-Konsumforscher Ende Januar insgesamt 6 Prozent über dem schwachen Vorjahreszeitraum. Positiv entwickelten sich der GfK zufolge auch die ersten beiden Februar-Wochen.

Geld sitzt bei Bundesbürgern locker

Im vergangenen Jahr hatten Deutschlands Urlauber Ägypten, Tunesien und vor allem die Türkei gemieden - 2015 noch auf Rang drei der beliebtesten Auslandsziele. Einen Ansturm gab es dagegen auf Feriengebiete rund ums westliche Mittelmeer, insbesondere in Spanien. Fluggesellschaften und Veranstalter mussten Kapazitäten verlegen. «Die Verschiebung der Reiseziele hat der Branche viel Arbeit gemacht», sagt Lohmann, Geschäftsführer des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT).

«Die Deutschen verreisen nach wie vor. Der Veranstaltermarkt profitiert davon, aber nur unterdurchschnittlich», erläutert GfK-Expertin Dörte Nordbeck. Der Umsatz der Veranstalter sank 2016 gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro. Reisebüros verzeichneten einschließlich Geschäftsreisen ein Minus von 1,3 Prozent auf 24,5 Milliarden Euro.

Angesichts der robusten Konjunktur und der historisch günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt sitzt vielen Bundesbürgern das Geld locker. Sie sind in Kauflaune und davon dürfte auch die Tourismusbranche profitieren.

Ob sich das in steigenden Erlösen bei allen Unternehmen niederschlägt, ist allerdings fraglich: «Der Konkurrenzkampf ist hart, der Preiswettbewerb nagt an den Umsätzen», beschreibt Lohmann die Lage. Zudem wächst die Konkurrenz durch Produktportale wie Airbnb. «Wir rechnen in diesem Jahr insgesamt mit einem moderaten Plus gegenüber 2016», prognostiziert DRV-Präsident Fiebig.

dpa

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