Sie werfen Jürgen Bayer Untätigkeit vor Stadtbad-Sauna: Saunafreunde kritisieren Stadtwerke-Chef

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Die Stadtbad-Sauna schließen? Das kommt für sie nicht infrage. Roland Lang, Helmut Scheitler, Albin Belinski und Hugo Alber (von links) gehören zu den rund 1000 Unterzeichnern, die die Sauna erhalten wollen. ⋌Foto: Archiv/Harbach Foto: red

Ende der trügerischen Ruhe um die Sauna im Alten Stadtbad: Die Saunafreunde, die sich für den Erhalt der Sauna einsetzen, werfen Stadtwerke-Chef Jürgen Bayer Untätigkeit vor. Er habe seit Januar keinen Vorschlag der Saunafreunde umgesetzt, um die Attraktivität der Sauna zu erhöhen. Bayer kontert im Gespräch mit unserer Zeitung. Und: Er dringt auf eine Entscheidung im Aufsichtsrat im Dezember.

 
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Es ist der nächste Aufguss einer langen Geschichte: Die Saunafreunde wollen die Stadtbad-Sauna um jeden Preis erhalten. Sie zweifeln die Betriebskosten, das von den Stadtwerken bezifferte Defizit und den Sanierungsbedarf der Sauna an. Außerdem vermissen sie den Einsatz der Stadtwerke für das Stadtbad. Man mache zu wenig Werbung, gehe nicht auf die Verbesserungsvorschläge der Saunagänger ein.

Jürgen Bayer jedoch bleibt dabei. Man müsse eine bis eineinhalb Millionen Euro investieren, wolle man die Sauna sanieren. Das sei zu viel Geld für zu wenige Besucher. Seit Januar, seit sich rund 170 Sauna-Gänger und Bayer bei einer Krisensitzung im Becher-Saal einen heftigen Schlagabtausch geliefert hatten, habe sich nichts zum Besseren gewendet. Im Gegenteil: Von Januar bis August 2014 kamen 15,3 Prozent weniger Besucher in die Sauna des Stadtbades als im Jahr zuvor.

„Wir kratzen gerade mal an der 5000er-Marke“, sagt Bayer. Zwischen Januar und August 2013 waren es fast 6000 Saunagäste. „Spannend ist für mich gerade der Januar: Da hatten wir über 200 Besucher weniger als im Januar 2013.“ Was bedeutet: „Eine Abstimmung mit den Füßen hat nicht stattgefunden. Trotz der intensiven Berichterstattung über das Thema“, sagt Bayer. Am milden Winter, sagt der Geschäftsführer, könnte man das „natürlich festmachen. Wenn wir nicht in der Lohengrin-Therme ein Plus hätten. Speziell im Januar.“ Auch gesamt betrachtet schneide die Sauna in der Therme besser ab – mit einem Plus von 1,4 Prozent.

Weil die Sauna bei einem Defizit, das laut Bayer bei 250 000 Euro im Jahr liegt, sanierungsbedürftig sei, habe man bei der Bayreuther Verkehrs- und Bäder-GmbH (BVB) „nach wie vor das Thema Fitness im Fokus“. Ein erster Anlauf, ein Fitness-Studio in den Räumen der Sauna zu etablieren, war gescheitert. Aber: „Wir verfolgen das Thema weiter und wollen im Aufsichtsrat im Dezember Pläne vorlegen und auf eine Entscheidung drängen“, sagt Bayer. „Die Zahlen bestärken mich, dass wir das Stadtbad attraktiver machen müssen. Es muss moderner werden, um neue Gäste zu gewinnen.“ Die Mischung aus Bad und Fitness sei eine Nische in Bayreuth.

In der letzten Aufsichtsratssitzung im Juli habe er „sämtliche rund 50, zum Teil wirklich gute, Verbesserungsvorschläge an die Aufsichtsratsmitglieder übergeben“, sagt Bayer. 26 der Vorschläge, die aus den Reihen der Sauna-Nutzer kamen, hätten sich „mit denen gedeckt, die wir auch schon haben oder hatten“. Bayer sagt: „Wir haben das Stadtbad immer im Fokus. Jedem hätte seit Januar klar gewesen sein müssen, dass die Besucherzahlen besser werden müssen. Gemerkt haben wir nichts davon. Viele Saunagäste wollen da vielleicht rein. Sie kommen aber nicht. Und das ist traurig.“ Zudem stehe bereits das nächste Thema an: „Der Gesetzgeber ist gerade dabei, die Umsatzsteuer für die Saunen zu erhöhen – von aktuell sieben auf 19 Prozent. Diese Erhöhung wird sicher kommen. Da werden wir am Sauna-Preis auch etwas machen müssen“, sagt Bayer.

