Unfallstatistik Kulmbach Mehr Unfälle und Alkoholfahrten im Landkreis

Der Landkreis Kulmbach folgt dem bayernweiten Trend: Die Zahl der Verkehrsunfälle steigt um gut vier Prozent, weist die Statistik für das Jahr 2022 aus. Dabei ragen einige Details besonders heraus und machen den beiden Polizeiinspektionen Kulmbach und Stadtsteinach Sorgen. Mehr Prävention und mehr Kontrollen sollen nun Gegenpole setzen.

 
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2353 Verkehrsunfälle haben sich im vergangenen Jahr im Landkreis Kulmbach insgesamt ereignet. Zwei Menschen sind ums Leben gekommen, 288 verletzt. Dabei ist der Anstieg von rund vier Prozent wohl noch die geringste Sorge der Polizei. Denn zwei Bereiche, Alkoholfahrten und alkoholbedingte Unfälle sowie die Unfälle, in die Radfahrer verwickelt sind, stechen massiv heraus. „Während der Anstieg der Alkoholunfälle nur schwer erklärbar erscheint, steht die Steigerung der Fahrradunfälle vermutlich im engen Zusammenhang mit der stetig wachsenden Beliebtheit des Fahrradfahrens“, macht Verkehrssachbearbeiter Markus Lang den Versuch einer Erklärung und steht besonders bei den Alkoholfahrten vor einem Rätsel. Jeder Verkehrsteilnehmer weiß, was ihm mit zu viel Alkohol am Steuer droht, jeder weiß, welche besonderen Unfallrisiken damit verbunden sind. Trotzdem haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Verkehrsteilnehmer alle Bedenken über Bord geworfen – mit entsprechenden Folgen.
Die Polizeiinspektion in Stadtsteinach hat es (wie schon berichtet) bereits angekündigt: Die gestiegene Zahl an Trunkenheitsfahrten und -unfällen wird nun in diesem Jahr zu noch mehr Kontrollen führen. Im Inspektionsbereich Kulmbach hat das die selben Folgen, kündigt die Polizei bei der Vorlage der Landkreisstatistik über das Verkehrsgeschehen des vergangenen Jahres an. Doch auch an anderen Schrauben wird gedreht, um Unfälle möglichst zu vermeiden.
Um den Gefahren des Straßenverkehrs und der unterschiedlichen Teilnehmerart bestmöglich zu begegnen, sei es Aufgabe der zuständigen Behörden, darunter die  Straßenbaulastträger, Verkehrsbehörden, aber auch Polizei, die Voraussetzungen eines sicheren Verkehrsnetzes zu schaffen. „Hierzu gehört neben einem attraktiven Angebot für Fahrradfahrer auch ein möglichst gefahrenloser Einklang zwischen allen Verkehrsteilnehmern. Der beschränkte Verkehrsraum macht dies zu einer schwierigen Aufgabe, in der das Eingehen von Kompromissen unvermeidbar sein wird“, teilt die Polizei dazu mit.
Aber auch die Zielsetzung der polizeilichen Aufgaben müsse sich an der laufenden Entwicklung des Verkehrsverhaltens orientieren. „Die Alkoholunfälle zeigen auf, dass ein stetiger Kontrolldruck und das damit einhergehende Ziel einer Senkung der Alkoholfahrten nach wie vor unerlässlich erscheint“, heißt es. Zeitgleich müsse  aber auch weiterhin versucht werden, durch Präventionsveranstaltungen, wie zum Beispiel im vergangenen Jahr im Rahmen des Radfahrtages oder auch einem  Infostand im Mai am Marktplatz, der Problematik zu begegnen.
Doch die Polizei oder auch die Verantwortlichen für das Straßennetz können es allein nicht richten. Als dritte Säule der Verkehrsprävention sei auch ein bewusstes Verhalten der Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr geboten. Insbesondere die Fahrradunfälle zeigten auf, dass man nicht gedankenlos am Straßenverkehr teilnehmen sollte. Einmal mehr werden die Radler auch aufgefordert, zu ihrer eigenen Sicherheit einen Helm zu tragen, wenn sie unterwegs sind.
Verkehrssachbearbeiter Markus Lang mahnt: „Die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung und das Gebot der Rücksichtnahme tragen wesentlich zu einem unfallfreien Verkehrsfluss teil.“ Er kündigt auch an: Die Polizei werde alles unternehmen, um Fehlverhalten möglichst frühzeitig festzustellen und zu ahnden. Der Wunsch nach einer möglichst hohen Verkehrssicherheit  sei von vielen Faktoren beeinflusst und erfordere ein aufmerksames Handeln aller Beteiligten.

