Sicherheitswacht will mehr Rückhalt

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Horst Dünkel und Hans Oeding bei der Arbeit am Hohenzollernring. Auf dem Gehweg ist das Radfahren verboten.Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn Hans Oeding und Horst Dünkel von der Bayreuther Sicherheitswacht auf Streife gehen, dann hat Oeding neben dem Pfefferspray, Handschuhen und dem Funkgerät auch immer den Text des Bayreuther Stadtrechts in der Tasche. Das kennt kaum jemand. Deshalb liest er im Fall der Fälle gern daraus vor.

 
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Machen Oeding und Dünkel ihren Rundgang in der Stadt, dann haben sie viel zu tun. Radfahrer belehren, Bettlern Platzverweise aussprechen und Nachtschwärmer im Hofgarten nach Hause schicken. Das machen beide schon seit vielen Jahren. Dünkel, 60 Jahre alt, geht schon seit 17 Jahren auf Streife. Oeding ist seit 13 Jahren bei der Sicherheitswacht. Die Freude am Ehrenamt ist ihnen allmählich vergangen. Ihre Streifengänge durch die Stadt und den Hofengarten gleichen dem Kampf Don Quichotes gegen Windmühlen. Es vergehen kaum fünf Minuten, in denen die beiden Herren in blauer Kluft nicht tätig werden müssen. Hans Oeding hat die Probleme bereits in der Bürgersprechstunde geschildert.

Brief an die Oberbürgermeisterin

In einem Brief an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe macht er seinem Ärger Luft. In dem Schreiben weist er darauf hin, dass er bei seinen Streifengängen oft von Bürgern angesprochen werde. Die Anwohner fragten ihn häufig, warum bei den vielen Verstößen kein Ordnungsgeld verhängt werde. Oeding weist in seinem Brief auch auf den Missbrauch von Alkohol in städtischen Parkanlagen hin. Er bemängelt frei laufende Hunde und Radfahrer, die sich nicht an die Regeln halten. Oeding fragt in seinem Brief an die Oberbürgermeisterin auch, ob es in der Verwaltung jemanden gibt, der an die Einhaltung von Unfallverhütungsvorschriften denkt.

Forderung: Stadtrecht sollte jeder kennen

Seiner Ansicht nach müsste das Bayreuther Stadtrecht und die dazu gehörende Strafandrohung besser bekannt gemacht werden. Darum kümmere sich niemand bei der Stadt, obwohl das Ordnungsamt für die öffentliche Sicherheit und Ordnung verantwortlich sei, so Oeding. Aus seiner Sicht ist es Aufgabe des städtischen Ordnungsamts, das Stadtrecht durchzusetzen.

Belehrung im Minutentakt

In der Stadt, Gehweg am Hohenzollernring, Bushaltestelle beim Wöhrl, geht es bisweilen eng zu. Dort ist Radfahren verboten. Kommen Dünkel und Oeding dorthin, müssen sie Radfahrer auf dem Gehweg im Minutentakt belehren. „Das ist doch so nicht richtig“, sagt Dünkel. Der eine oder andere Busfahrer hat den Wächtern in Blau beigepflichtet, wenn sie ihre Arbeit machen.

"Stadt steht in Verantwortung"

Das Radfahrverbot reicht bis zum Laden der Zinngießerei Sturm. Dennoch: Wer den Laden verlässt, der sollte aufpassen. Denn es kommt mit Sicherheit ein Radfahrer vorbei. Seit etwa fünf Jahren verengen zwei Eisenpfosten die Durchfahrt vor dem Geschäft, erklärt der Inhaber Carolus Fischer. Das Ergebnis von Gesprächen mit der Stadtverwaltung und der Polizei. Tagsüber leiten ein Ständer mit Ware und ein Plakatständer zusätzlich die Radler von der Ladentür weg. Trotzdem rauschen die Radfahrer am Schaufenster vorbei. Glücklich ist Fischer mit der Situation nicht. „Die Stadt steht in der Verantwortung“, sagt er.

Ähnlich die Situation am ZOH. Ein Schild erlaubt das Radfahren auf dem Gehweg. Und so fahren die Zweiräder Slalom um die Passanten. Am Schalterbüro prangt jedoch ein kaum beachteter DIN-A4-Bogen. Darauf heißt es: Radfahren im Bereich des ZOH verboten. „Das sollte hier überall hängen“, witzelt Oeding.

