Schmerzsalbe besser abwischen statt abwaschen
Auch bei Diclofenac haben die Diskussionen und Beratungen der Fachleute bereits zu ersten Erfolgen geführt. So erläuterte Thomas Hillenbrand vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe das Ergebnis einer Studie, die vom Runden Tisch in Auftrag gegeben worden war. Weil dieser Wirkstoff zu einem erheblichen Teil in Form von Salben eingesetzt wird, lässt sich sein Eintrag in die Umwelt deutlich reduzieren, wenn die Hände nach dem Auftragen auf die Haut zunächst mit einem Papiertuch abgewischt werden, bevor man sie abwäscht. Eine Informationskampagne unter dem Motto „Wischen statt Waschen“ soll nun zu einer Verhaltensänderung bei der Anwendung dieser Salben führen.
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So notwendig es ist, Öffentlichkeit und Hersteller für die Spurenstoff-Problematik zu sensibilisieren, so deutlich wurde auf dem Stuttgarter Kongress aber auch, dass bei den Klärwerken noch mehr getan werden muss. Hier müssen in speziellen Eliminationsanlagen mithilfe von Ozon oder Aktivkohle möglichst viele dieser Spurenstoffe aus dem Abwasser geholt werden, bevor sie in Bäche und Flüsse sowie ins Grundwasser gelangen. Dabei weist zum Beispiel Rita Triebskorn vom Institut für Evolution und Ökologie der Uni Tübingen darauf hin, dass der Klimawandel zu vermehrten Trockenperioden führen und damit „eindeutig“ die Belastung der Gewässer mit Umweltchemikalien verschärfen werde. Zusammen mit dem Landesnaturschutzverband begrüßt sie daher die Vorreiterrolle von Baden-Württemberg bei der Elimination der Spurenstoffe in einer vierten Reinigungsstufe.
Neue Kläranlagen im Land
Bisher sind im Land 23 dieser Anlagen in Betrieb, weitere 25 sind im Bau oder in Planung. Eine wichtige Rolle dabei spielt das Kompetenzzentrum Spurenstoffe, das vor zehn Jahren gegründet wurde und dessen Finanzierung nun für weitere fünf Jahre gesichert ist. Wie Marie Launay, die Leiterin des Zentrums, erläuterte, will man sich nun verstärkt der Erforschung von Verfahren widmen, bei denen sich Synergieeffekte besser nutzen lassen. So kann man etwa Ozon und Aktivkohle bei der Eliminierung der Spurenstoffe kombinieren, und auch die gleichzeitige Entfernung von Spurenstoffen und Phosphor ist ein wichtiges Zukunftsthema.
Bedenkliche Spurenstoffe
Chemie
In Europa werden derzeit rund 140 000 synthetische Stoffe eingesetzt. Dazu zählen Pflanzenschutzmittel, Medikamente, Chemikalien, Wasch- und Reinigungsmittel oder Kosmetikprodukte. Mancher dieser Verbindungen können schon in sehr geringen Konzentrationen Lebewesen schädigen.
Beseitigung
In der normalen Kläranlage werden die Spurenstoffe gar nicht oder nur zu einem vergleichsweise geringen Teil aus dem Abwasser geholt. In einer vierten Reinigungsstufe lassen sie sich dagegen mit speziellen Verfahren unter Einsatz von Ozon oder Aktivkohle in der Regel zu mehr als 80 Prozent eliminieren.