Die Saunafreunde, die unter dem Motto „Hände weg von der Stadtbadsauna“ um den Erhalt kämpfen, zweifeln nicht nur Bayers Berechnungen zum Defizit an. Sie werfen dem Geschäftsführer vor, er habe keinen einzigen ihrer Vorschläge, die Sauna attraktiver zu machen, umsetzen wollen. Hans-Rudolf Herold, zusammen mit Hugo Alber Sprecher der Saunafreunde, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir haben vorgeschlagen, den Fitnessraum zu reaktivieren, die Terrasse zum Sonnenbaden zu öffnen – nichts ist passiert. Wir vermuten, Bayer hat das nicht einmal geprüft. Zusätzliche Werbung gab es nicht. Zudem hat er auf keines unserer Schreiben seit Januar auch nur im Ansatz reagiert. Das ist schlechter Stil.“

Herold sagt, die Berechnungen, die die Saunafreunde gemacht haben, kämen auf ein ganz anderes Ergebnis als die von Bayer vorgelegten Zahlen: Rein für Strom und Wasser komme man auf Kosten von knapp 55 000 Euro. Als Einnahmen setzen die Saunafreunde rund 100 000 Euro an. Ihre Frage: „Wo sollen da 250 000 Euro Defizit herkommen?“ Die beiden Bademeister, die im Stadtbad tätig sind, könne man kaum der Sauna zurechnen. Man spare auch keine Personalkosten ein, wenn die Sauna geschlossen ist. „Dass im Sommer weniger Leute in die Sauna kommen, liegt nicht nur am Wetter. Sondern auch daran, dass die Sauna 13 Wochen lang nur von Dienstag bis Freitag offen ist“, sagt Herold – der dennoch überrascht ist vom Rückgang der Besucherzahl.

Eine weitere Zahl, die Herold und seine Mitstreiter anzweifeln: die Höhe der von Bayer veranschlagten Sanierungskosten. „Die Sauna an sich ist in keinem schlechten Zustand. Wie man da auf eineinhalb Millionen Euro Kosten kommt, erklärt sich nicht.“

Das sagen die Stadträte

Stefan Specht (CSU) sagt, man wolle in seiner Fraktion „nicht Schließungsdiskussionen das Wort reden, aber man muss die wirtschaftliche Situation der BVB genau im Auge behalten“. Gebe es wirtschaftlich sinnvollere Angebote – wie etwa die Einrichtung eines Fitnessstudios – „könnte man auch dafür die Hand heben“. Man sehe es kritisch, „wenn auf Dauer Investitionen für einen kleinen Stammkundenkreis erbracht werden müssten, die nicht rentierlich darstellbar sind“.

Stephan Müller (BG) steht einem Erhalt der Sauna positiv gegenüber, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. „Allerdings müssen natürlich die zahlen passen – und es muss sich auch etwas tun bei den Zahlen.“ Die Besucherzahlen müssten steigen. „Der Erhalt des Stadtbades insgesamt ist uns sehr wichtig“, sagt Müller.

Elisabeth Zagel (SPD) regt eine Begehung der Sauna mit dem Stadtrat an. „Wenn man die Sauna lässt, sollte sie saniert werden. Man muss aber abklären, ob eine Sanierung nicht billiger zu machen ist.“ Für Zagel, die auch im BVB-Aufsichtsrat sitzt, ist das Stadtbad „ein Bürgerbad, zu dem die Sauna dazugehört“. Sie sagt, sie würde es kritisch sehen, wenn statt der Sauna ein Fitnessstudio eingerichtet werden solle: „Das Risiko ist hoch, weil es zu vielen in Bayreuth gibt.“ Zagel fordert Zahlen, um entscheiden zu können.

Sabine Steininger (Grüne) sagt, ihre Position habe sich seit Januar nicht geändert: „So lange die Sauna ohne Sanierung betrieben werden kann, soll sie betrieben werden.“ Das Problem sei aus ihrer Sicht, „dass die Bäder in Bayreuth sich gegenseitig Konkurrenz machen“. Gleichwohl sei eine mögliche Schließung der Sauna „nicht der erste Schritt zur Schließung des Stadtbades“. Sie nimmt Stadtwerke-Chef Bayer in die Pflicht: „Er muss liefern. Aussitzen ist nicht.“

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