Schlange stehen für die Typisierung: 2125 Menschen lassen sich am Sonntag Blut abnehmen Bayreuth: 2125 potenzielle Spender für Emil

Von

Die Schlange reicht bis zum Rathaus-Parkplatz: Gegen 10 Uhr am Sonntagmorgen waren die ersten da, die sich typisieren lassen wollten, um dem leukämiekranken Emil (2) zu helfen. Die Organisatoren sind überwältigt vom Andrang. Die Graserschule ist für einen Tag Typisierungszentrum für mögliche Knochenmarkspender. Um Emil zu helfen. Und vielen anderen Leukämie-Patienten. 2125 Menschen kommen. Die Organisatoren hatten die Hälfte erwartet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Rathaus-Parkplatz ist voll. Übervoll. Den ganzen Tag. Aus allen Ecken strömen die Menschen Richtung Graserschule. Sportler, die mal schnell mit dem Rad vorbeikommen. Halbe Mannschaften wie die des TSC Pottenstein, die in Vereinskluft kommen. Eine türkische Fußballmannschaft kommt, die Landjugend Unternschreez. Rund 50 Mitglieder der Blood Red Section, einer Untergruppe der Hells Angels, die sich typisieren lassen und 700 Euro spenden. Vor allem aber junge Leute. Familien. Viele haben ihre Kinder dabei, die wenig älter sind als Emil. Helfen, weil es wichtig ist.

„Rund 110 Helfer sind da, damit alles schnell geht“, sagt Tatjana Tröger. Die Elternbeiratsvorsitzende des Kindergartens Grashüpfer in der Neuen Heimat gehört zu den Initiatoren der Typisierungsaktion für den kleinen Emil. „Ich bin überwältigt, dass so viele Menschen kommen. Ein Hochgefühl, das man gar nicht beschreiben kann“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Drei Stationen sind in der Turnhalle aufgebaut: Die Datenerfassung, die Kontrollstelle mit Blutentnahme, die Endkontrolle. „Fünf Milliliter werden aus der Vene entnommen. Tut nicht weh“, sagt Tröger. Wenn man dran ist, dauert es kaum mehr als eine Viertelstunde, bis man mit Pflaster auf dem Arm und dem Datenzettel in der Hand wieder gehen kann. Zum Kuchenbüffet, in den Schulhof, um etwas zu trinken. Oder ein Stück Pizza zu essen.

Besser als Melanie Zechmann aus Neunkirchen, eine der Spenderinnen, kann man die Beweggründe, warum die Menschen am Sonntag zur Graserschule kamen, wohl nicht erklären: „Ich habe auch einen neunjährigen Buben. Und ich wäre heilfroh, wenn jeder, der zwei gesunde Beine hat, zu so einer Aktion kommt.“

Die Aktion hat einen kurzen Vorlauf: „Wir wussten nicht, was passiert. Wir haben die Helmbrechtser Typisierung, zu der rund 4000 Menschen kamen, als Maßstab“, sagt Pascal Will, der zu den Organisatoren der Typisierung gehört. „Drei Ehepaare, die sich zusammengetan haben, um schnelle Hilfe auf die Beine zu stellen.“ Will sagt, die Organisatoren seien angetan von der Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), dem Bayreuther Roten Kreuz, der Graserschule. Deren Leiter Andreas Huber hat nicht lange gefackelt, als es darum ging, die Schule zu öffnen. „Es war kein Thema“, sagt Huber. „Das war zwar alles sehr kurzfristig, aber bei solchen Aktionen kommt es ja auf jede Minute an.“ Huber hat sich schon vor längerer Zeit typisieren lassen. „Wir hatten einen ähnlichen Fall in der Verwandtschaft“, sagt er. „Das ist keine große Sache. Ein kleiner Pieks. Mit großer Wirkung. Hoffentlich.“

„Wir hoffen und beten, dass einer dabei ist“, sagt Gudrun Brendel-Fischer. Die Landtagsabgeordnete hat die Schirmherrschaft der Spendenaktion übernommen, die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe abgelehnt hatte, wie Pascal Will sagt. „Das ist die Schattenseite. Die Unterstützung der Stadt ist eigentlich gleich Null. Das fing bei der abgelehnten Schirmherrschaft an und reichte bis zur mangelnden Bereitschaft, die Parkplätze frei zu halten.“ Erst durch die Zusammenarbeit von Richard Knorr (BRK) und Andreas Huber von der Graserschule sei es gelungen, die Typisierungsaktion auf die Beine zu stellen.

Am Abend ist Tatjana Tröger erschöpft, aber glücklich. „Der Abbau ist fast abgeschlossen“, sagt sie um 18.30 Uhr. Bis 16.45 Uhr liefen die Typisierungen. 2125 sind gekommen, die Hälfte hatten wir erwartet“, sagt sie. „Wir sind überglücklich.“ Auch die Spendenbereitschaft sei groß gewesen: 18 364 Euro sind in den Spendenboxen. „Toll. Aber dennoch nur ein Viertel dessen, was wir gebraucht hätten.“ Aber alle Spender werden in die Kartei der DKMS aufgenommen.

Autor

Bilder