Ungute Entwicklung Turnhalle wird wesentlich teurer

Noch etwa ein Jahr wird die Generalsanierung der Selber Realschulturnhalle dauern. Foto: Florian Miedl

Die gestiegenen Baukosten treffen die Dreifachhalle der Selber Realschule voll. Jetzt haben die Handwerker auch noch ein weiteres Problem entdeckt.

 
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Der Wunsiedler Landrat Peter Berek ist ein Optimist. Vielleicht muss man dies in so einem Amt sein. Im Gespräch mit unserer Zeitung findet er angesichts einer prognostizierten Kostensteigerung von 35 Prozent bei der Generalsanierung der Realschulturnhalle Selb zumindest einen positiven Aspekt: „Das entspricht annähernd dem seit Anfang 2021 um 34,2 Prozent gestiegenen Baukostenindex.“ Da bei den Arbeiten an der Halle unerwartete Dinge wie Asbest an Rohrleitungen aufgetaucht seien, könne man noch halbwegs zufrieden sein.

Allerdings, und das verhehlt Berek nicht, bereiten die vom Architekturbüro Fugmann aus Falkenstein berechneten Mehrkosten von knapp 2,7 Millionen Euro dem Landkreis Kopfzerbrechen. „Wir müssen die 35 Prozent natürlich finanzieren und stellen entsprechende Förderanträge.“

Verheerender Wasserschaden

Notwendig geworden ist die Sanierung der Turnhalle mit der markanten, aus Stahlrohren bestehenden Dachkonstruktion, wegen Wasserschäden. Nach einem verheerenden Wolkenbruch im Juni 2018 ist die Halle regelrecht vollgelaufen. Da die Dachentwässerung nicht ausreichend war, lief das gesamte Abwasser über eine einzige Leitung ab. Das Wasser staute sich und drückte aus den Gullys in den Umkleiden und den Duschen heraus. Um die 30 Zentimeter stand das Wasser daraufhin in der Halle. Besonders ärgerlich: Der Sportboden war erst fünf Jahre zuvor ebenfalls wegen eines Wasserschades neu verlegt worden. Nach dem 2018er-Unglück stellten Gutachter fest, dass sich der Boden an manchen Stellen um bis zu einen Zentimeter gesenkt hatte. Selbst ein Spezial-Schleifgerät konnte ihn nicht mehr komplett glätten. Fortan war zwar noch Schul-, aber kein Wettkampfsport mehr möglich. Deshalb müssen zum Beispiel die Handballer des HSV Hochfranken ihre Heimspiele in Rehau austragen.

Auch der Kabinen- und Duschtrakt ist mittlerweile in den Rohbauzustand zurückversetzt worden. Foto: Florian Miedl

Die Mitglieder des Kreisbau- und Schulausschusses haben sich ein Bild vom Baufortschritt in der Realschulturnhalle verschafft. Aktuell befindet sie sich in einem Rohbauzustand. „Die Halle ist komplett entkernt, jetzt folgen der Aus- und Aufbau“, so Landrat Berek. Leider sei dabei an den Rohrleitungen Asbest festgestellt worden, was die Arbeiten verzögere und verteuere.

44 Schulklassen betroffen

Das bedeutet unter anderem, dass 13 Klassen der Siebensternschule und 31 der Realschule noch einige Zeit für den Sportunterricht in die Bogner- und die Jahnturnhalle ausweichen müssen. „Dass auch die Handballer des HSV Hochfranken ungeduldig werden, versteht sich“, sagt Berek. Laut Angaben des Architekturbüros Fugmann wird die Generalsanierung voraussichtlich im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein. Ursprünglich sollte die Halle bereits dieses Frühjahr bezugsfertig werden. Doch zunächst hatte sich die Baugenehmigung etwas verzögert und danach war es schwierig, Handwerker für das Projekt zu finden. Letztlich wird sich die Fertigstellung demnach im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen um etwa ein Jahr verzögern.

Die Halle selbst soll nach der Generalsanierung ihren unverwechselbaren Charakter weitgehend beibehalten. Insbesondere die Dachkonstruktion hatte es zum Beispiel den Planern des Büros Fugmann angetan. Sie sagten, dass das gespannte Stahlrohrbausystem das Zeug für den Denkmalschutz habe und unbedingt erhalten werden müsse. Auch die herausfahrbaren Tribünen sind unerlässlich, wenn in einem Jahr wieder Wettkampfsport stattfindet – im Falle der ersten Mannschaft der Handballer der HSV allerdings eine Klasse tiefer als bisher.

Es gibt keine Heizkörper mehr

„In den Kabinen wird es in Zukunft keine Heizkörper mehr geben, wir werden hier Fußbodenheizungen einbauen“, erläutert Berek. In der Vergangenheit habe es immer mal wieder Beschädigungen an den Heizkörpern gegeben.

Nachdem die Halle entkernt ist, beginnen demnächst die Arbeiten in den Umkleiden und Duschen. Als letzte Handwerker rücken die Bodenleger an, die den federnden Hallenboden einbauen. Dass bei der Sanierung die kompletten Sanitär- und Elektroanlagen erneuert werden, versteht sich ebenfalls. Berek: „Wie bei allen Generalsanierungen ist zudem eine komplette energetische Sanierung des Baukörpers vorgesehen, sodass der Energieverbrauch und in Folge die Energiekosten später im Betrieb erheblich sinken werden.“

Die Mitglieder des Kreisbau- und Schulausschusses haben sich nicht nur über den Baufortschritt informiert, sie mussten auch einige Entscheidungen treffen: So stimmten sie der Fortsetzung der Generalsanierung der Selber Realschulturnhalle zu, auch wenn diese um 35 Prozent teurer kommt. Auch beauftragten sie die Verwaltung, nach Möglichkeiten zu suchen, weitere Förderungen zu akquirieren. Letztlich werden allerdings fehlende Fördermittel durch den Einsatz von Eigen- und Fremdkapital ersetzt werden müssen.

10,5 Millionen Euro

Kostensteigerungen
Die vom Architekturbüro Fugmann prognostizierten Kosten für die Generalsanierung der Dreifachturnhalle der Selber Realschule belaufen sich auf 10,5 Millionen Euro. Ursprünglich waren die Kosten mit 7,8 Millionen Euro berechnet worden. Allerdings stiegen die Baupreise angesichts der Coronapandemie und des Ukrainekriegs binnen zweiter Jahre um 34,2 Prozent. Damit liegen die voraussichtlichen Baukosten um 2,7 Millionen Euro höher als noch 2021 vorgesehen. Nach dem aktuellen Stand der Prognosen muss der Landkreis Wunsiedel für die Generalsanierung einen Eigenanteil in Höhe von 4,27 Millionen Euro bezahlen.

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