Sprachförderung: Je früher, desto besser

Von
Die Kinder auf unserem Bild liegen während eines Singspieles auf dem Boden. Eine neues Angebot der Geschwister-Gummi-Stiftung will den Spracherwerb von Kleinkindern spielerisch über Singen und Tanzen fördern. Archivfoto: dpa/Patrick Seeger Foto: red

Sprache kleidet die Gedanken in Worte. Über Sprache treten wir in Kontakt mit unserer Umwelt, äußern Bedürfnisse und knüpfen Beziehungen. Wie Eltern die Sprachentwicklung ihrer Kinder im Alltag fördern können, vermittelt ein neuer Kurs der Geschwister-Gummi-Stiftung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Über Musik und Bewegung lässt sich die Sprachentwicklung unterstützen. Sprechen ist ein komplizierter Akt, der viele Fähigkeiten zeitgleich erfordert. Der Kurs „SMuBe“ – Sprachförderung durch Musik und Bewegung führt die Kinder spielerisch an den Erwerb neuer Wörter heran und schult das Sprachverständnis.

Dabei arbeiten die Sozialpädagogin und Musikfachfrau Sandra Klötzer der Gummi-Stiftung und die Sprachtherapeutin Romy Schubert erstmals zusammen. Schubert ist für die logopädische Abteilung des Therapiezentrums Fares Day mit Sitz in Kulmbach und Burgkunstadt tätig. Sie beantwortet Fragen zur Sprachentwicklung und beurteilt die Fortschritte des Kindes.

Sprache über Musik und Bewegung vermitteln

„Unser Angebot ist neu und so in Kulmbach noch nicht vorhanden“, sagt Sandra Klötzer und ist auf die Resonanz bei Müttern und Vätern gespannt. Wenn das Interesse groß sei, würde sich ein Aufbaukurs anbieten. Die Übungen seien so angelegt, dass sie sich gezielt in den Alltag einbauen lassen.

Kinder sind laut der Kleinkindpädagogin in dem frühen Alter sehr empfänglich für Sprache. „Bereits im Mutterleib entwickeln Kinder ein musikalisches Gespür“, sagt Sandra Klötzer. Das Hörorgan sei eines der ersten, das beim Kind ausgebildet werde. Über die mütterliche Stimme bekomme das Kind deren Emotionen unmittelbar mit.

Brabbeln, lallen, krähen

Zuerst teilten sich Kinder über das Schreien mit. Aber schon bald experimentierten sie mit Sprachäußerungen: „Sie brabbeln, lallen, krähen.“ Nach 18 Monaten beherrschten sie etwa 50 Wörter, nach 24 Monaten ungefähr 300 Wörter. „Im Alter von zwei Jahren ist die Grundlage für eine differenzierte Sprache vorhanden.“

Und da setzen die beiden Frauen an: Bei jedem der Treffen nehmen sie sich ein Thema vor: Tiere, Farben, Obst, Gemüse, den Körper. Über Reime, Kinderlieder und Fingerspiele wird in der Gruppe versucht, den Wortschatz auf einfache Weise auszubauen. Wortbedeutung, Satzbau, Satztypen, Satzlängen, Grammatik und die Artikulation bestimmter Sprachlaute wie „sch“, „k“, „r“ werden quasi nebenbei geübt.

Der Körper als Klanginstrument

Ein Musikinstrument zu beherrschen, ist nicht notwendig: „Wir machen viel mit dem eigenen Körper: Stampfen, Klatschen, Klopfen, mit der Zunge schnalzen, solche Dinge“, erläutert Sandra Klötzer. „Instrumente lassen wir bewusst außen vor. Singen kann jeder und Kinder haben Freude daran.“ Schließlich sollen die Eltern auch zu Hause ohne Schwierigkeiten weiterüben können. Ob da jeder Ton richtig getroffen werde, spiele keine Rolle.

Bewusste sprachliche Anreize setzen

„Sprachförderung ist immer ein Thema und hier wird sie zum ersten Mal in Kombination mit Musik ausprobiert“, sagt Elsbeth Oberhammer von der Geschwister-Gummi-Stiftung, die für das Programm Fit for Kids zuständig ist. Denn: „Sprachförderung kann nicht früh genug beginnen. Wir versuchen das mit unserem Angebot zu ergänzen.“ Sprachliche Anreize seien für Kinder enorm wichtig. In dem Kurs erhielten die Eltern Tipps, was sie tun können, um die Sprache ihrer Kinder zu verbessern. Einen Besuch beim Logopäden ersetze der Kurs nicht.

Logopädie verfolgt anderen Ansatz

Die Übungen sollen die Sprechfreude des Kindes wecken und es sprachlich stärken. Sprachbarrieren abbauen und das Selbstbewusstsein stärken. „Eine logopädische Behandlung ist etwas völlig anderes“, sagt auch Romy Schubert. Diese würde von einem Kinderarzt verordnet, der die Sprachentwicklung regelmäßig kontrolliere. „Wir richten uns an alle, egal ob die Sprache auffällig ist oder nicht“, sagt Schubert. „Wenn die Eltern meinen, dass etwas nicht stimmt, das Kind zu wenig oder undeutlich spricht, können sie selbstverständlich Fragen stellen.“

Info: Elternabend am Donnerstag, 19.30 Uhr, Zentrum für Familie und Erziehung, Haus 1, Großer Konferenzraum, Schießgraben 7. Fünf Treffen ab 10. November, 15.30 bis 17 Uhr, Goethestraße 3, Kurswerk.

Autor

Bilder