Streit um Gas für Heizung: Gastronom Giuseppe Attanasio kontra Vorstand des Kleingartenvereins Exerzierplatz „Ich will wissen, wer Recht hat“

von Norbert Heimbeck

Am 30. April ist endgültig Schluss: „Schweren Herzens“ beenden Giuseppe und Edit Attanasio ihre Zeit als Pächter der Pizzeria Vesuvio „Da Geppino“. Sie nennen „unüberbrückbare Differenzen“ mit dem Vorstand des Kleingartenvereins Exerzierplatz als Grund.

 
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Dieter Steinert ist Vorsitzender des Kleingartenvereins. Er hält sich zurück mit Auskünften über das Zerwürfnis, will „die Sache nicht hochkochen“. Aber: Seit Wochen hängt ein Plakat vor dem Lokal in der Kleingartenanlage, auf dem die Schließung angekündigt wird. Auch im Internet schreiben die Attanasios über die Schließung. Ihren Gästen raten sie, Gutscheine für die Pizzeria möglichst bald, jedoch bis spätestens 15. April, einzulösen.

Inzwischen hat der Gastronom über den Mieterhilfeverein eine Anwältin eingeschaltet. Es geht ums liebe Geld. Exakt 455,61 Euro Umsatzverlust macht Giuseppe Attanasio für drei Tage im Februar 2013 geltend. An diesen drei Tagen musste sein Lokal geschlossen bleiben, weil kein Gas mehr im Tank war: „Ohne Heizung kann ich keine Gäste hier haben,“ sagt er.

Der Streit ist entbrannt, weil der Wirt den Verein in der Pflicht sieht, die Energieversorgung des Lokals zu gewährleisten. Der Vorstand hingegen argumentiert, der Pächter selbst hätte den Gasvorrat kontrollieren müssen. Attanasio wiederum sagt: „Ich habe ja gar keinen Schlüssel zu der Gastankanlage.“ Nun steht Wort gegen Wort, Verantwortung gegen Verantwortung.

Dabei hatte alles ganz harmonisch begonnen: Das Ehepaar Attanasio hatte bis November 2012 in der Dammallee im Herzen Bayreuths eine Pizzeria betrieben. Mehr als 26 Jahre lang verwöhnen Giuseppe und seine Frau Edit hier die Bayreuther mit italienischen Spezialitäten, ihre Kinder helfen im Service mit. Als das Haus in der Dammallee verkauft wird, sucht das Gastronomenpaar eine neue Wirtschaft. Fündig werden die beiden am südöstlichen Stadtrand – in der Kleingartenanlage Exerzierplatz. Anders als in der Dammallee haben sie hier einen Biergarten zur Verfügung, ihren Gästen stehen reichlich Parkplätze direkt vor dem Lokal zur Verfügung.

Pächter und Vereinsvorstand werden sich einig, die Küche wird aus der Pizzeria aus- und ins neue Lokal eingebaut, eine neue Kaffeemaschine für mehr als 4000 Euro angeschafft. Giuseppe Attanasio, der von vielen Gästen einfach „Josef“ genannt wird, wollte zusammen mit seiner Edit bis 2016 oder 2017 am neuen Ort seinem Ruhestand entgegenarbeiten: „Dann wäre ich 70 Jahre alt, das hätte gepasst.“ Aus dem Plan wurde allerdings nichts, der Pächter kündigte seinen Vertrag „schweren Herzens“, wie er auf dem Plakat vor seinem Lokal schreibt.

Anfangs, so erzählt Giuseppe Attanasio, konnte er sich mit seinen Wünschen beim Vereinsvorstand noch durchsetzen: Wegen eines defekten Thermostats hätte er mehr als 2000 Euro Heizkosten nachzahlen sollen. „Da haben wir aber schnell eine zufriedenstellende Lösung gefunden,“ sagt er und öffnet einen Ordner mit Briefen, die er dem Vorstand im Verlauf der vergangenen zwei Jahre geschrieben hat. Als er sich dann wegen der Abrechnung des Wasserverbrauchs beschwert, kühlt die Stimmung zwischen Vorstand und Pächter ab. Als der Gasvorrat mitten im Winter 2013 zu Ende ging, hatte das wortwörtlich Eiszeit zur Folge. Inzwischen verkehrt man vor allem über Anwälte miteinander. Am Mittwoch dieser Woche sollte die turnusmäßige Vorstandssitzung im Nebenzimmer des Lokals stattfinden – weil der zweite Vorsitzende diese Sitzung per SMS an den Wirt aber kurzfristig absagte, ärgerte sich dieser noch mehr: „Wenn wir eine Anfrage wegen einer Geburtstagsfeier für das Nebenzimmer gehabt hätten, hätte ich die ablehnen müssen.“

Dieter Steinert , der seit 1977 im Vorstand der Kleingärtner vom Exerzierplatz tätig ist, versteht die Aufregung nicht so ganz: „Ich bin mir keiner großen Schuld bewusst.“ Auf Anraten seines Anwalts will er sich gegenüber der Zeitung nicht äußern. Nur so viel: Von einem anderen Vorstandsmitglied sei er, Steinert, auf das Plakat der Attanasios vor dem Lokal angesprochen worden. Warum der Wirt darauf und im Internet persönliche Vorwürfe gegen den Vorstand erhebe, sei ihm ein Rätsel. Jedenfalls trage der Verein beziehungsweise sein Vorstand nicht die alleinige Schuld an der momentanen Situation: „Wir wollen keine schmutzige Wäsche waschen. Am liebsten würde ich die Zeit bis Ende April einfach aussitzen.“ Steinert klingt frustriert, ist vom Verhalten seines Pächters enttäuscht. Der wiederum fühlt sich mit seinen Problemen vom Vorstand nicht genügend beachtet. Um den entgangenen Umsatz vom Februar 2013, sagt Giueppe Attanasio, geht es ihm inzwischen gar nicht mehr: „Ich will jetzt wissen, wer Recht hat.“

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