Die Gegend rund um Doñana ist ideal für den Anbau von Erdbeeren und Heidelbeeren. Das entdeckten findige Landwirte in den 1990er Jahren; heute kommen von hier 97 Prozent der spanischen Gesamtproduktion der roten Früchte. Der Boden ist gut, die Sonne scheint fast immer, und es ist warm. Hier lassen sich schon im November Erdbeeren ernten und in den Rest Europas exportieren, vor allem nach Deutschland, wo die Erdbeeren erst im Frühjahr sprießen.
Illegale Brunnen für den Beerenanbau
Das Problem in der Anbauprovinz Huelva ist das Wasser, was alle schon lange wissen. 2014 verbot die damalige linke Regionalregierung einen weiteren Ausbau der Anbaufläche. Aber sie versagte bei der Durchsetzung des Verbots. Der WWF, der bei der Erklärung Doñanas zum Nationalpark 1969 eine wesentliche Rolle spielte, schätzt die Zahl der illegal gebohrten Brunnen für den Beerenanbau auf rund 1000. Sie zu versiegeln ist eine Arbeit gegen viele Widerstände – und mitunter machen sich die Widerständler gewaltsam bemerkbar. Aber die Bauern möchte am Ende wirklich niemand zum Feind haben. Wobei sie wiederum eigentlich dieselben Interessen haben sollten wie die Naturschützer. Geht es weiter wie bisher, „setzt man die gesamte wirtschaftliche Aktivität aufs Spiel, die vom Grundwasserreservoir abhängt“, sagt Eloy Revilla von der Estación Biológica de Doñana. „Das Problem ist nicht die Landwirtschaft, das Problem ist das Produktionsmodell.“
Das Modell der Fischerei
Das ähnelt dem der industriellen Fischerei, die mehr Tiere fängt als nachwachsen. Der Anbau muss eingeschränkt werden, solange kein Wasser aus anderen Quellen zur Verfügung steht (zum Beispiel aus der Meerwasserentsalzung, was teuer wäre) oder solange es keine besseren, wassersparenden Anbautechniken gibt. Alle Lösungen sind unbequem, weswegen weniger über sie gesprochen wird als nottäte.
Doñana ist schon einmal gerettet worden, 1969, als es zum Nationalpark erklärt wurde. Damals, zu Franco-Zeiten, sollte das Feuchtgebiet bewusst trockengelegt werden, um dort Landwirtschaft betreiben zu können, und auch eine Autobahn die Küste entlang war geplant. In ganz Europa gaben wohlhabende Naturfreunde Geld, um Land aufzukaufen und die Errichtung des Nationalparks zu ermöglichen.
Jetzt trocknet er doch noch aus, zum Entsetzen seiner Freunde. Manche glauben nicht mehr an ein gutes Ende für ihn. Der Biologe Miguel Delibes verfolgt den Kampf um den Nationalpark seit fünfzig Jahren. „Diese Schlacht wird Doñana noch gewinnen“, sagt er, auf das neueste Anbauflächengesetz anspielend. „Aber ich habe den schmerzlichen Eindruck, dass der Park dabei ist, den Krieg zu verlieren.“