GCE-Schüler bringen Kleidung an den Mann (und die Frau)

Die Schüler vom Gymnasium Christian Ernestinum haben geschafft, woran sich andere seit Monaten die Zähne ausbeißen: Kleidung zu den Flüchtlingen in der Bernecker Straße bringen. Vertrauenslehrer Florian Aschenbach war mehrfach mit Flüchtlingen aus der Notunterkunft bei Basketballspielen von Medi. Sie erzählten ihm, dass sie Kleidung bräuchten. „Wie kann das sein, wenn die Kleiderkammer von Bunt statt Braun voll ist?“, fragte sich Aschenbach. Alle Versuche, die Flüchtlinge zur Kleiderkammer zu bringen, waren gescheitert. Aschenbach sagt: „Wir sind eine Schule, wir können logistisch alles stemmen.“

Zum Beispiel, weil Schüler in der Verwandtschaft jemanden mit einem Umzugsunternehmen oder Autohaus haben. Anderthalb Wochen sammelten Schüler und Lehrer Kleidung. Ein 20 Meter langer Gang war bis fast unter die Decke voll. Zwei Tage lang sortierten die Schüler drei Tonnen Kleidung. Mit vier Autos und einem Kleintransporter rückten sie an, bauten Bierbänke am Parkplatz auf. Die Ausgabe klappte super. Die einzige Gefahr: die Autofahrer, die dort „unverantwortlich schnell fahren“, sagt Aschenbach. Zehn Schüler passten auf, damit kein Kind auf die Straße lief. woj/Foto: Ronald Wittek

Feuerwehr präsentiert sich als Familienersatz

Viele minderjährige Flüchtlinge sind unbegleitet. Sie brauchen besonders intensive Betreuung. Friedrich Beyer vom Feuerwehrverein Altstadt hat das erkannt und will helfen. Mit seinen Möglichkeiten. „Gerade so eine Kameradschaft wie die unsere hat eine hohe Integrationsfähigkeit“, sagt er und lädt die jungen Leute ein, in die Feuerwehr zu kommen. „Wir wollen und können ein Stück weit auch Familienersatz sein,“ sagt Beyer.

Beim Tag der offenen Tür in der Feuerwache gab es die erste Begegnung. „Rund 35 junge Leute sind gekommen. Und wir hatten viel Spaß miteinander,“ erinnert er sich an den Sonntag. „Die Aktion war ein voller Erfolg. Wir sind gemeinsam durch die Stationen gegangen und es gab kleine Wettbewerbe.“ Ganz besonders interessant fanden die jungen Flüchtlinge die Wärmebildkamera.

Zum Schluss setzten sich die zwei Gruppen mit den fünf jungen Erwachsenen der Altstädter Feuerwehr an einem Tisch zusammen und ließen sich das Essen schmecken. „Das war eine gute Aktion“, resümiert Beyer. Einzig an der Sprachbarriere müsse man noch arbeiten. Auf Englisch habe man sich allerdings recht gut verständigen können. gs/Foto: Andreas Harbach

Karim Karimi hilft mit Worten

Karim Karimi kommt aus Afghanistan und spricht Persisch, Dari und Deutsch. Das können in Bayreuth nur wenige. Deshalb übersetzt der 34-Jährige mehrmals pro Woche ehrenamtlich für Flüchtlinge.

Um ihnen zu helfen, muss er nicht weit gehen. Der Afghane lebt selbst in der Gemeinschaftsunterkunft, ein paar Schritte von der Erstaufnahmeeinrichtung entfernt. Er übersetzt für Flüchtlinge, die zur Asylsozialberatung der Caritas gehen, begleitet sie zum Ausländeramt, zum Arzt, ins Krankenhaus. Die Ämter rufen ihn an. Seine Landsleute sprechen ihn an. In der Gemeinschaftsunterkunft wohnen etwa 20 Afghanen. Und in den mehr als 20 Bussen, die pro Woche Bayreuth erreichen, kommen ständig neue an.

Als Karimi vor fünf Jahren nach Deutschland floh, hatte er einen kurzen Sprachkurs. Den Rest brachte er sich mit Büchern selbst bei. Nach etwa zwei Jahren begann er, für andere zu übersetzen. „Ich muss das machen. Wenn jemand kommt und meine Hilfe braucht, kann ich nicht Nein sagen.“ Karimi hat eine Duldung, darf nicht selbstständig arbeiten. Derzeit wird ausländerrechtlich geklärt, ob er zumindest für die Arbeit fürs Jugendamt ein Honorar bekommen kann. woj/Foto: Katharina Wojczenko

Friseure schneiden für lau

Für Cigdem Karaman (28) war die Sache klar: „Ich wollte helfen. Und ich kann Haare schneiden.“ Die Friseurmeisterin von Maisel Coiffeure sprach ihren Chef an, trommelte binnen einer Woche 16 Kollegen aus fünf Bayreuther Salons zusammen. An einem Sonntag schnitten sie 120 Flüchtlingen die Haare. Frauen, Männer und Kinder.

„Haareschneiden ist für jemanden, der geflüchtet ist, Luxus“, sagt Karaman. „Wir wollten gute Stimmung bringen.“ Karaman lacht. Frauen mit Kopftuch wünschten sich Locken, ließen sich ihr Haar in Wellen legen. „Sie waren glücklich und uns hat es Spaß gemacht“, sagt Karaman. „Sie wussten genau, was sie wollten.“ Bei den Herren stand die Gesichtsbehaarung im Mittelpunkt: Sie fragten gleich nach einem Rasiermesser. „Die Männer haben sich auch gegenseitig rasiert, das war witzig.“ Manches, was die Friseure hörten, berührte sie sehr. Von der Flucht im Boot – und der Freude, in Bayreuth sicher zu sein. Ein Kind hatte einen Tumor am Rücken. „Wir haben es ins Krankenhaus gefahren.“ Come and See hatte für die Aktion die Räume bereit gestellt, der Verein Bunt statt Braun die Flüchtlinge vorab informiert und auch aus der Bernecker Straße abgeholt. woj/Foto: Peter Kolb

GMG-Schüler sammeln Wörterbücher

Aus einem Gespräch mit Händen und Füßen wird eine spontane Hilfsaktion: Robert Petri, Schüler des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG), hat zusammen mit Mitschülern auf dem Schulfest Geld gesammelt, um Flüchtlingen den Einstieg in die deutsche Sprache zu erleichtern. Jetzt haben die Schüler knapp 30 Wörterbücher an Anna Westermann von Bunt statt Braun übergeben.

Anna Westermann ist glücklich über das neue Hilfsmittel. Sie sagt, sie habe selbst schon Bücher dieses Typs angeschafft und verschenkt. „Die Bücher können wir sehr gut einsetzen“, sagt Westermann.

Robert Petri sagt, er sei eher zufällig mit Flüchtlingen vor dem Vereinsheim der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ins Gespräch gekommen. „Die Verständigung war etwas schwierig. Ein sprachlicher Mischmasch, eher mit Händen und Füßen.“ Die Entscheidung, Geld zu sammeln, sei spontan gefallen. Am Schulfest hätten er und einige Mitschüler gut 260 Euro gesammelt. Das habe für die knapp 30 Bücher gereicht.

Und noch eine Spende aus dem GMG geht an Bunt statt Braun. Die Klasse 8 A hat den Wandertag zum Spendensammeln genutzt – und 600 Euro gesammelt. wah/Foto: Ronald Wittek