Tennet kündigt in einer Mitteilung allerdings zugleich an, in den kommenden Monaten weitere Anträge auf vorzeitigen Baubeginn für die Verlegung der ersten Kilometer von Gleichstrom-Erdkabeln zu stellen. Die Tiefbaumaßnahmen sind für das Frühjahr 2024 vorgesehen. Tennet rechnet im September mit einer Entscheidung der Bundesnetzagentur zu den eingereichten Anträgen.
Für Udo Zinßer ist dies ein Unding, haben der Konzern oder das für die Verhandlungen beauftragte Subunternehmen doch noch gar nicht alle Unterschriften der Grundstückseigner. „Noch sind so viele Fragen offen. Unter anderem geht es darum, wann Baufahrzeuge auf die Felder fahren dürfen. Bei Feuchtigkeit graben die schweren Fahrzeuge alles um. Und wie sieht es eigentlich mit möglichen unterirdischen Wasserströmungen entlang der Leitungen aus?“
Noch viel Gesprächsbedarf
Wie der Grafenreuther Zinßer sagt, hat er jüngst erfahren, dass es jetzt doch noch ein Gespräch der Eigentümer mit einem zuständigen Entscheider von Tennet geben soll.
Gesprächsbedarf sieht auch Johanna Kropp, Vorsitzende der Bürgerinitiative Brand. „Wir müssen uns mit dem Landrat und den vom Landkreis in der Causa Südostlink beauftragten Rechtsanwalt Wolfgang Baumann zusammensetzen. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass in nächster Zeit Baubeginn ist. Außerdem gibt es noch offene Widersprüche des Landkreises und der Stadt Marktredwitz.“
Die BI-Vorsitzende gibt sich im Gespräch mit unserer Zeitung unbeeindruckt vom Vorhaben des Konzerns. „Tennet wollte schon vergangenes Jahr vorzeitig bauen. Daraus ist nichts geworden. Ähnlich wird es auch heuer sein. Zwischen Wollen und Können besteht ein Unterschied.“
Tennet hingegen hält angesichts der energiepolitischen Situation sein Vorhaben für vordringlich. „Unser Ziel ist, Windstrom aus dem Norden und Osten Deutschlands schnellstmöglich nach Bayern zu bringen. Der Windstrom aus dem Norden ist die wichtigste Quelle für die sichere Energieversorgung Bayerns in der Zukunft. Dazu brauchen wir leistungsstarke Stromleitungen wie den Südostlink.“ Wie Tennet weiter mitteilt, ist Bayern seit der Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 2 im April noch mehr auf Stromimporte angewiesen. „Mit dem Südost-Link-Strom könnten umgerechnet etwa zehn Millionen Haushalte versorgt werden.“
Sollte der Antrag von der Bundesnetzagentur genehmigt werden, wird Tennet die jeweils betroffenen Kommunen darüber informieren.