Bereits von Kindheit an
Doch was kann in Bayreuth dafür getan werden, die Opfer zu schützen und Übergriffe zu verhindern? Darüber diskutierten Maria Lampl, Vorsitzende des Vereins Avalons, Peter Müller vom Verein Bayreuth ohne Gewalt, sowie Alfons Hrubesch und Susanne Werner von der Opferhilfe Oberfranken. Die drei Vereine betreuen Opfer von Gewalt und versuchen durch Präventionsmaßnahmen Straftaten zu verhindern.
Ihr Ansatz: Bereits im jungen Alter Kinder für sexualisierte Gewalt sensibilisieren. Denn nur so kann erreicht werden, dass es normal wird, über sexualisierte Gewalt zu sprechen und sich Hilfe zu suchen. Und bereits im Kindergarten eine frühe sexuelle Aufklärung durch die Eltern, damit die Kinder lernen „über eine gesunde Sexualität zu sprechen“ und wissen, dass sie mit jedem Thema zu ihren Eltern kommen können.
Gesellschaftliche Akzeptanz schaffen
Kindergartenkinder, Grundschüler, Konfirmanden, Schulklassen und ihre Betreuungspersonen lernen von Peter Müller vier für ihn elementare Bausteine: Selbst-Wert, Selbst-Bewusstsein, Selbst-Behaupten und Selbst-Verteidigen. „Gewalt ist ein Ausdruck des fehlenden Selbstwertes des Täters“, denn der Täter bezieht sein eigenes Selbstwertgefühl aus der Erniedrigung seines Opfers. Wenn die Kinder lernen, ihren Selbstwert aus anderen Dingen zu beziehen, als Gewalt und sich selbstbewusst gegen andere behaupten und verteidigen können, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit weder zum Opfer, noch zum Täter.
Lampl verfolgt mit Selbstbehauptungskursen für Mädchen und Frauen einen ähnlichen Ansatz. Jedoch müsse erst eine gesellschaftliche Akzeptanz für Frauen und Mädchen geschaffen werden, die sich lautstark wehren, ohne „gleich als Zicke oder hysterisch abgestempelt zu werden“, sagt Lampl.
Menschen reagieren unterschiedlich
Doch wie kann man sich und andere konkret schützen? „Übergriffe sind für die meisten Menschen zum Glück eine Ausnahmesituation“, sagt Müller. Seiner Erfahrung nach gibt es drei Arten, darauf zu reagieren: Flucht, Angriff, Verleugnung. Der Fluchttyp gerate nur selten in für ihn gefährliche Situationen, da er beispielsweise sein Auto nicht nachts auf einem verlassenen Parkplatz abstellt.
Der Angriffstyp suche nach Konfrontationen. Der letzte Typ verleugnet bis zur letzten Sekunde sein Bauchgefühl: Bis zuletzt glauben diese Menschen nicht, dass sie tatsächlich in Gefahr schweben, obwohl sie sich in der Situation unwohl fühlen. Diese Menschen lernen bei Lampl und Müller nicht nur, auf ihr Bauchgefühl zu hören, sondern auch, sich lautstark und notfalls mit körperlicher Gewalt zu wehren.
Hilfe sein und Hilfe suchen
Oft erzählen die Kinder selbst von Erlebnissen in ihrer Kindheit oder trauen sich, Gewalt im eigenen Umfeld anzuzeigen. Wichtig bei der Arbeit der Vereine ist es: Alternativen aufzeigen, aber keine Zwänge setzen. „Die Frauen haben die Chance, etwas zu ändern, das müssen sie aber selbst wollen“, sagt Lampl.
Info: Anlässlich des heutigen Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen rufen verschiedene Bayreuther Organisationen dazu auf, beim Lichtermarsch durch die Innenstadt teilzunehmen. Treffpunkt ist um 17 Uhr am La Spezia Platz, im Anschluss des Lichterumzuges findet um 18 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der Schlosskirche statt. Mit dem Umzug soll auf die Situation misshandelter Frauen aufmerksam gemacht werden. Teilnehmen kann jeder unabhängig seines Alters oder Geschlechts.