Gut zu diagnostizieren seien MRSA-Erreger, schwieriger festzustellen andere multiresistente Keime. Für diese seien Schnelltests noch nicht allgemein verfügbar. so dauere es in diesen Fällen ein bis drei Tage, bis nach dem Abstrich eine Keim-Information vorliege. "Es gibt nicht d e n Test auf alle multiresistenten Erreger", betont Schimanski.
"Die Durchseuchung mit multiresistenten Keimen ist hoch", stellt Banse fest. Zum Glück könnten in der Kulmbacher Notaufnahme die Patienten rasch getestet und gegebenenfalls sofort isoliert werden. Dazu seien kleine Räume geschaffen worden. Die Isolier-Möglichkeiten brauche die Klinik nicht nur für Kranke mit multiresistenten Keimen, notwendig gewesen seien sie zum Beispiel auch bei der jüngsten Grippewelle.
Durchseuchung in Europa unterschiedlich
Die Durchseuchung mit multiresistenten Keimen sei in den einzelnen europäischen Ländern unterschiedlich hoch, erläutert Banse. In Südeuropa liege sie bei bis zu 50 Prozent, in den Niederlanden bei unter fünf Prozent. Dort werden alle Menschen getestet, die in Krankenhäuser kommen.
10-Punkte-Plan von Gesundheitsminister Gröhe
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will mit einem Zehn-Punkte-Plan gegen die Gefährdung von Patienten durch multiresistente Keime in Krankenhäusern vorgehen.
Experten gehen davon aus, dass sich das Problem noch verschärft. Einer der Gründe sei, dass die Patienten älter und damit anfälliger würden, heißt es. Zudem nehme die Zahl der komplizierten medizinischen Eingriffe zu - und damit auch die Gefahr eines gefährlichen Verlaufs bei einer Ansteckung. Schließlich werde die Zahl der Erreger weiter steigen, bei denen herkömmliche Therapien nicht mehr anschlagen.
Die Themen Hygiene, Qualitätssicherung und Transparenz würden noch immer nicht mit der nötigen Priorität angegangen, heißt es - laut Süddeutscher Zeitung - in dem Papier des Gesundheitsministeriums.
Minister Gröhe will deshalb Fachleute des Robert-Koch-Instituts stärker in die Kontrolle der Kliniken einbeziehen. Zudem soll geprüft werden, ob die Patienten vor planbaren Krankenhausaufenthalten nicht einem verpflichtenden Test auf multiresistente Keime unterzogen werden müssten.
Die Meldepflichten beim Auftreten von besonders gefährlichen Keimen sollen verschärft werden. Für die Ärzte und das Pflegepersonal im Krankenhaus - aber auch in den Arztpraxen - soll es verpflichtende Fortbildungen geben.
Multiresistente Keime können vor allem für immungeschwächte und frisch operierte Menschen zur Gefahr werden. Am meisten verbreitet ist der Bakterienstamm MRSA, der schwere, zuweilen tödliche Infektionen verursacht. Er ist gegen Antibiotika wie Penicillin unempfindlich. Die Zahlen über die Häufigkeit der Infektionen in Kliniken schwanken: Die Deutsche Gesellschaft für Krankhaushygiene bezifferte die jährlichen Todesfälle zuletzt sogar auf etwa 40.000 und die der Infizierten auf rund eine Million.
Mit Material des epd