Telekom kündigt schnelles Internet für 34 000 Haushalte an – Kritiker: Übertragungsraten schon lange möglich Breitband für ganz Bayreuth

Von Frank Schmälzle
 Foto: red

Mehr Breitband für Bayreuth: Die Deutsche Telekom und Kabel Deutschland bauen derzeit ihr Internet-Netz aus. Bis August 2015 will die Telekom gut 34 000 Bayreuther Haushalte mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 100 Megabit pro Sekunde ausgestattet haben. Dafür gibt das Unternehmen in Bayreuth etwa fünf Millionen Euro aus. Aber: Was die Stadt und das große Telekommunikationsunternehmen als Fortschritt verkaufen, gibt es in Bayreuth längst.

 
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Schon vor der Telekom hat Kabel Deutschland die Datenstrecke in Bayreuth breiter gemacht. Und auch lokale Anbieter können das: Bis zu 100 Megabit pro Sekunde jagen bereits durchs Kabel. Experten wie Alois Kastner-Maresch, Vorstandsmitglied der Living Logic AG in Bayreuth, sagen: „Ab dieser Marke beginnt die Breitbandversorgung. Ab dieser Marke macht Internet richtig Spaß. Und ab dieser Marke lässt es sich professionell ohne Probleme nutzen.“

Fredy Schmidt arbeitet für die Wirtschaftsförderung der Stadt – und sagte jetzt im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates: Der Netzausbau hat einen doppelten Boden. Beide Unternehmen, Telekom und Kabel Deutschland, betreiben in Bayreuth ein Netz, das flächendeckend schon fast das ganze Stadtgebiet abdeckt.

Dass die Telekom jetzt aufrüstet, ist kaum zu übersehen. Graue Kästen an den Straßen haben magentafarbene Überzieher bekommen. Das zeigt: 121 sogenannte Multifunktionsgehäuse werden entweder neu- oder ausgebaut und ans Glasfasernetz angebunden. Über Glasfaser, sagt Schmidt, kommt künftig das schnelle Internet zu den Nutzern. Auch wenn die Geschwindigkeit mit der Entfernung vom nächsten Knotenpunkt abnimmt – Schmidt erwartet bis August 2015 eine spürbare Verbesserung. Schlecht sei die Internetanbindung in weiten Teilen der Stadt heute schon nicht. Kabel Deutschland nutzt das Fernsehkabel auch fürs Geschäft mit dem Internet. Und die Telekom habe in der Vergangenheit fünf Netzknoten mit Glasfaser angebunden. Damit war im Umfeld dieser fünf früheren Ortsvermittlungsstellen DSL verfügbar. Weiße Flecken auf dem Bayreuther Breitband-Stadtplan gab es trotzdem. Am südlichen Stadtrand zum Beispiel, vor allem in Wolfsbach und Oberkonnersreuth. Da hat die Stadt mit Zuschüssen aus der bayerischen Breitbandförderung nachgebessert.

Weiße Flecken, sagt Schmidt, wird es allerdings auch dann noch geben, wenn die Telekom nächstes Jahr aufgerüstet haben wird. Destuben und Thiergarten sind in den Planungen nicht enthalten. „Diese Stadtteile werden von der Telekom nicht eigenwirtschaftlich ausgebaut“, sagt Schmidt. Also muss die Stadt ran, so wie 2012 in Wolfsbach und Oberkonnersreuth. 460 000 Euro wird es voraussichtlich kosten, Destuben und Thiergarten ans schnelle Internet anzubinden. Aus der Breitbandförderung kann die Stadt mit einem 80-prozentigen Zuschuss rechnen, konkret also mit 368 000 Euro. Wenn Destuben und Thiergarten dran sind, wenn die Anbindung dieser beiden Stadtteile ausgeschrieben wird, sollen auch lokale Netzbetreiber mitbieten.

Bei diesen lokalen Netzbetreibern wundert man sich über das, was da im Rathaus den Stadträten berichtet wird. Darüber, dass 100m/bit-Verbindungen als kommender, großer Fortschritt gesehen werden. Stephan Engel ist Bereichsleiter Technik bei Kabel Baumann. Er sagt: „Wir können heute schon flächendeckend nahezu jede Wohnung und jedes Haus in Bayreuth mit dieser Übertragungsgeschwindigkeit versorgen.“ Dass viel über die Telekom und Kabel Deutschland, aber kaum über Kabel Baumann und die mit dieser Firma zusammenarbeitende BEW und den Internetdienstleister TMT gesprochen wird, das verwundert Engel.

Vor Ort teilen sich die drei Bayreuther Unternehmen die Aufgaben: Die Bayreuther Energie- und Wasserversorgung GmbH (BEW) hat die Netzstruktur. TMT leistet den Support. Und Kabel Baumann bringt Produkte und Service an den Kunden. Und wenn dieses Dreier-Gespann doch mal nicht liefern kann, greift man bei Baumann auf Kabel Deutschland zurück. Baumann ist Vertragspartner von Kabel Deutschland. Wo also soll der große Fortschritt sein? Zumal der nächste Schritt unmittelbar bevorsteht. Wenn das neue Studentenwohnheim am Josephsplatz noch im Oktober eröffnet wird, steht den Bewohnern keine 100-, sondern eine 300m/bit-Leitung zur Verfügung. Dahinter steckt Kabel Baumann & Co.

Seltsam findet Engel, was da auch gerade auf dem Bayreuther Internet-Markt passiert. Bei Kabel Baumann hat man kein Problem damit, wenn die Telekom mit ihrem eigenen Geld ihr Netz ausbaut. So ist es aber nicht, sagt Stephan Engel. Die Telekom überbaue auch mit öffentlichen Geldern bereits bestehende Hochgeschwindigkeitsnetze, Bayreuth sei eine Paradebeispiel. Die Aufgabe, die die Bundesregierung mit ihrer Unterstützung an die Telekom gegeben habe, sei allerdings eine ganz andere: die weißen Flecken auf der Landkarte der Breitbandversorgung zu schließen.

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