Skulpturen-Schenkung Der Lindlingswurm darf landen

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Die Gesellschaft der Niederländter will der Stadt eine Statue des Lindlingswurms schenken. Der Hauptausschuss empfiehlt dem Stadtrat, die Schenkung der Plastik, die drei Tonnen wiegen wird und nach dem Wappentier der Niederländter gestaltet ist, anzunehmen. Wenn auch nach einiger Diskussion. Foto: Archiv/Eric Waha Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Die Gesellschaft der Niederländter, einer der ältesten Herren-Gesellschaften der Stadt, will Bayreuth zum 150. Bestehen der Gesellschaft mit einer Skulptur beglücken. Der Haupt- und Finanzausschuss hat nach einiger Diskussion mehrheitlich dem Stadtrat empfohlen, die drei Tonnen schwere Schenkung anzunehmen.

 
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Erst einmal sieht es gar nicht gut aus für den Lindlingswurm, das Wappentier der Gesellschaft der Niederländter, die am 7. Februar 1870 in Bayreuth gegründet wurde. Bayreuth ist somit die Urstätt, die Wiege der Herrengesellschaft, die sich der Pflege von Kunst und Homer verschrieben hat und von Ludwig von Nagel, einem der Reiter der Chevauxlegeres, gegründet wurde. 19 weitere Sozietäten der Niederländter gibt es in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Zum 150. Geburtstag der Niederländter soll in Bayreuth im kommenden Jahr ein großer Festakt stattfinden - inklusive Enthüllung der Skulptur, die jetzt von einem Bildhauer geschaffen werden soll.

Stadträte bremsen erst einmal

Die Stadträte treten erst einmal auf die Bremse: Man wisse ja gar nicht, wie die die Statue aussehen soll, sagt der FDP/DU-Fraktionsvorsitzende Thomas Hacker. Und die SPD-Stadträtin Elisabeth Zagel fordert glich im Anschluss eine Einschätzung des berufsmäßigen Stadtrats und Kulturreferenten Benedikt Stegmayer. Der richtet den Blick aufs Bild, das Sabine Haberland vom Hauptamt mitgebracht hat, das "erst einmal ein Gips-Modell zeigt", wie sich Haberland beeilt zu sagen, und urteilt: Er sehe die Skulptur zum ersten Mal, "da ist keine Stellungnahme möglich".

Runter von der Tagesordnung? Nein.

Was den Grünen-Stadtrat Stefan Schlags gleich veranlasst: "Wenn keiner was Genaues weiß, beantrage ich, den Tagesordnungspunkt von der Tagesordnung zu nehmen." Schließlich, sagt Schlags, rede man schon lange über die Neugestaltung des Annecyplatzes, wo die Statue aufgestellt werden soll. Und so recht werde die dort wohl nicht passen. Was allerdings kein großes Problem sein sollte, antwortet die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, einen neuen Standort zu finden, sollte die Statue dort nach Umgestaltung des Annecyplatzes nicht mehr hinpassen. Allerdings gehe es "den Herren darum, das Jubiläum am 20. März 2020 zu feiern", dazu bräuchten sie Sicherheit, ob die Schenkung angenommen werde. Zumal der Standort mit Bedacht gewählt worden sei: schließlich sei dort die Kaserne gewesen, wo einst Ludwig von Nagel Dienst schob. Mit acht Gegenstimmen bei 14 Anwesenden scheitert Schlags mit seinem Ansinnen knapp.

"Goldige Herrengesellschaft"

Die Niederländter seien sehr bekannt und "eine goldige Herrengesellschaft", sagt der BG-Fraktionsvorsitzende Stephan Müller, der sagt, "er plädiert dafür, die Schenkung anzunehmen". Womit er zumindest bei Thomas Hacker auf Granit beißt: "Dieses Objekt scheint eher einem Fantasy-Roman entsprungen", kritisiert Hacker die Darstellung des Lindlingswurms. "Bei aller Liebe, das fällt schon aus dem Rahmen" - und zwar dessen, was die Stadt sonst an Kunst im öffentlichen Raum dauerhaft aufstelle. Womit Hacker und Schlags auf Linie sind, denn auch Schlags "fehlt die künstlerische Qualität", zudem wäre die drei Tonnen schwere und 2,55 Meter hohe Skulptur der Stadt "ein Klotz am Bein", wenn man denn irgendwann einmal den Annecyplatz anpacken werde.

Optimal, wenn der Wurm aus dem Rahmen fällt

Wenn der Wurm aus dem Rahmen falle, dann sei das "doch optimal", urteilt der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Bauske."Wir wollen bei Kunst doch gar nicht diese Gleichförmigkeit." Auch er rege an, die Schenkung anzunehmen.

Genau das tut der Ausschuss dann in seiner Empfehlung für den Stadtrat auch: mit vier Gegenstimmen bei inzwischen 16 Anwesenden.

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