Üppige Diskussion Tiny-Houses: Aweng a Versuch

Tiny-Houses, kleine Häuser mit 25 oder ein paar Quadratmetern mehr Grundfläche, sollen auch in Bayreuth auf zwei Modell-Flächen entstehen können. Das empfiehlt der Bauausschuss dem Stadtrat. Foto: Nicolas Armer/dpa/Nicolas Armer

Tiny-Houses, also kleine und im Idealfall sogar mobile Häuser, sollen auch in Bayreuth entstehen können. Allerdings nicht als größere Siedlung, sondern auf zwei kleinen Modell-Flächen. darauf einigt sich der Bauausschuss nach eingehender Diskussion.

 
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Bayreuth - Es wird eine Bayreuther Lösung. Aber eine, die nicht die schlechteste sein dürfte: Der Bauausschuss empfiehlt dem Stadtrat, zwei Flächen auszuweisen, auf denen modellhaft Tiny-Houses gebaut werden können. Den Anstoß dazu gibt ein Antrag der DU-Stadträte Gert-Dieter Meier und Wolfgang Gruber .

Trend nicht verschlafen

Bayreuth solle „den Trend nicht verschlafen“, heißt es in dem Antrag. Bayreuth solle für die unterschiedlichsten Lebenssituationen Leben auf kleinem Raum in Tiny-Houses, die fest installiert oder als mobile Lösung aufgestellt werden können, ermöglichen und dafür die Grundlagen schaffen. Durch Ausweisen von Flächen, unter anderem.

Baugenehmigung braucht es

Die Stadtverwaltung hat sich des Antrags intensiv angenommen, wie dem Vortrag der Stadtbaureferentin Urte Kelm zu entnehmen ist. Natürlich, sagt Kelm, müsse man auch für die Minihäuser eine Baugenehmigung haben. Brauche es „eine Änderung des Planungsrechts“ – und man könne auch nur im Einzelfall entscheiden, und zwar standortspezifisch. Was dazu komme: Weil die Flächen für den Bau von Wohnraum knapp sind und weil „man diese Häuser ja nicht stapeln kann“, wie Kelm sagt, da für das „Ziel der baulichen Nachverdichtung aktuell das Bestreben einer vertikalen Verdichtung bei Reduzierung der allgemeinen Versiegelung“ bestehe, gebe es aus Sicht der Verwaltung nur eine überschaubare Zahl an Flächen. Genau: zwei. Eine habe man auf einem dreieckigen Grundstück in Oberobsang ausgemacht, „wo fünf bis sieben solcher Häuser möglich wären“, wie Kelm sagt. die andere Fläche habe der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Bauske ins Spiel gebracht: Auf dem letzten freien Grundstück am Johannes-Lupi-Ring in Oberkonnersreuth. Dort wäre „Platz für zwei bis vier Tiny-Häuser“.

Lieber ein größeres Gebiet

Gegen „die beiden Örtlichkeiten spricht nichts“, sagt Gert-Dieter Meier. Aber: Stemple man die neue Wohnform „als Lückenbüßer“ ab, „wird das zu gering geschätzt“. Es sei durchaus „nachhaltig, wenn man diese Wohnform mitnehmen kann“ – wenn man zum Beispiel nach dem Studium in eine andere Stadt ziehe, mitsamt seinem kleinen Haus. Meier sähe lieber ein größeres Gebiet, das – wie in Mehlmeisel – für Tiny-Häuser ausgewiesen werde.

Bedenken wegen des Stadtbilds

Während der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Specht „keine Blockadehaltung“ bei der Stadt erkennen mag und selbst Bedenken anmeldet – etwa wegen des städtebaulichen Aspekts – dringt er aber auch darauf, dass „der Abwägungsprozess wie bei anderen Wohnformen auch“ gewahrt bleiben müsse. Wenn man „Vielfalt will, dann muss man der auch eine Chance geben“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Bauske. Deshalb sollte man die neue Wohnform auch „an unterschiedlichen Stellen ausprobieren und schauen, wie die Menschen das erleben und annehmen“.

Besser genau hinschauen

Sabine Steininger, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagt sie sei „erleichtert“ ob der Ausführungen Kelms. Denn würde man eine ganze Siedlung anlegen mit Tiny-Houses, wäre das für sie: „Flächenverschwendung“, wie sie sagt. Man müsse durchaus bei Wünschen von Bayreuthern, auf eigenem Grundstück solche kleinen Häuser zusätzlich zu erreichten oder beim Ziel, Baulücken zu schließen, „genau hinschauen“ – und natürlich auch das Stadtbild im Blick haben, da sei sie ganz bei Specht.

Nicht auf der Bremse stehen

Während Georg Kämpf (BG) davor warnt, bei solch neuen Wohnformen „auf der Bremse zu stehen“ und Grundstücke auszuweisen, die „man als Notlösung sehen kann, weil da kein ganzes Haus drauf passt“, sagt auch der JB-Fraktionsvorsitzende Christopher Süss, dass man „kreativ sein soll, das Wohnen verändert sich“. Er setze allerdings „auch auf den Gesetzgeber, dass das Verfahren einfacher wird“, solche Wohnformen auszutesten.

Lieber „gescheiter Campingplatz

Deutlich Gegenwind kommt einzig von Helmut Parzen (CSU): Ihn wäre „ein gscheiter Campingplatz“ lieber, sagt er und redet sich ein wenig in Rage. Es sei ja kaum vorstellbar, „dass da einer mit seiner Rutschn daherkommt, mit dem Campingwagen“ – und in einem Wohngebiet anlande. Er sehe „vor allem Arbeit für die Scheidungsrichter, da wird man ja psychisch krank in so einem Hühnerstall“. Deswegen geht die Empfehlung, die zwei Flächen für Tiny-Häuser auszuprobieren, auch mit einer Gegenstimme an den Stadtrat.

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