Viele erwarten, dass Harding die Konsequenzen zieht und auf einen Olympiastart verzichtet. Doch die denkt gar nicht daran. Halb Amerika sitzt am 25. Februar 1994 vor dem Fernseher, um Tonya Harding gegen Nancy Kerrigan zu sehen. Doch das vermeintliche Duell um Gold ist keins. Kerrigan holt Silber, Harding reißt beim Warmlaufen zur Kür das Schuhband. Sie kommt komplett durcheinander, patzt und wird nur Achte.
Nancy Kerrigan verzeiht ihrer Widersacherin
Kerrigan hat ihrer einstigen Widersacherin verziehen. „Ich habe ihr immer das Beste gewünscht. Sie hat Familie, ich auch – darauf sollten wir uns fokussieren. Es ist Zeit, nach vorne zu schauen“, meinte sie in einem TV-Interview 2014. Während Kerrigan nach wie vor äußerst populär ist, wurde Harding gehasst, beschimpft und verfolgt: „Leute haben meine Haustür, meinen Briefkasten und meine Trucks mit Kot beschmiert.“ Das Image der Eishexe konnte sie bis heute nicht ablegen. „Ich wusste, dass der Vorfall mein ganzes Leben lang mit mir verbunden sein würde“, sagt die mittlerweile 53-Jährige.
Wenige Wochen nach Lillehammer wurde Harding wegen Justizbehinderung zu drei Jahren Haft auf Bewährung und 500 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Hinzu kamen diverse Geldstrafen, deren Gesamtsumme sich auf rund 150 000 Euro belief. Und der US-Eislaufverband schloss sie auf Lebenszeit aus. Sie hat bis heute finanzielle Probleme und verdient sich mit Gelegenheitsjobs ihren Lebensunterhalt. Mal als Schweißerin, mal als Malerin. Zwischendurch war sie Verkäuferin in einem Baumarkt. 2003 versuchte sie es sogar mit einer Boxkarriere. Jedes Mal, wenn sie in den Ring stieg, wurde sie gnadenlos ausgebuht.