Thurnau Sonderausstellung über Frauen im Töpfermuseum

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Frauen unterschiedlichen Alters und Nationalität, ihren Träumen, Wünschen und Hoffnungen widmet der italienische Künstler Antonio Spanedda eine Kunst-Projekt. Die Porträts geben bewegende Einblicke in das weibliche Seelenleben.

 
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Kunst besteht darin, die Menschen zusammenzubringen.“ Der Satz des Italieners Antonio Spanedda beschreibt zugleich die Intention, die er mit der Ausstellung „Donna“ (Frau) verfolgt.

Für sein Kunstprojekt „Donna“ führte er Interviews mit über 200 Frauen und filmte ihre Aussagen. Eine Fotografin fertigte in den Workshops Porträts der Frauen an. Die Fotografien bearbeitete Spanedda im Anschluss und bat jede, sich einen Leitsatz für sich zu überlegen. Er wollte wissen: „Was würdest Du tun, um die Situation der Frauen zu verbessern?“

Freundschaft mit Schauspieler Wolfgang Krebs

So erzählt es Wolfgang Krebs, Schauspieler und Gründer des Thurnauer Schlosstheaters. Krebs lebte eine Zeit lang in Italien, wo er Spanedda kennenlernte. Daraus entwickelte sich eine Künstlerfreundschaft, die schon 30 Jahre lang anhält und die der Grund für die neue Sonderausstellung im Töpfermuseum ist. Der italienische Künstler wurde 1961 in Novara geboren, studierte visuelle Kunst und erwarb einen Doktortitel über sakrale Kunst an der Kunstakademie in Mailand. 2005 nahm er während der Biennale an einer Schau zeitgenössischer Kunst in Venedig teil. Zugleich ist er Schauspieler und tritt in Performances auf. Graffiti-Kunst, Street Art und Urban Art, inspirierten ihn.

Die zirka 40 Arbeiten, die nun in Thurnau zu sehen sind, entstanden im Jahr 2018. Antonia Spanedda war drei Monate lang Stipendiat der Villa Waldberta und des Kulturreferats München. Ursprünglich wollte er zusammen mit Wolfgang Krebs das Projekt in Oberfranken fortsetzen. Letztendlich scheiterte es jedoch an der Finanzierung. Dennoch gelang es, die Ausstellung des international wirkenden Künstlers nach Thurnau zu holen.

Die weibliche Seite der Welt

Die Frauen sprachen in den Interviews über Lebensereignisse, Erfahrungen und Werte, die für sie persönlich wichtig sind. „Respekt, Unabhängigkeit, Freiheit, Liebe, Glück, Leidenschaft“: Diese und andere Leitmotive sind in den Gesichtern der Frauen-Werke zu lesen. Die porträtierten Frauen, verschiedenen Alters und aus 17 Nationen stammend, äußerten ihre Träume, Wünsche und Hoffnungen. Denn, so Spaneddas Überzeugung, nur Frauen könnten die Welt verändern. Die weibliche Kraft sei der Schlüssel für Innovation auf der Welt. „Die Umstände, unter denen Frauen leben, sind kulturell bedingt und entsprechen ihnen nicht“, erläutert Sandra Peters, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin des Töpfermuseums bei einem Rundgang. Schon Simone de Beauvoir stellte fest, die Frau sei eine soziale Konstruktion, die sich verändern könne. „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“, sagte die Feministin einst.

In einer Mischung aus Videokunst, digitaler Kunst, Fotografie und Malerei setzte Spanedda sein Frauen-Projekt um. Die digitalen Ausdrucke veränderte er mit Farben, teils nutzte er Nagellack dazu, teils Acrylfarben. Der Hals der Frauen ist mit Blattgold bedeckt – Ein Hinweis auf die ägyptische Pharaonin Hatschepsut. Einige der Frauen scheinen Flügel oder einen Heiligenschein zu tragen. Andere öffnen den Mund zum stummen Schrei. Manche lächeln, halten die Augen gesenkt oder blicken den Betrachter geheimnisvoll an.

Sie gewähren einen Blick in ihre Seele

Dabei geht es dem Künstler nicht um Schönheit, sondern darum, das Wesen der Frauen hervorzuheben. In einer Video-Installation wird deutlich, wie mutig sich die Frauen im Dialog mit dem Künstler öffnen und sich geradezu schutzlos in Nahaufnahmen zeigen. Sie gewähren einen Blick in ihre Seele. Dadurch entstehen emotionale Szenen, die unter die Haut gehen. Es lohnt sich, sich Zeit für das Video zu nehmen. Überhaupt scheint es bei dieser Kunstform keinen Anfang und kein Ende zu geben.

Relationale Kunst als sozialer Ausdruck der Gesellschaft

Relationale Kunst heißt die Strömung in der Moderne, der Spanedda zuzuordnen ist. Der Begriff geht zurück auf den Franzosen Nicolas Bourriaud und beschreibt die besondere Funktion der Kunst in der Gesellschaft. Das Ziel des relationalen Künstlers ist der soziale Austausch. Diese Kunstform betrachtet die menschlichen Beziehungen untereinander in ihrem sozialen Kontext.

Die erste Künstlerin der relationalen Kunst war Maria Lai mit ihrer Performance in Ulassai 1981 auf Sardinien. Dabei wurden alle Häuser und Einwohner mit einem blauen Band und einem Berg verbunden. „Relationale Kunst denkt die Arbeiten des Künstlers, des Werks und des Publikums neu und ist dabei immer auf der Suche nach dem Ursprung einer kollektiven Kreativität“, heißt es im Katalog zur Ausstellung.

INFO: Die Sonderausstellung dauert bis 20. August. Geöffnet von Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, Samstag, 13 bis 16 Uhr, Sonntag 11 bis 16 Uhr

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