Unter dem Mantel der Drogenprävention sollen Kinder und Jugendliche angesprochen werden – Behörden warnen Scientology-Verein plant Radtour nach Bayreuth

Von Peter Engelbrecht
Das Signet der Scientology-Organisation. Foto: Archiv Foto: red

Der Verein „Sag Nein zu Drogen – sag Ja zum Leben“, der nach eigenen Angaben von Scientology-Mitgliedern unterstützt wird, hat vom 20. bis 27. Juni eine Radtour durch Deutschland angekündigt. Sie soll der Drogenaufklärung dienen. Geplant ist die Tour von München nach Berlin, Station wird auch in Nürnberg und Bayreuth gemacht. Die Bayreuther Stadtverwaltung und die Regierung von Oberfranken warnen davor.

 
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Die Aktion fand bereits in den vergangenen Jahren statt, in diesem Jahr soll das Ziel die Aufklärung über die Droge „Crystal“ sein. Unterstützt wird die Aktion von BMX-Weltmeister Dominik Nekolny aus der Tschechischen Republik. Er soll Vorträge in Schulen halten und Kunststücke mit dem BMX-Rad vorführen. Das bayerische Kultusministerium hatte in einem Rundbrief am 11. Juni 2015 an alle Schulämter, Bezirksregierungen und die regionalen Ministerialbeauftragten vor der Radtour gewarnt. Der Veranstalter sei ein scientologischer Verein. In Nürnberg und Bayreuth seien während der Radtour Informationsveranstaltungen der Scientology geplant, um die Öffentlichkeit zum Thema Drogen anzusprechen. Vor allem Kinder und Jugendliche würden als Zielgruppe gesehen.

Die staatlichen Schulen seien auf Grundlage dieses Schreibens inzwischen über die Aktion informiert und aufgefordert worden, Lehrkräfte und Schüler entsprechend zu sensibilisieren, teilte der Pressesprecher der Stadt Bayreuth, Joachim Oppold, mit. Dies gelte auch für die beiden städtischen Schulen WWG und Städtische Wirtschaftsschule. Veranstaltungen der Organisatoren der Radtour werden dort nicht zugelassen.

Wann die Radtour in Bayreuth Station machen wird, ist der Stadt nicht bekannt. Eine Kontaktaufnahme der Veranstalter mit dem Rathaus erfolgte bislang nicht. Auch wurde bislang kein Antrag auf Sondernutzung öffentlicher Flächen etwa für einen Infostand oder Ähnliches gestellt.

Die Regierung von Oberfranken hatte das Schreiben des Kultusministeriums an die Berufsschulen und Förderschulen weitergegeben. Auch die Schulämter haben dieses Schreiben direkt vom Ministerium erhalten, so dass die Information über diese Radtour bei allen Schulen vorliegt, erläuterte Christoph Reichl von der Pressestelle der Regierung von Oberfranken.

Schulamtsdirektor Günter Roß mit Sitz im Landratsamt Bayreuth warnte davor, Scientology zu unterstützen. Die Organisation sei verfassungsfeindlich. Die Drogenprävention in Schulen liege bei der Polizei. Auch die Erzdiözese München und Freising warnte auf ihrer Homepage vor dem obskuren Verein. Die Aktion selbst werde von der langjährigen Scientology-Sprecherin Sabine Weber mitverantwortet, die Präsidentin der „Scientology Kirche Berlin e.V.“ sei. Die Aufklärungsarbeit und Aktionen des Vereins seien folglich von scientologischem Gedankengut geprägt und würden von Scientologen getragen, warnte die Erzdiözese. Allen Einrichtungen der Erzdiözese ist eine Teilnahme an der Aktion untersagt.

Für Außenstehende sei nicht klar zu erkennen, wer hinter dem Verein steckt, sagte Kirchenrat Matthias Pöhlmann, der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche in Bayern. Bei der Radtour werde versucht, vor allem an Kinder und Jugendliche heranzukommen. Scientology mache sich mit der Drogenprävention ein wichtiges Thema zu eigen. Er riet den Schulen, sich nicht zu beteiligen. Scientology ist laut Pöhlmann eine totalitäre Organisation.

Der Verein mit Sitz in München war für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar.

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