"Ich bin schockiert über den Auftritt der Mannschaft in der zweiten Halbzeit", brachte Trainer Marek Mintal deutlich zum Ausdruck, was gut 1000 mitgereiste Bayreuther Anhänger fühlten. Schließlich servierten die zuletzt sechsmal in Folge sieglosen Bamberger, zuletzt vier davon mit jeweils vier Treffern Differenz, den Altstädtern den Sieg quasi auf dem Silbertablett. "Wir haben zuletzt viele leichte Geschenke verteilt. Heute wieder", brachte FCE-Trainer Jan Gernlein die Anfangsphase auf einen einfachen Nenner. Zweimal verweigerten seine Mannen die Abwehrarbeit schon in der Anfangsphase, zweimal bedankten sich die Bayreuther artig. Einen Eckball von Tim Latteier leitete Marco Stefandl mit der Hacke weiter auf den am langen Pfosten gänzlich blank stehenden Manndecker Tobias Weber. Er, der die Kapitänsbinde des verletzten Edwin Schwarz überstreifte, netzte ein. Und als nur fünf Minuten später nach einem starken Angriff der omnipräsente Stefandl einen überragenden Steckball des fast schon abgeblockten Latteier am zweiten Pfosten einsandte: Da deutete sich ein weiteres Debakel der Gastgeber an. Zumal die weiterhin keinerlei Zugriff auf die Partie bekamen. "Wir haben zwar viele Meter gegen den Ball gemacht", so Gernlein, "aber halt keinen Zugriff gehabt." Sein Gegenüber Marek Mintal durfte sich weiterhin an der Spielfreude seiner Truppe erfreuen. "Ich habe eine richtig gute erste Halbzeit gesehen", freute sich der Slowake über viele ineinandergreifende Rädchen. Die hätte Vincent Ketzer krönen können: Doch sowohl eine Minute nach dem zweiten Treffer als auch in der 32. Minute blockte die Bamberger Abwehr seine (guten) Abschlüsse im letzten Augenblick. Pech hatte auch Jonas Kehl, der nach einem Latteier-Tänzchen durch die FCE-Abwehr und feiner Ablage knapp am langen Pfosten vorbei visierte (30.). Auch Jakub Mintal verpasste mit seinem Kopfball nach Wieselsbergers Flanke die Entscheidung, visierte per Kopf vorbei (37.). "Keine Ahnung, wo die Mannschaft in der zweiten Halbzeit war", redete sich Mintal nach Spielende in Rage, "wir sagen in der Pause A, die Mannschaft macht B. Der Plan war, so weiterzumachen. Und sie tun es nicht." Dabei hätte die Messe durchaus nach 53 Minuten gelesen sein können - ja müssen. Bambergs Keeper Dellermann fällte Tim Latteier elfmeterreif, den Strafstoß trat der Gefoulte selbst - der foulende bügelte seinen Fauxpas aus und parierte. Die Partie blieb offen. Obwohl sie es weiterhin nicht war. Schließlich konnten die Gastgeber aus der zunehmenden Passivität der Altstädter offensiv keinerlei Kapital schlagen. "Wir haben Emotionen ins Spiel gebracht", so Gernlein, "und die sind immer gut." Mit den Einwechslungen seiner beiden Unterschiedsspieler Björn Schönwiesner und Patrick Görtler kippte die Partie allmählich. Zwar hatte Stefandl mit einem Lattentreffer (71.) noch eine dicke Chance, den Deckel draufzumachen - doch auch das klappte nicht. Und so kam, was zwar kaum absehbar war, aber doch kommen musste. Mit einem knackigen 20-Meter-Riegel sorgte Schönwiesner für den Anschlusstreffer. Keeper Luca Petzold, selbst ein Bamberger Urgestein, war chancenlos. Und das, nachdem er sich in der ersten Halbzeit in den daneben angesiedelten Altstadt-Fanblock hätte stellen können, ohne, dass dies Auswirkungen auf die Partie gehabt hätte. So chancenlos er beim ersten Gegentor war, so war er es auch sieben Minuten später. Mit Johannes Gebhardt spielte ein dritter Bamberger Joker Görtler in Aktion, der sich vehement durch die Altstädter Abwehrreihe tankte und am Ende mit etwas Glück das Leder noch auf den Schlappen bekam und den Ausgleich markierte. Während die Violetten feierten, war der Altstädter Frust groß. Schließlich hat man es nach den Partien in Augsburg und gegen Fürth beim erneut verpasst, einen Sieg einzufahren. Und damit einen goldenen September wie einen ebensolchen anfühlen zu lassen. Und nicht wie einen silbrig-bronzenen glänzenden, mit zwei Siegen bei vier Punkteteilungen.