Mehr Präsenz erwünscht

Eine andere Lage stellt sich für die Sicherheitswacht bei den Märkten. Klaus Völkel, der dort Kräuter und Gewürze verkauft, wünscht sich mehr Präsenz von der Sicherheitswacht oder der Polizei. „Es wäre gut, wenn wir einen Ansprechpartner in Uniform hätten“, sagt er. Die Sicherheitswacht sollte öfter ihre Runde ziehen und auch durchgreifen. Schließlich belästigten Bettler die Kundschaft und Taschendiebe sorgten zudem für Verunsicherung, so Völkel, der auch für die übrigen Fieranten spricht.

Grund für Verärgerung auch in der Hofgartenpassage. Im Durchgang zum Hofgarten suchen junge Leute bei schlechtem Wetter Schutz. Sie hinterlassen nicht selten Müll, so Harald Giera. „Es ist die Pflicht der Stadt, auch dort für Ordnung zu sorgen“, sagt er. Gerade bei Dunkelheit könne der Durchgang gefährlich werden. Auf das Problem habe er schon mehrfach hingewiesen, geschehen sei aber nichts, um Abhilfe zu schaffen.

Anwohner resignieren

Zu den Aufgaben von Oeding und Dünkel gehört auch der Hofgarten. Radfahrer, frei laufende Hunde, junge Leute die abends feiern - Arbeit für die Sicherheitswacht. Die Anwohner in der Parkstraße beschweren sich seit Jahrzehnten über nächtlichen Lärm vom Sonnentempel. Distriktvorsteherin Monika Adler, wohnt dort seit 20 Jahren. Sie kennt die Probleme. „Die Sicherheitswacht leistet gute Arbeit“, sagt sie. Aber das genügt nicht. Erst in der Nacht vom vergangenen Mittwoch auf Donnerstag gab es gegen 2.30 Uhr lautes Geschrei im Park. „Die Anwohner haben viel versucht. Inzwischen resignieren sie“, sagt die Distrikvorsteherin. Tatsächlich füllen die Beschwerdebriefe bei einem Bewohner der Parkstraße bereits einen ganzen Aktenordner. An Abhilfe glaubt kaum einer mehr. Monika Adler hätte einen Vorschlag, um Ruhe zu schaffen: „Den Hofgarten ab 22 Uhr schließen“, sagt sie.

Hans Oeding und Horst Dünkel machen dort weiter ihre Rundgänge. An Aufgeben haben sie nie gedacht. Auch in diesen Tagen sind sie wieder unterwegs.

Das sagt die Stadt

Die Sicherheitswacht sei eine wertvolle Hilfe für die Polizei. In der Gesamtschau gebe es in Bayreuth im Bereich Sicherheit und öffentliche Ordnung im Vergleich mit anderen Städten keinen erhöhten Problemdruck, teilt die Pressestelle der Stadt mit. Die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt und Polizei funktioniere verlässlich. Missstände konnten bislang mit der gegebenen Struktur gut geregelt werden. Sowohl in städtischen Grünanlagen als auch im Hofgarten würden bei Verstößen Bußgelder verhängt.

Das sagt die Schlösserverwaltung

Die Polizei ist im Hofgarten unterwegs und nimmt auch Anzeigen bei Verstößen gegen die Parkanlagenverordnung auf, die dann nach einem abgestuften System verfolgt werden. Diese Zusammenarbeit mit der Polizei funktioniere sehr gut, so Pressesprecherin Cordula Mauß. Die Gärtner, die im Normalfall mit der Parkpflege beschäftigt sind, weisen zudem im Rahmen Ihrer Möglichkeiten Besucher auf „Wohlverhalten“ hin. Nachts lasse die Schlösserverwaltung einen Sicherheitsdienst durch den Hofgarten patrouillieren. Ruhestörungen werden nachts von Anwohnern bei der Polizei angezeigt, die auch im Rahmen ihrer Kapazität hier eingreife.

Hintergrund: Sicherheitswacht

Die Bayreuther Sicherheitswacht gibt es fast seit 20 Jahren. Elf Männer und eine Frau bilden derzeit das Team der Ehrenamtlichen. Sie sind meistens zu zweit unterwegs. Maximal 15 Stunden im Monat leistet jeder von ihnen Dienst. 40 Mal wurden die Ehrenamtlichen laut Polizeistatistik im vergangen Jahr tätig. Sie sprachen Platzverweise aus und riefen die Polizei, wenn es erforderlich war.

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