Trio mit Orgel, Geige und Cello beseelt die Zuhörer in der Schlosskirche mit Reger und Rheinberger So war das Rheinberger Trio

Walter Schreiber mit der Geige, die Cellistin Joanna Sachryn und Christoph Krückl an der Orgel der Schlosskirche. Foto: Andreas Harbach Foto: red

BayreuthVon Susanne WillAls sich die Orgel der Schlosskirche, diese mächtige Diva, in den Hintergrund zurückzog und Geige und Cello die kühle Kirche erwärmten, da hatten viele Zuhörer an diesem Freitagabend die Augen längst voller Genuss geschlossen, die Gesichter drückten Melancholie aus. Ergreifend, was das Rheinberger Trio im Zuge des Bayreuther Osterfestivals da von der Empore hinab spielte. Das Trio punktete mit einer selten gefühlten Innigkeit.

 
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Das Trio wollte an diesem Abend eine Nähe zweier Komponisten darstellen, die zu ihrer Zeit sehr unterschiedlich gearbeitet haben. Auf der einen Seite Max Reger: Er folgte dem zweiten Komponisten des Abends, Joseph Rheinbrger, an der Akademie der Tonkunst in München nach, und wurde „der Komplizierte“ genannt. Kompliziert galt damals – Reger lebte von 1873 bis 1916 – der Umstand, dass Reger bereits ins 20. Jahrhundert dachte.

Der moderne Reger

Was damals bis dahin noch ungehört war, klingt für heutige Ohren schlicht modern. Das demonstrierte das Trio an den überraschenden und teils wilden Harmonien in Werken wie der Suite Nr. 2 in d-Moll.

Hier wurde bewiesen, dass mit Joanna Sachryn eine ganz Große am Cello sitzt. Zuvor zeigte der Geiger Walter Schreiber, dass der alte Begriff vom „Seufzerholz“ für die Geige seine Berechtigung hat. Warm und wehmütig spielte dieser verteufelt gute Erste Geiger des WDR-Sinfonieorchesters. In Bayreuth ist er kein Unbekannter: Von 1983 bis 2001 saß er regelmäßig im Orchestergraben bei den Festspielen.

Ein Cello voller Seele

Es wurde kein Grad kälter, als Joanna Sachryn – derzeit Gastprofessorin an der Universität in Shanghai – das Cello anstimmte. Technisch war das Stück hoch anspruchsvoll, doch dank ihrer Mühelosigkeit und ihres intelligenten und seelenvollen Spiels gestattete sie den Zuhörern, in einer Welt aus Melancholie zu versinken.

"Die volle Dröhnung"

Durch den Organisten Christoph Krückl – Kulturpreisträger der Stadt Bayreuth – funktionierte das Trio. Seine Orgel kann zur furiosen Diva werden die mit Macht „die volle Dröhnung“ (so eine Konzertbesucherin begeistert) ins Kirchenschiff bläst, um ein Stück später die hölzernen Leichtgewichte zärtlich begleiten.

Ohne Kitsch

Reger und Rheinberger, die Antipoden: Joseph Rheinberger war der Schluss gewidmet. Rheinberger, der Neo-Klassizist, meinte, Musik dürfte „niemals grübelnd und verdrießlich klingen“. Tat sie nicht, die Hommage an Rheinberger gipfelte ohne Kitsch im dramatischen Finale der Suite op. 149.

Im Herbst plant Christoph Krückl eine Reihe um 25. Orgeljubiläum: einen kleinen Zyklus mit Gottesdienst und Liturgie. Und er versucht, noch einen Abend mit  seinen beiden Mitspielern zu organisieren. Es ist zu hoffen, dass es klappt.

 

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