Die Berliner Feuerwehr rief am Donnerstagvormittag zum zweiten Mal den Ausnahmezustand aus. Die Einsatzkräfte wurden bis zu mehr als 100 Einsätzen gerufen. Meistens hätten die Feuerwehrleute Bäume und Äste beseitigt, die auf der Straße und zum Teil auch auf Autos lagen. Menschen seien nicht verletzt worden. Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatte die Feuerwehr den Ausnahmezustand ausgerufen.
Auch in NRW hinterließ der Sturm Spuren
In Wilhelmshaven sind Bäume auf zwei Häuser in Wohngebieten gestürzt. Zudem wurde die Feuerwehr am Morgen an eine Grundschule gerufen, wo eine 25 Meter hohe Tanne drohte umzustürzen.
Auch in NRW hinterließ der Sturm Spuren. In Dorsten und Marienheide bei Gummersbach etwa sind am Mittwochabend und Donnerstagmorgen Regionalzüge mit umgewehten Bäumen oder Baumteilen kollidiert. Die Unfälle verliefen aber in beiden Fällen glimpflich. In dem gesamten Bundesland wurde für Donnerstag außerdem der Schulunterricht abgesagt. Auch in mehreren Regionen Niedersachsens oder etwa Bayerns dürfen Schülerinnen und Schüler wegen der Wetter-Gefahren zu Hause bleiben.
Besonders stürmisch war es in der Nacht auf dem exponiert liegenden Brocken im Harz. Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH hat am Donnerstag die meisten ihrer Fahrten ausgesetzt.
In Hamburg wurde am Morgen der Fischmarkt erneut überflutet. „Am Pegel St. Pauli wurde gegen 5.00 Uhr ein Wert von 1,98 Meter über dem mittleren Hochwasser (MHW) gemessen“, sagte ein Sprecher des Sturmflutwarndienstes des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. An der Nordseeküste spricht das BSH ab 1,5 Meter über MHW von einer Sturmflut. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
Stromausfälle und Verkehrsbehinderungen
An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gab es in einigen Orten eine Sturmflut - in Husum etwa wurde ein Pegelstand von 1,64 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen. An vielen anderen Pegeln blieben die Wasserstände allerdings unter dem Wert einer Sturmflut.
Das Sturmtief „Ylenia“ sorgte auch in Tschechien und Großbritannien für Stromausfälle und Verkehrsbehinderungen. Mehr als 300 000 Haushalte waren am Donnerstag in Tschechien wegen beschädigter Leitungen ohne Elektrizität. Auch im Norden Englands waren Tausende Haushalte zeitweise von der Stromversorgung abgeschnitten.
Ab Donnerstagnachmittag lässt der Wind von Tief „Ylenia“ laut DWD zwar langsam nach. Die Verschnaufpause dürfte jedoch nur kurz sein. Bereits für Freitagmittag wird das nächste Orkantief - „Zeynep“ genannt - von den Britischen Inseln kommend erwartet.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat für die deutsche Nordseeküste erneut vor der Gefahr einer Sturmflut am Donnerstagnachmittag und Freitagfrüh gewarnt. Sturmfluten an sich seien durchaus normal, in der Häufigkeit wie im Moment jedoch schon ungewöhnlich, sagte ein Sprecher.