Sorge um Fahrradunfälle

Eine besorgniserregende Steigerung ist bei den Unfällen mit der Beteiligung von Fahrrädern im Landkreis festzustellen, warnt die Kulmbacher Polizei in ihrer Unfallstatistik für das vergangene Jahr. Während die Zahl der Unfälle mit Radfahrern von 2020 auf 2021 mit 43 stagnierte, stiegen diese Unglücke im Jahr 2022 auf 62. Bei 49 Unfällen in dieser Kategorie wurden Radfahrer als Verursacher registriert und 55 verletzt, hat Verkehrssachbearbeiter Markus Lang ermittelt. Sein Fazit: „Auch im Vergleich mit den in ganz Bayern bekannt gewordenen Unfällen mit der Beteiligung von Fahrradfahrern mit  einem Plus von 14,13 Prozent ist dies eine außergewöhnlich hohe Steigerung.“Fahrradfahren liegt weiter voll im Trend. Immer mehr Menschen sind mit dem Rad unterwegs. 81 Millionen Fahrräder gibt es laut Statista aktuell in Deutschland, 8,5 Millionen E-Bikes kommen hinzu. Doch keineswegs alle Radler halten sich an die Verkehrsregeln. Das ist auch im Landkreis Kulmbach nicht anders: Eine missbräuchliche Benutzung von Gehwegen oder das Benutzen von Fahrradwegen in falscher Richtung kommen öfter vor. Sogenannte „Geisterradler“, waren in Kulmbach wiederholt Gründe für einen Verkehrsunfall. Ein Beispiel: Im Herbst 2022 war ein Pkw-Fahrer mit seinem Wagen in der  Flessastraße in Kulmbach unterwegs und wollte nach rechts in die Wilhelm-Meussdoerffer-Straße abbiegen. Dabei kam es zu einer Kollision mit einem Radfahrer.  Der Mann war bei Dunkelheit ohne jegliche Beleuchtungseinrichtung auf dem Fahrradweg in falscher Richtung unterwegs gewesen, hat die Polizei ermittelt.

Zahlen und Statistiken

2353 Unfälle haben sich im vergangenen Jahr insgesamt im Landkreis Kulmbach ereignet (Vorjahr: 2262). Mit diesem Anstieg um 4,02 Prozent liegt das Kulmbacher Land geringfügig unter dem bayerischen Wert von einem Plus von 4,41 Prozent. In einem Fünfjahresvergleich lässt sich feststellen, dass nun nach dem Ende der Einschränkungen durch Corona die Zahl der Verkehrsunfälle wieder zu dem Niveau zurückkehrt, das vor der Pandemie geherrscht hatte, heißt es dazu im Bericht von Markus Lang, dem Verkehrssachbearbeiter der  Polizeiinspektion Kulmbach.

221 Unfälle mit Personenschaden, 288 Menschen verletzt, 63 von ihnen schwer. Das ist, was die schweren Unglücke angeht, die Unfallbilanz aus dem Landkreis Kulmbach für das vergangene Jahr.

32 Mal hat es im Jahr 2022 im Landkreis gekracht, weil Fahrer sich trotz Alkoholisierung hinters Steuer gesetzt hatten. 13 dieser Unfälle haben sich im Bereich der Polizeiinspektion Stadtsteinach ereignet, 19 im Inspektionsbereich Kulmbach. Das ist insgesamt im fünfjährigen Vergleich die höchste Zahl solcher Unfälle im Kulmbacher Land gewesen. 2018 waren es 25 Alkoholunfälle, die Jahre darauf ist die Zahl immer unter 20 geblieben. Bei 15 der 32 Alkoholunfälle im vergangenen Jahr gab es insgesamt 18 Verletzte. Die Polizei spricht von einem enormen Anstieg. Bei den vier drogenbedingten Unglücken endeten drei mit Blechschäden, allerdings sind bei einem Unfall zwei Menschen verletzt worden. 

41 Unfälle mit Motorrädern gab es 2022. Im Jahr zuvor waren es 34. Bei 26 der Unglücke im vergangenen Jahr wurden 41 Menschen verletzt, ein Biker verlor sein Leben. Bei 26 der 41 Unfälle hat die Polizei die Kradfahrer als Verursacher festgestellt.

373 Unfallfluchten wurden im Landkreis gemeldet, ein Plus von 9,06 Prozent. 162 Fälle konnten geklärt werden.

25  Unfälle waren mit Beteiligung eines Fußgängers (Vorjahr 20). Die waren aber nur in 7 Fällen die Auslöser. 19 Menschen wurden verletzt.

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