Stadtwerke-Chef: „Alleine schaffen wir das nicht“ Tiefgarage: Stadtwerke stehen vor Acht-Millionen-Loch

Von Frank Schmälzle
Ganz unten im Parkhaus an der Stadthalle: Holzbalken verhindern, dass die Tiefgarage einstürzt. Wer die Sanierung bezahlen soll, ist derzeit noch offen. Die Stadtwerke, sagt Geschäftsführer Jürgen Bayer, sind damit überfordert. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die 54 Millionen Euro, die die Stadt für den Umbau und die Sanierung der Stadthalle ausgeben will, werden nicht reichen. Stadtwerke-Chef Jürgen Bayer hat dem Aufsichtsrat des Unternehmens, das zum größten Teil der Stadt gehört, jetzt eine erste Kostenschätzung vorgelegt, wie teuer die Sanierung der Tiefgarage an der Stadthalle wird. Voraussichtlich 8,1 Millionen Euro. Bayer schlägt Alarm: "Alleine schaffen wir das nicht."

 
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 Im nächsten halben Jahr will er mit Vertretern der Stadt nach Lösungen suchen. Es werde darum gehen, die Stadtwerke zum Teil oder ganz von den Kosten der Sanierung der Tiefgarage freizustellen. Sollte die Stadt nicht helfen, würde die Tiefgaragensanierung das Ergebnis der Stadtwerke auf Jahre hinaus mit 450 000 Euro belasten. Diesen Betrag im Wasser- und Energiegeschäft zusätzlich zu erwirtschaften, sei nahezu unmöglich, sagt Bayer.

Bloß keine Denkverbote

Denkverbote soll es bei den Gesprächen mit der Stadt über die Tiefgarage nicht geben. Auch die Variante, dass die Stadtwerke die Parkanlage für einen symbolischen Euro an die Stadt verkaufen, ist möglich. Doch das will nach Kurier-Informationen die Stadtverwaltung nicht. Weil sie das defizitäre Parkhaus dann selbst betreiben müsste. Und Parallelstrukturen zu den Stadtwerken aufbauen müsste.

Stadtwerke rutschen in die roten Zahlen

Ob Verkauf oder Sanierung unter Stadtwerke-Regie: Die Stadt muss ran. Auch weil die Stadtwerke in die roten Zahlen gerutscht sind. Die bisher lukrativen Geschäftszweige Energie und Wasser werfen nicht mehr den Gewinn vergangener Jahre ab. Im Juli wird Bayer den Geschäftsbericht der Stadtwerke für das vergangene Jahr im Stadtrat vorlegen. Die Gewinnbringer Energie und Wasser mit den Verlustbringern Bäder und Öffentlicher Personennahverkehr aufgerechnet, haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr einen Verlust von etwa 900 000 Euro eingefahren. Das ist der erste Verlust, den die Werke unter Bayers Führung ausweisen müssen. Der Hauptgesellschafter, also die Stadt Bayreuth, wird dafür gerade stehen müssen. Allerdings ist der Verlust nach Kurier-Informationen zu etwa zwei Dritteln auf einen Sondereffekte zurückzuführen. Die Verkehrsgemeinschaft Nürnberg fordert 615 000 Euro von den Stadtwerken zurück.

Der Stadtrat hat sich zur Hilfe verpflichtet

In die Verhandlungen mit der Stadt wird Bayer mit einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 1992 gehen. Damals gingen alle Parkhäuser auf die Stadtwerke über und der Stadtrat entschied: Sollte sich die Ertragslage gravierend ändern oder außergewöhnliche Investitionen oder Reparaturen anstehen, würden sich beide Partner auf eine Lösung einigen. Bayer geht davon aus, dass das Parkhaus an der Stadthalle auch nach der Sanierung Defizite einbringen wird. „Wäre das anders, könnten wir Rendite erzielen, würde ich das Geld für die Sanierung liebend gerne in die Hand nehmen.“

Die Lösung: eine Schachtel in der Schachtel

Wie die marode Tiefgarage technisch zu retten wäre, darüber haben sich Ingenieure im Auftrag der Stadtwerke inzwischen Gedanken gemacht. Die Lösung heißt: eine Schachtel in der Schachtel. Die bisherigen Außenwände sollen stehen bleiben, auch weil bei einem Abbruch die Standfestigkeit des Kleinen Hauses gefährdet wäre. In die Tiefgarage sollen neue, zusätzliche Außenwände eingebaut werden. Zwischen den neuen und den alten Wänden ist eine Isolierschicht geplant.

Aufsichtsrätin sagt: Geschäftsführer hat kein Konzept

Stadtwerke-Aufsichtsrätin Sabine Steininger fordert Bayer auf, die Stadtwerke komplett neu auszurichten, um mehr Gewinn zu erzielen. Die Stadtwerke müssten entschlossener und mit Unterstützung der Bürger in die Eigenenergieproduktion einsteigen. Bayer dürfe nicht vor harten Maßnahmen, etwa der Schließung defizitärer Parkhäuser im Stadtgebiet, zurückschrecken. „Der Geschäftsführer hangelt sich von Projekt zu Projekt. Ein Konzept für den Gesamtkonzern bleibt er schuldig.“ Dass Bayer inzwischen die Öffentlichkeit über die Situation der Stadtwerke informiere, begrüßt die Aufsichtsrätin und Grünen-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. „Er hat offenbar verstanden, dass die Stadtwerke den Bürgern gehören.“ Und an der Sanierung der Tiefgarage gehe kein Weg vorbei. „Eine Stadthalle ohne genügend Parkplätze, das geht nicht.“

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