Längst ist die Kapitänsbinde ja eine Art Symbol für die WM geworden. Auf der einen Seite positionieren sich auf diesem Spielfeld einige Europäer und der DFB, auf der anderen stehen die Fifa und der Gastgeber. Es wirkt fast wie ein Kampf der Kulturen – dabei geht es im Grunde ja um eine Selbstverständlichkeit. „One Love“. Ein Symbol für Menschenrechte – welches die Fifa und die katarischen Gastgeber durch ihre neuen Binden offenbar indirekt neu verhandeln wollen.
Auch der deutsche Kapitän Manuel Neuer ist bisher nicht als pointierter Meinungsmacher auf dem politschen Spielfeld aufgefallen, seine Botschaften kratzten in der Vergangenheit oft nah an der Oberfläche. Jetzt aber kam auch der Keeper aus der Deckung. Er betonte am Wochenende die „Power“ der „One Love-Binde“. Der plötzliche Vorstoß der Fifa mit den neuen Binden brachte auch Neuer nicht ins Wanken: „Ich finde es gut, dass wir zusammen ein Statement setzen können“, sagte er: „Wir werden versuchen, das durchzusetzen und zu vertreten.“
DFB-Team bleibt bei der Binde
Sieben europäischen Verbände, darunter Deutschland, wollen mit ihrer Kapitänsbinde mit einem bunten Herz und der Aufschrift „One Love“ auf Diskriminierung jeglicher Art aufmerksam machen. Damit möchte die Gruppe von Verbänden auch auf den Umgang im WM-Gastgeberland Katar mit Gastarbeitern, Homosexuellen oder Frauen aufmerksam machen. Die Fifa versucht nun möglicherweise, dem offiziell einen Riegel vorzuschieben, was Neuer nicht stört. Er betonte, dass er bei den deutschen Partien wie geplant die One-Love-Binde tragen werde, auch wenn es Strafen seitens der Fifa geben sollte.
Am Sonntagabend übrigens brauchte es bei einer speziellen Trainingseinheit auf dem Platz des DFB keinen Kapitän und damit auch kein Stück Stoff am Oberarm. Einige deutsche Nationalspieler kickten mit 20 weiblichen Fußballtalenten aus Katar. Dazu muss man wissen: Frauenfußball im Gastgeberland ist zwar erlaubt, aber normalerweise ist es Männern sogar verboten, dabei zuzuschauen.
Die Übungseinheit war also das nächste Manöver des DFB auf dieser stürmischen See namens WM.