Schmidbauer ganz nah an Bayreuth

Vorbroeker
Ein Jahr allein in der Weltgeschichte unterwegs, nun endlich wieder auf der Bühne: Werner Schmidbauer. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein Jahr lang nahm er sich komplett raus, jetzt ist er zurück. Mit seinem sehr persönlichen Programm „Bei mir“ ist Werner Schmidbauer derzeit auf der Zielgeraden seiner Solotour. Am Mittwoch machte der Liedermacher Station im Zentrum. – und begeisterte sein Publikum.

 
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Ein Jahr Auszeit gehen an einem Künstler nicht spurlos vorbei. Vor allem dann nicht, wenn man Werner Schmidbauer heißt und seit 35 Jahren auf der Bühne steht. Ob als legendäres Lieder-Duo Schmidbauer und Kälberer, im BR mit Peter Maffay oder in der Arena von Verona vor mehr als 15 000 Zuschauern: Schmidbauer ist Livemusiker durch und durch, wenn auch ein Künstler, der nach dem Trubel die Ruhe sucht.

Ein alter VW-Bulli war zuletzt ein Jahr lang seine Behausung, einziger Mitbewohner: seine Gitarre. Zwölf Monate lang wollte er einfach mal „ganz bei sich ankommen“, wie er sagt. Er bereiste Europas Süden, immer an der Küste entlang. „Ich habe gemerkt, dass ich wirklich gut mit mir selbst sein kann. Ich bin bei mir angekommen“, sagt er in Bayreuth.

Felder voller Gold in Bad Aibling

Doch es kribbelt ihm irgendwann in den Fingern, denn wenn man da so sitzt, ganz allein, dann merkt man schon, dass es auch schön dort ist – „Wo de Leit san“ erzählt Schmidbauer, steigt mit diesen Worten in den gleichnamigen Song ein und stellt ab den ersten Akkorden intime Atmosphäre her. Schmidbauer solo an der Gitarre, das funktioniert: Mühelos und virtuos begleitet sich der Oberbayer mal rhythmisch-fordernd, dann wieder melancholisch.

Gänsehaut erzeugt Schmidbauer bei seinem Lied „Anna tanz“, dass er seiner Tochter widmet, sowie während des Sting-Covers „Felder voller Gold“ – einer Liebeserklärung an seine Heimat Bad Aibling. Als plötzlich eine zweite Stimme zu hören ist, horcht das Publikum überrascht auf. Hinter dem Vorhang hat sich Valentin Schmidbauer ans Mikrofon gestellt und mitgesungen. Die nächsten Nummern kommen von Vater und Sohn. Der 30-jährige ergänzt das Programm seines „alten Herrn“ glänzend mit eigenen Singer-Songwriter Titeln ganz im Stile eines Clueso oder Ingo Pohlmann. Nicht nur mit Ovationen, sondern auch mit Textsicherheit honoriert das Bayreuther Publikum die Darbietung des doppelten Schmidbauer, der Evergreen „Momentensammler“ wird zur Saalhymne. Erst nach drei Zugaben entlässt ein begeistertes Zentrums-Publikum den Künstler an den Autogrammtisch. ⋌Henrik Vorbroeker

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