Sie sollen mit ihren niedergelassenen Kollegen die Versorgung am Wochenende sicherstellen Letzte Reserve: Bereitschaftsdienst auch für nicht niedergelassene Ärzte geplant

Von Frank Schmälzle
Arzt. Symbolfoto. Foto: red

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) mobilisiert die letzte Reserve: 1150 nicht niedergelassene Ärzte sollen künftig gemeinsam mit ihren niedergelassenen Kollegen den Bereitschaftsdienst für Patienten nachts und an den Wochenenden im Freistaat sicherstellen. Doch damit sind längst nicht alle Probleme gelöst.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das neue System wird frühestens 2017 greifen. Das Problem ist auf dem Land am gravierendsten: Immer weniger Ärzte müssen immer mehr leisten. Auch den Bereitschaftsdienst, der in immer kürzeren Abständen auf sie zukommt. Der ist neben der Bürokratie und den möglichen Regressforderungen auch der wichtigste Grund, warum junge Ärzte nicht mehr aufs Land wollen. „Wir mussten handeln“, sagte der KVB-Vorsitzende Wolfgang Krombholz gestern in Bayreuth.

Vor zwei Jahren hat die KVB Bereitschaftsdienstbereiche zusammengelegt. So, dass jeder zum Bereitschaftsdienst verpflichtete Arzt an nicht mehr als sechs Wochenenden und in nicht mehr als 18 Nächten pro Jahr Bereitschaftsdienst leisten musste. Der Haken daran: Die Dienstgebiete wurden damit so groß, dass sich Praxisbetrieb und Hausbesuche im Bereitschaftsdienst kaum noch vereinbaren ließen. Deshalb zündete die KVB Stufe Zwei der Bereitschaftsdienst-Rettung.

Einige protestieren

Wie in anderen Bundesländern längst üblich, sind jetzt auch Ärzte, die nicht direkt mit der Behandlung körperlicher Symptome zu tun haben, zum Bereitschaftsdienst verpflichtet. Auch Psychiater, auch Genetiker. Einige von ihnen protestierten. Doch das, sagt Krombholz, spielt sich ein.

Doch auch damit ist der Bereitschaftsdienst noch immer nicht gerettet. „Das Altersproblem bleibt“, sagt Krombholz. 30 Prozent der niedergelassenen Ärzte in Bayern sind über 60 Jahre alt. Wenn sie in den Ruhestand gehen, fällt das Kartenhaus des Bereitschaftsdienstes zusammen. Darauf will Krombholz nicht warten. Die KVB hat deshalb 51 000 nicht niedergelassene Ärzte in Bayern angeschrieben. Und sie nach ihrer Bereitschaft zum Bereitschaftsdienst gefragt. 1150 haben geantwortet. 68 davon aus Oberfranken, das war die mit Abstand geringste Resonanz. Im Fachjargon heißen sie Pool-Ärzte.

Voraussichtlich im Herbst soll die dritte Stufe der Reform anlaufen. In Straubing will die KVB eine erste Bereitschaftspraxis einrichten. Dort soll ein Arzt den „Sitzdienst“ in der Bereitschaftspraxis leisten, also für Patienten da sein. Die Patienten sollen nicht länger als 30 Minuten mit dem Auto zur Praxis brauchen. Ein zweiter Arzt übernimmt den Fahrdienst, er macht Hausbesuche.

Der Leidensdruck ist hoch

42 solcher Bereitschaftspraxen will die KVB in ganz Bayern einrichten, sie ergänzen die bereits vorhandenen 52 Praxen. In Zukunft sollen in jedem der 22 Dienstbereiche in Bayern zwei Bereitschaftspraxen in Betrieb und zwei bis drei Fahrdienst-Teams unterwegs sein, wenn die Hausarzt-Praxen geschlossen sind. Bayreuth ist als Standort einer solchen Bereitschaftspraxis gesetzt. Denn mit dem Doc-Haus gibt es bereits eine solche Einrichtung. Wert legt die KVB auf eine Kooperation zwischen den Bereitschaftspraxen und den Krankenhäusern. Dort, sagt Krombholz, ist das neue Konzept hoch willkommen. Zum Teil wollen Krankenhäuser Bereitschaftspraxen für die KVB einrichten und ausstatten. Denn der Leidensdruck ist hoch: 50 Prozent der Patienten, die in einer Bereitschaftspraxis richtig wären, wenden sich stattdessen an Notaufnahmen in Krankenhäusern. Zuletzt während der Grippewelle in den vergangenen Wochen.

Teurer soll das neue System nicht werden. Durch die Zusammenlegung der Dienstbereiche habe man den Krakenkassen bereits Geld gespart. Und: Bereitschaftspraxen und Fahrteams seien wirtschaftlicher als die bisherige dezentrale Form des Bereitschaftsdienstes.

Bilder