Weiter geht es nun an diesem Donnerstagabend beim Diamond-League-Meeting in Zürich. „Lyles ist für uns heute die Überschrift, außergewöhnlich“, sagt Meetingchef Andreas Hediger. Auf der Showbühne in der Mitte des Letzigrund-Stadions rappte der Sprinter 2019 vor 25 000 Zuschauern mal zusammen mit Stabhochspringerin Sandi Morris (USA) und der Band Baba Shrimps den Song „Souvenir“. Zumindest musikalisch ist er an Bolt vorbeigezogen. „Ich bin mehr als Sport“, sagt Lyles über sich selbst.
Er sagt, er habe seinen Weltrekordlauf vorab geträumt
Ebenfalls in Zürich hat er schon mal einen Traum verraten – er habe seinen Weltrekordlauf bereits geträumt und könne sich an die Details noch genau erinnern: „Ich lief auf einer blauen Bahn auf gleicher Höhe mit den Konkurrenten und dann einfach davon.“ Die Zeit auf der Uhr, die er neben der Ziellinie sah: 9,41 Sekunden.
Ist dieser Lyles nur ein Träumer? 1896 wurde die erste Zeit unter 11 Sekunden über 100 Meter registriert, 1960 lief Armin Hary als Erster die 10,0 Sekunden, und 1968 durchbrach Jim Hines die Zehn-Sekunden-Barriere. Seit der WM 2009 in Berlin hält Usain Bolt den Weltrekord mit 9,58 Sekunden. Wie schnell kann ein Mensch überhaupt laufen? 9,4 Sekunden oder gar 9,27 Sekunden, wie der australische Wissenschaftler Jeramy Richmond in seinen Studien errechnet hat? 44,72 Stundenkilometer hat Bolt seinerzeit als Höchstgeschwindigkeit erreicht. Wird Lyles ihn einholen?
100 Meter, die Königsdisziplin der Leichtathletik ist zugleich eine der schillerndsten. Doch immer läuft in weniger als zehn Sekunden ein Dopingschatten mit. Nicht wenige Sprinter haben versucht, ihre Beine mit unerlaubten Mitteln schneller zu machen. Dopingsünder wie Ben Johnson, Dwain Chambers, Tim Montgomery, Justin Gatlin oder Tyson Gay – die Reihe lässt sich weiter fortsetzen. Auch bis ins Finale von Budapest, wo mit Christian Coleman ein amerikanischer Weltmeister von 2019 startete, der nach drei verpassten Dopingtests ein Jahr gesperrt war. Er wurde in 9,92 Sekunden Fünfter – gegen seinen Landsmann Noah Lyles hatte kein Konkurrent eine Chance.