Stadtrat erhöht die Friedhofsgebühren, Dreck und Lärm stört die Friedhofsgänger Der Tod ist teuer und dreckig

Von Ulrike Sommerer

Heute ist Jutta Vodisek an der Reihe. Sie kümmert sich, abwechselnd mit ihrer Schwester, um das Grab der Eltern. Und heute ist eben sie mit der Grabpflege an der Reihe. Die Eltern sind auf dem Friedhof in Bad Berneck begraben. An Tagen wie diesen geht Jutta Vodisek schon am zeitigen Vormittag los, um das Grab zu gießen. Und zu putzen. Denn die Grabsteine sind voller Dreck und Staub. Der Bad Bernecker Friedhof ist kein Ort der Stille. Doch dort liegen zu dürfen, wird nun auch noch teurer. 

 
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Bisher war das, was man für ein Grab und alles mögliche rund um eine Beerdigung zu zahlen hatte, eine komplizierte Rechnung. Da wurde fürs Läuten extra Geld verlangt, dann für die Benutzung des Leichenhauses und fürs Wegfahren von Kränzen. Dieses komplizierte Konstrukt hat der Stadtrat jetzt vereinfacht. Statt vieler kleiner Beträge muss nun eine Grundgebühr bezahlt werden. Für alle Tätigkeiten, die die Friedhofsverwaltung betreffen, muss künftig eine Pauschale von 310 Euro bezahlt werden. Die Gebühren werden aber künftig nicht nur anders berechnet, sie sind auch höher als bisher. Denn zur Pauschale kommt eine Gebühr für die Benutzung des Leichenhauses (bisher 150 Euro für drei Tage, jetzt 210 Euro). Ein Standard Grabplatz kostet jetzt 460 Euro für einen Zeitraum von 20 Jahren, bisher waren es 300 Euro. 

Eine Gebührenerhöhung war nötig, schließlich muss ein Friedhof kostendeckend betrieben werden. Davon waren die Bad Bernecker weit entfernt. Nur etwa 40 Prozent der Kosten, die der Friedhof verursachte, konnten bisher durch Einnahmen gedeckt werden, erklärt Verwaltungsleiter Christian Hohlweg. Das war dem Kommunalen Prüfungsverband ein Dorn im Auge. Also wurden die Gebühren angepasst, außerdem die Satzung, in der noch stand, dass der Friedhof als hoheitliche Aufgabe der Gemeinde zu sehen sein. Das wiederum hätte bedeutet, dass die Arbeiten, zum Beispiel das Grab-Ausheben, ausgeschrieben werden müssten. Wurde nie praktiziert, wollte man nie praktizieren. Also passte man die Satzung nun der Praxis an. Der Stadtrat beschloss das einstimmig. Außerdem, sagt Hohlweg, würde man ja auch neue Formen der Bestattung ermöglichen, wie die pflegefreien Grabstätten.

Doch dann ist da die Sache mit dem Dreck. Denn neben dem Friedhof, auf dem 1911 die ersten Gräber belegt worden waren, ist der Steinbruch Schicker (1928, also nachdem der Friedhof angelegt worden war, eröffnet). "Unser Friedhof ist nicht das, was man sich unter einem Friedhof vorstellt", kritisierte Stadtrat Christof Seidel (CSU). Nicht nur der Lärm durch Sprengungen und durch die Arbeiten im Steinbruch, sondern vor allem der Staub, der vom Steinbruch aus zum Friedhof zieht, ist eine Belastung für die, die hier Trost am Grab von Angehörigen suchen und Gräber pflegen müssen. Zu ihnen gehört Jutta Vodisek. Wenn sie zum Gießen der Blumen auf dem Grab ihrer Eltern kommt, muss sie immer auch den Grabstein abwischen. Empfindliche Grabsteine, hat sie beobachtet, würden durch den groben Staub sogar zerkratzt werden.

Alfred Küfner hat hier vorgesorgt. Um dieses Problem nicht zu haben, wählte er für das Grab seine Frau einen groben Naturstein. "Bloß nicht schwarz", habe er beim Tod seiner Frau entschieden und an den Staub gedacht. Den Staub auf den Pflanzen, den "gieße ich einfach weg".

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