Spielhalle: Längere Sperrzeit gescheitert

Von Moritz Kircher
Die Spielhalle in Bindlach muss auch künftig nur von 3 bis 6 Uhr geschlossen sein. Für längere Sperrzeiten gibt es keine rechtliche Grundlage. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Vor einiger Zeit schon hat die Stadt Bayreuth die Sperrzeit für Spielhallen auf 0 bis 6 Uhr ausgeweitet. Laut Gesetz ist eigentlich nur eine Sperrzeit von 3 bis 6 Uhr möglich – so auch in Bindlach. Die Suchtberatung der Diakonie hatte beantragt, in Bindlach die Zeiten zu verlängern. Doch was Bayreuth darf, darf Bindlach nicht, weil Bindlach dafür zu wenig Spielautomaten hat.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es ist die Zahl der Spielautomaten, die den Unterschied zwischen Bayreuth und Bindlach macht, wie sich am Montagabend in der Gemeinderatssitzung herausstellte. In Bindlach kommen 3,3 Automaten auf 1000 Einwohner. Der Ort liegt damit im bayerischen Landesdurchschnitt. In Bayreuth liegt der Wert bei 4,8 und damit „erheblich über dem Schnitt“, sagte der Bindlacher Verwaltungsleiter Karl-Heinz Masel.

Bürgermeister wäre längerer Sperrzeit nicht abgeneigt

Das Gesetz, das die Sperrzeit von 3 bis 6 Uhr vorschreibt, lässt Ausnahmen zu, wenn „besondere örtliche Verhältnisse“ vorliegen. Und das sind, wie Masel herausgefunden hat, zum Beispiel überdurchschnittlich viele Spielautomaten. Das erläuterte Bürgermeister Gerald Kolb in der Gemeinderatssitzung. Er hätte dem Antrag auf längere Sperrzeiten gerne zugestimmt, sieht dafür aber keine rechtliche Grundlage.

Helmut Steininger (SPD) hätte es drauf ankommen lassen. Er sehe keinen Zusammenhang zwischen Spielsuchtgefahr und der Zahl der Automaten im Ort. „Ich bin nach wie vor für eine Verlängerung der Sperrzeit“, sagte er. Dass der Betreiber der Spielhalle möglicherweise erfolgreich dagegen klagen könnte, bereite ihm keine Sorgen. Er wolle sich deshalb „nicht die Pistole auf die Brust setzen“ lassen.

SPD stimmt trotz schwieriger Rechtslage für längere Sperrzeit

Neithard Prell (WG) sagte: „Wir können nicht wissentlich gegen geltende Bestimmungen verstoßen.“ Werner Hereth (SPD) sieht es dagegen wie sein Fraktionskollege Steininger. Die Rahmenbedingungen seien bekannt. „Den Versuch, die Sperrzeit zu verlängern, können wir aber sehr wohl starten.“ Gegen die Stimmen der drei anwesenden SPD-Gemeinderäte wurde der Antrag schließlich abgelehnt.

Gestellt hatte ihn Gunhild Scheidler aus Bindlach Anfang des Jahres (der Kurier berichtete). Sie arbeitet in Bayreuth bei der Suchtberatung der Diakonie in der Fachstelle für Glückspielsucht. Scheidler glaubt, dass Bindlach die erste Anlaufstelle ist, wenn nachts die Spielhallen in Bayreuth dicht machen. Das sei ihre Erfahrung aus den Gesprächen mit Spielsüchtigen, wie sie dem Gemeinderat in der Bürgersprechstunde im Januar mitteilte.

Suchtberaterin: Viele Spielsüchtige spielen nur in der Halle

Und das war auch die Begründung für ihren Antrag. Derzeit ist die Beraterin im Urlaub. Im Interview mit dem Kurier hatte sie ihren Antrag im Januar so begründet: „Es gibt ganz viele Spielsüchtige, die nur in der Halle spielen.“ Ein freundlicher Service, lockerer Kontakt zu anderen Gästen - das erzeuge eine Atmosphäre, die man beim Zocken im Internet nicht habe.

Die Spielhalle in Bindlach gehört zur Schmidt-Gruppe mit Sitz im brandenburgischen Zossen. Sind erweiterte Sperrzeiten ein probates Mittel, Süchtige von den Automaten fernzuhalten? „Nein, definitiv nicht“, sagt Geschäftsführer Robert Hess. Es sei nicht jeder Spielhallen-Besucher suchtgefährdet. Hess unterscheidet drei Gruppen: normale, suchtgefährdete und problematische Spieler. „Ziel muss sein, dass keiner der normalen Spieler in die Suchtgruppen abdriftet“, sagt er. Und dieses Ziel werde nicht durch längere Sperrzeiten erreicht, sondern durch Prävention.

Betreiber beschäftigt bundesweit 17 hauptamtliche Präventionsberater

Die Mitarbeiter in den Spielhallen der Schmidt-Gruppe seien geschult, problematisches Spielverhalten zu erkennen. Dann müssten diese überlegen: „Wie spreche ich den Gast im richtigen Moment an?“ Gemeinsam mit zwei anderen Unternehmen beschäftige die Schmidt-Gruppe deutschlandweit 17 hauptamtliche Präventionsberater, einen davon in Bayreuth. Ziel sei, süchtigen oder suchtgefährdeten Spielern ein Gespräch mit den Beratern zu vermitteln. Und wenn alles nichts helfe, gebe es in Bayern die Möglichkeit, ein präventives Hausverbot auszusprechen. Hess sagt: „Das machen wir dann auch.“

Lesen Sie auch:

Bindlach: Spielhalle soll früher schließen

Beraterin für Glückspielsucht im Interview: "Spielsüchtige schämen sich zu Tode"

Gemeinden kämpfen gegen Glückspielsucht

Bilder