Blumenkohlgemüse mit Kartoffeln oder doch lieber Kirschauflauf mit Vanillesoße? Philine, 14, nimmt den Auflauf. Es ist das erste Mal, dass sie in der Mensa der Hollfelder Gesamtschule zu Mittag isst, und ein bisschen skeptisch ist sie schon. Aber nur bis zum ersten Bissen: „Lecker“, sagt sie, und schiebt gleich noch ein Stück hinterher.

Ihre Freundin Leah überzeugt das nicht: „Wenn ich mir das so anschaue, weiß ich nicht, ob es mir schmecken würde.“ Und Luisa, die Dritte am Tisch, sagt: „Die Brötchen und Laugenstangen sind sowieso am besten, da weiß man, was drauf ist.“ Kerstin Stenglein, Alexandra Rein und Marianne Wöhl haben die Brötchen vorbereitet – dabei war eine Pausenverpflegung im ursprünglichen Mensa-Konzept nicht vorgesehen. „Aber es gibt immer mehr Kinder, die daheim kein Frühstück bekommen, deshalb war ich nicht abgeneigt“, sagt Schulleiterin Christina Scharfenberg.

Bistro-Frauen stehen früh am Herd

Jeden Morgen um 6.45 Uhr fangen die drei Bistro-Frauen deshalb an, Salat zu waschen, Croissants aufzubacken und Brote mit Wurst und Käse zu belegen. 200 Stück am Tag, mit Zutaten, die frisch von Bäcker und Metzger kommen – und zwar direkt aus Hollfeld. „Wenn es knapp wird, können wir einfach anrufen und Nachschub besorgen“, sagt Alexandra Rein.

Die 39-Jährige hat schon Gastronomie-Erfahrung, für Kerstin Stenglein (48), mit der sie sich eine Stelle teilt, ist die Arbeit hingegen „etwas absolut Neues“. Zwar seien einige Abläufe noch nicht eingespielt, trotzdem mache ihr die Arbeit großen Spaß: „Wir haben viele Freiräume. Wenn uns etwas gefällt, probieren wir es aus.“

Ihr Arbeitgeber ist die Menüfaktur, eine Großküche, die von den Diakonien Kulmbach und Bayreuth, der Geschwister-Gummi-Stiftung und den Werkstätten für behinderte Menschen getragen wird. Das Unternehmen, das selbst erst Mitte August seine Arbeit aufgenommen hat, will Menschen mit Beeinträchtigungen eine Chance geben, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. In Kulmbach kocht die Menüfaktur rund 1700 Mahlzeiten pro Tag, mit denen sie verschiedene Schulen und Kitas beliefert – unter anderem die Gesamtschule Hollfeld.

„Wir kochen streng nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung“, sagt Marina Lofink, die bei der Menüfaktur für Wirtschaft und Logistik zuständig ist. Die fertigen Essen werden dann direkt in der Mensa wieder aufgewärmt – in zwei riesigen Öfen und mit einem speziellen Dampf-Verfahren. Fast zwei Stunden dauert das. „Am Anfang hatten wir bei diesen Dingern ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Aber jetzt sind sie unsere Lieblinge“, sagt Alexandra Rein.

Schüler finden Essen zu teuer

Auf rund viereinhalb Millionen Euro schätzt Schulleiterin Christina Scharfenberg die Kosten für die Mensa. „Ich musste schauen, dass ich einen schicken Ort schaffe, wo die Kids gerne hingehen“, sagt sie. Und fragt man die Schüler, ist ihr das auch gelungen.

Nur eines stört viele von ihnen: der Preis. „Da hole ich mir lieber einen Döner, statt hier ein Essen für 4,50 Euro“, sagt Leah. „In der Stadthalle, wo wir letztes Schuljahr gegessen haben, gab es mehr, und es hat nur drei Euro gekostet“, sagt Viviann am Nebentisch. Andererseits können sozial schwache Familien beim Sozialamt einen Zuschuss beantragen und müssen dann nur einen Euro pro Mahlzeit bezahlen. Vivianns Freundin Michaela findet sowieso etwas anderes viel wichtiger: „Dafür sind die Brötchen und die Laugenstangen ziemlich günstig, für das, was alles drauf ist.“ Und die sind ja sowieso am besten.

Fotos: Harbach