Sie halten eisern am "Projekt Dorfladen" fest Rechtsstreit hält Trockauer nicht auf

Von
Um das Unkraut im Umfeld des ehemaligen Gasthofes Herlitz haben sich bisher einige Trockauer ehrenamtlich gekümmert – „jetzt traut sich keiner mehr ran“, sagte Hans Hümmer, Vorsitzender Bürgervereins, mit Blick auf das laufende Verfahren und die unsichere Rechtslage. Foto: Ralf Münch Foto: red

Der Auftrag war eindeutig: Der Bürgerverein Trockau und Umgebung soll sich weiter um den Aufbau eines Dorfladens kümmern. Dafür sprachen sich die rund 60 Besucher einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend im Pfarrzentrum aus. Offen ist nach wie vor, ob der Laden am gewünschten Standort kommt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die aktuelle Situation:Bürgermeister Uwe Raab nannte die Lage spannend. Und: „Ich kann dazu wenig sagen.“ Die Stadt habe bekanntlich ihr Vorkaufsrecht für den ehemaligen Landgasthof Herlitz geltend gemacht. Weil er im Stadtsanierungsgebiet liege, weil eine Nutzung des Gebäudes als Dorfladen für die Entwicklung des Ortes von zentraler Bedeutung sei. „Dagegen wurde geklagt, einen Gerichtstermin gibt es noch nicht, wir wissen nicht, wie das ausgeht“, sagte Uwe Raab.

Kunden sogar aus Bayreuth

Unabhängig davon sollten die Trockauer aus seiner Sicht an diesem Vorhaben festhalten. Und dabei durchaus die Möglichkeit ins Auge fassen, einen alternativen Standort suchen zu müssen. Wobei der Marktplatz natürlich ideal sei, allein schon wegen der Metzgerei, die auch Kunden aus Pegnitz und Bayreuth nach Trockau locke.Das Ziel sollte dabei immer sein, „das, was lokal produziert wird, auch lokal zu vermarkten“.

Alternative wäre Notlösung

Hans Hümmer, Vorsitzender des Bürgervereins, der inzwischen rund 150 Mitglieder zählt, bezeichnete einen anderen Standort als „Notlösung“. Er gehe nach wie vor davon aus, den Ex-Gasthof für diesen Zweck nutzen zu können.

So sieht es der Experte: Volker Hahn, geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Nahversorgung Services, ist der Berater der Trockauer. Über 60 Projekte dieser Art hat er in den vergangenen Jahren begleitet, ist auch beim Dorfladen im Ahorntal mit dabei. Er sieht die Standortfrage etwas gelassener als Hümmer: „Ein Dorfladen in Trockau wird wohl immer erfolgreich laufen können, egal, wo er eingerichtet wird.“ Das zeige die Resonanz auf eine Bürgerbefragung, deren Ergebnisse er an diesem Abend vorstellte.

Herausragende Resonanz

Die Fragebögen gingen an 195 Haushalte, die Rücklaufquote lag bei fast 68 Prozent: „Das ist herausragend, das habe ich so noch nicht erlebt.“ Das dokumentiere unmissverständlich den enormen Rückhalt für das Vorhaben in der Bevölkerung.

Die Umfragerergebnisse: An mangelender Mobilität liegt es nichtz, dass die Trockauer unbedingt einen Dorfladen brauchen. Die meisten haben einen Führerschein, die meisten haben einen fahrbaren Untersatz. Aber der Bedarf nach lokalen und regionalen Produkten ist sehr ausgeprägt, so eine Erkenntnis aus der Umfrage. Ein Apothekendienst, eine Paket- und eine Lottoannahmestelle stehen auf der Wunschliste auch ziemlich weit oben. Und, für Volker Hahn etwas überraschend: Viele hätten da gerne auch ein Pizzeria-Angebot.

Hoher Anspruch an Öffnungszeiten

Was für Hahn letztlich vor allem zählt: „90 Prozent der Befragten würden hier auch regelmäßig einkaufen.“ Und zwar zwischen 6 und 18 Uhr, am Samstag von 6 bis 14 Uhr – der Anspruch an die Öffnungszeiten ist also ziemlich hoch.

Kritisches Nachhaken: Rechnet sich ein Dorfladen für Trockau mit seinen 750 Einwohnern wirklich? Wie viel Personal braucht man? Was kostet dieses Personal? Denn mit dem Ahorntal zum Beispiel könne man Trockau nicht vergleichen, hieß es aus der Runde. Volker Hahn widersprach.

Er verwies auf den Dorfladen in seiner Heimatgemeinde im Landkreis Sesslach, den er selbst mit aufgebaut hat und der sehr wohl mit Trockau vergleichbar sei. Dort betragen die Tageseinnahmen zwischen 1100 und 1200 Euro.

Auf Mindestlohnniveau

Das reiche aus, um in den schwarzen Zahlen zu bleiben. Wobei die Mitarbeiter sicher auf Mindeslohnniveau bezahlt würden, „mehr geht da nicht am Anfang“. Wobei man die Beschäftigten - Hahn geht von einem Marktleiter in Vollzeit und vier bis fünf Teilzeitkräften aus - in der Regel am Erfolg beteilige. Sprich: Läuft der Laden gut, verdienen sie auch mehr.

Wie es weitergeht: Auch das ist ein Riesenerfolg, sagt Hahn: Bisher liegen finanzielle Zusagen der Bürger für knapp 27.000 Euro vor. Deutlich mehr als sonst nach einer ersten Befragung, „das war auch im Ahorntal weniger“. Das genüge natürlich nicht, jetzt müsse man weiter werben und auch Firmen ansprechen.

Da zahlt auch die EU

Zuschüsse aus EU-Töpfen und von der Städtebauförderung werde es sich geben, „keiner, der eine Einlage zahlt, wird nachschießen müssen, das ist ausgeschlossen“, so Hahn.

Rechtsform noch offen

Nach dem klaren Votum der Runde pro Dorfladen wird sich der Vorstand des Fördervereins in den nächsten Wochen mit der Rechtsform beschäftigen, unter der dieser Dorfladen betrieben werden soll, kündigte Hans Hümmer an. Und noch vor den Sommerferien soll dann eine weitere Informationsveranstaltung stattfinden.

Autor

Bilder