Schlichtung im Kita-Tarifkonflikt - Streiks werden ausgesetzt

Ein Schlichtungsverfahren soll die Lösung in dem seit Wochen festgefahrenen Tarifkonflikt für Erzieher in kommunalen Kindertagesstätten bringen. Nach langen Verhandlungen einigten sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite in der Nacht zum Donnerstag darauf, eine Vermittlungskommission mit der Suche nach einem Kompromiss zu beauftragen. Die Streiks in Kitas werden ab Sonntag ausgesetzt, dann herrscht Friedenspflicht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Beide Seiten seien in ihren seit Montagabend dauernden Gesprächen in Berlin bereit gewesen, sich zu bewegen, erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirske am Donnerstagmorgen. Insgesamt habe dies für eine Einigung allerdings nicht ausreicht. "Leider ist es in den Verhandlungen nicht gelungen, gegenseitige Vorschläge so weit zu konkretisieren, dass dies zu einem annehmbaren Ergebnis geführt hätte."

Am Nachmittag kündigte Bsirske auf einer bereits zuvor einberufenen Konferenz der Verdi-Streikdelegierten in Frankfurt am Main an, dass die Mitglieder während der Schlichtung weiter öffentlich für das Anliegen einer Aufwertung der Erziehungsarbeit werben würden. "Wir wollen Wertschätzung für professionelle Arbeit."

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) wies den Gewerkschaften die Verantwortung für das Scheitern der regulären Verhandlungen zu. "Unser weitreichendes Entgegenkommen hat den Gewerkschaften nicht gereicht. Ihre Ausgangsforderungen waren einfach zu hoch", erklärte deren Präsident Thomas Böhle am Donnerstag. Trotz allem sei es für Eltern zunächst eine "gute Nachricht", dass Streiks ausgesetzt würden.

Die Gewerkschaft GEW machte die Arbeitgeberseite für das fehlende Ergebnis verantwortlich. Das Angebot der Arbeitgeber hätte nicht "zu der von uns geforderten kräftigen Aufwertung" des gesamten Berufsfeldes geführt, teilte GEW-Vorstandsmitglied Andreas Gehrke in Berlin mit.

In den nächsten Tagen wird eine aus Vertretern beider Seiten zusammengesetzte Schlichtungskommission ihre Arbeit aufnehmen und versuchen, einen Lösungsvorschlag zu erarbeiten. Bindend ist dieser nach den Angaben von Verdi und VKA allerdings nicht.

Starten sollen die Schlichtungsgespräche Sprechern der beiden Seiten zufolge voraussichtlich etwa Mitte der kommenden Woche. Der genaue Termin stand zunächst noch nicht fest. Während der laufenden Kompromisssuche sind Streiks verboten, ab Sonntag beginnt die entsprechende Friedenspflicht, so dass die Erzieher ab Montag wieder arbeiten. In Hamburg endet der Ausstand nach Angaben des dortigen Verdi-Landesverband bereits am Freitag.

Die Schlichtungskommission wird von zwei Vorsitzenden geleitet. Für die Gewerkschaften wird Verdi zufolge der frühere Bürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg (SPD), diese Aufgabe übernehmen. Die Arbeitgeber benannten zunächst keinen Vermittler.

Die Tarifauseinandersetzung wird seit rund rund drei Wochen von Streiks in Kitas und anderen sozialen Einrichtungen begleitet. Viele Eltern und Kinder stehen deshalb im Alltag vor großen Problemen.

Dreh- und Angelpunkt der Auseinandersetzung ist die Forderung der Gewerkschaften nach einer generellen Eingruppierung der rund 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst in höhere Tarifgruppen. Die Arbeitgeber lehnen eine pauschale Höhergruppierung als unannehmbar ab. Die Forderung der Gewerkschaftsseite führt laut Verdi in der Praxis zu durchschnittlichen Gehaltserhöhungen von zehn Prozent. Die VKA spricht von Steigerungen bis zu 21 Prozent.

afp

Autor