Starke Frau „Nicht nur den Namen hergeben“

Von Julian Seiferth
Vereinsvorsitzende Rita Heckel vor dem Sportheim des SV Plech. Auch in Zukunft will die werdende Mutter kräftig anpacken. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PLECH. Rita Heckel führt seit inzwischen acht Jahren den SV Plech als Vorsitzende. Die 39-Jährige will sich trotz des anstehenden Familienzuwachses im Herbst erneut zur Wahl stellen.

 
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Zur Vorsitzenden wurde Heckel 2011 gewählt. „Damals hat sich der SV komplett gewandelt“, erinnert sie sich. „Es wurde jemand gesucht, der den Vorsitz übernimmt.“ Der Posten wurde ihr angeboten als reines Repräsentationsamt für jemanden, der nicht kamerascheu sein darf – mehr wurde nicht erwartet. Das war aber nichts für Heckel. Sie, die schon seit Jahren im Sportverein aktiv war, unter anderem bei Festen bedient hatte, wollte mehr sein als das passive Gesicht, das anderen die Arbeit überlässt. „Ich wollte nicht nur meinen Namen hergeben, sondern mit anpacken.“

„Als Plecher sollte man in Vereinen aktiv sein"

Ihr Engagement kommt nicht von ungefähr. „Für mich ist klar, dass man als Plecher in den Vereinen aktiv sein sollte“, sagt die 39-Jährige. Da macht sie auch keine Ausnahmen: Sport, Heimat, Theater – für Rita Heckel macht das keinen Unterschied. „Für mich ist das ganz normal, so bin ich groß geworden. Leider hat sich das inzwischen geändert. Das finde ich schon schade“, so die Vereinsvorsitzende. Ihre Erwartungen haben sich im Großen und Ganzen erfüllt, wie sie sagt: „Als Vorsitzende tu ich mir relativ leicht. Das Team ist gut aufgestellt.“ Zu Beginn ihrer Amtszeit hatte Rita Heckel den Eindruck, dass dem Verein ein Angebot für junge Frauen und Mädchen fehlt. Deshalb habe sie sich dafür eingesetzt, dass der SV Plech eine Fitness-Sparte einführt. So kam es dann auch: Zweimal in der Woche organisiert der Verein eine Veranstaltung in der Mehrzweckhalle. „Das ist sozusagen unser unabhängiges Fitnessstudio“, erklärt Heckel. Sportlich aktiv ist sie in dem Verein selbst schon lange nicht mehr. Zuletzt habe sie als Mädchen Fußball gespielt, hätte dann aber mangels einer Plecher Damenmannschaft den Verein wechseln müssen – das kam für sie nicht in Frage.

Im Ehrenamt vorsichtiger

Wenn sie nicht gerade einen Sportverein anführt, arbeitet Rita Heckel bei der Firma Ceramtec in Lauf als Businesspartnerin. „Da muss ich mal mit anderen zusammenarbeiten und in anderen Bereichen alleine – wie als Vorsitzende auch“, sagt Heckel. Daher wisse sie auch, dass sie als Frau in einer Führungsposition nicht mehr als so exotisch wahrgenommen werde, wie noch vor einigen Jahren. „Das wird immer normaler. Für die meisten jungen Menschen ist es das schon“, erklärt die 39-Jährige. Eine Frau bringe Qualitäten mit, die ihren männlichen Kollegen manchmal abgingen, so wie Diplomatie und Feingefühl. „Ein Vorgesetzter kann im Beruf einfach die Ansagen machen, da sind die Gefühle der anderen egal. Im Ehrenamt muss man da vorsichtiger rangehen. Ich denke, das kann ich ganz gut“, sagt sie schmunzelnd.

Einige haben immer noch ein Problem

Wie findet sie sich in der Männerdomäne Sportvorstand zurecht? „Ich glaube die Älteren – auch einige meiner Vorgänger – haben bis heute ein Problem damit. Dabei ist das völlig normal“, sagt Rita Heckel. Sie arbeite eng mit dem SV Neuhaus und dem TSV Velden zusammen – beide Vereine werden ebenso wie der SV Plech von einer Frau angeführt. Die Bedenken treffen sie allerdings nicht, so Heckel: „Ich hatte nie das Gefühl, dass aus unseren Reihen jemand nicht mit mir arbeiten kann. Da hat niemand dieses Problem.“ Das führt sie auf ihren Führungsstil zurück. Sie sei nicht der Chef, der einfach sagt, was gemacht wird. „Das ist eher was für die Herren“, sagt Heckel lächelnd.

Umfeld im Verein

Rita Heckels ganzes Umfeld ist tief im Verein verwurzelt. „Mein Freund spielt hier Fußball, viele Freunde sind aktiv, meine Mutter wäscht Trikots und mein Bruder war mal Platzwart“, zählt sie auf. Nur so könne sie das alles gut miteinander verbinden. „In so einem Ehrenamt steckt viel Freizeit und Herzblut drin – ohne Spaß an der Sache macht man das nicht.“ Der Beruf sei ein Teil ihres Lebens. Durch den anderen ziehe sich der SV Plech „wie ein roter Faden“.

Den Prozess weiter begleiten

Trotz des anstehenden Familienzuwachses – zum Zeitpunkt unseres Gesprächs ist der Entbindungstermin ihres Kindes gerade zwei Wochen entfernt – will Rita Heckel im November erneut für den Vorsitz ihres SV Plech antreten. „Ich habe hier ein Team, auf das ich mich verlassen kann. Wenn ich mich wegen des Kindes zurücknehme, wird das auf jeden Fall abgefangen.“ Sie will noch einiges für den Verein erreichen. „Dass wir nun in einer Spielgemeinschaft und nicht mehr eigenständig sind, gefällt nicht jedem“, so Heckel. Allerdings habe es keine andere Möglichkeit gegeben. „Das war der Rettungsanker und für uns alle eine einschneidende Erfahrung, die ich mir vor Jahren nicht hätte vorstellen können. Diesen Prozess will ich weiter begleiten.“

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