Immer mehr Länder bieten Hilfe an
Ein Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres in New York sagte, man arbeite mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern zusammen, „um den Menschen in den betroffenen Gebieten dringend benötigte humanitäre Hilfe zukommen zu lassen“. Ein UN-Team sei vor Ort. Man kooperiere mit den Behörden, um Bedarf zu ermitteln und laufende Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Neben Darna waren auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen.
Experte: Waren beim Klimawandel zu sorglos
Die schweren Unwetter in der Mittelmeerregion lassen sich nach Expertenmeinung wahrscheinlich dem Klimawandel zuordnen. In der letzten Woche seien Niederschläge gemessen worden, die es so in Europa noch nie gegeben habe, sagte der Kieler Meteorologe Mojib Latif im Bayerischen Rundfunk. „Ich glaube, wir waren viel, viel zu sorglos, was den Klimawandel angeht.“ Dies ändere sich gerade.
„Klimawandel bedeutet nicht einfach nur höhere Temperaturen, sondern bedeutet vor allem extremeres Wetter, mehr Schadenspotenzial und vor allen Dingen auch eine gigantische Herausforderung“, sagte Latif. Man könne sich ein Stück weit anpassen, aber es gebe auch Grenzen: „Bei solchen Wassermassen, was wollen sie (in Libyen) da noch tun?“
Ein vom Bürgerkrieg geschwächtes Land
Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen - eine mit Sitz im Osten, die andere mit Sitz im Westen - um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den bis heute andauernden Bürgerkrieg friedlich beizulegen, scheiterten bislang. Zahlreiche Konfliktparteien ringen um Einfluss, nachdem Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi 2011 gewaltsam gestürzt worden war.
Laut Libyen-Experte Wolfram Lacher von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) ist die Katastrophe in dem Land auch mit der politischen Situation verknüpft. „Der Grund für das Ausmaß der Katastrophe ist der Bruch dieser zwei Dämme oberhalb von Darna“, sagte er dem ZDF. Jahrelang sei dort nicht ausreichend in die Infrastruktur investiert worden. „Gaddafi hat damals die Stadt dafür bestraft, dass in ihr Aufständische die Waffen ergriffen hatten.“
Zwar sei in den letzten Jahren immer etwas Geld geflossen, „aber das ging unter anderem in die Taschen von Milizenführern und Kriegsprofiteuren“.
Darna hat eine lange und auch leidvolle Geschichte
Die Geschichte von Darna reicht bis in die Zeit der Römer zurück. Umgeben von Bergen und Wüsten war die Hafenstadt auch geprägt von der italienischen Besatzung zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Immer wieder war Darna aber auch Zentrum von Konflikten. So galt die Küstenstadt zeitweise als Enklave der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). 2019 nahmen Truppen des Generals Chalifa Haftar nach monatelangen Kämpfen Darna komplett ein.