„Schiefe Ebene“ Sammler ersteigert seltene Postkarte

Die ersteigerte Karte gehört jetzt zur Sammlung von Günther Klebes. Foto: privat

Der Eisenbahnfan und Sammler Günther Klebes ersteigert eine Ansichtskarte von der Schiefen Ebene im Kulmbacher Land. Der Anbieter stammte aus Frankreich – und genau das gibt dem glücklichen Käufer Rätsel auf.

 
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Im Zeitalter der sozialen Medien, von E-Mails und MMS-Nachrichten scheint die gute alte Postkarte nur noch etwas für Traditionalisten zu sein. Oder für Sammler wie Günther Klebes. Der 75-jährige Franke liebt alte Postkarten, genauer solche mit eisenbahnhistorischen Motiven aus dem deutschsprachigen Raum. Seine jüngste Errungenschaft: Eine Ansicht mit einem Schnellzug auf der Schiefen Ebene. „Ich bin bei einer luxemburgischen Internet-Auktion auf die Karte gestoßen. Dort waren sie als ‚Train d’Allemagne’ angeboten worden. Erst beim näheren Hinsehen sah ich dann den Aufdruck Schiefe Ebene“, sagt der Schulbusfahrer, der im mittelfränkischen Erlangen zu Hause ist.

Postkarten, die die unterschiedlichsten Züge und Brücken im deutschsprachigen Raum zeigen, gehören schon länger zu seiner rund 800 Exponate umfassenden Sammlung. Aber eine von der Schiefen Ebene musste auch noch her.

Die Karte wurde um 1920 in Greiz gedruckt und nie versandt. Sie zeigt einen bergfahrenden Schnellzug bei km 78,7 mit schiebender Güterzuglokomotive der Gattung C III. „Erstaunlich fand ich auch, dass der Anbieter eine Adresse in Frankreich hatte“, erklärt Klebes. Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkarten auch noch zum Schnäppchenpreis von gerade einmal zwei Euro erwerben. „Das ist eigentlich viel zu billig“, kommentiert das der Käufer. Normalerweise wäre er bereit gewesen, dafür bis zu fünf Euro auszugeben; denn es war eine selten angebotene Karte. Lediglich in schwarz-weiß konnte er die Karte noch finden. Es gebe aber auch Philokartisten, die noch mehr für die Karte hinblättern würden.

Wie nun das gute Stück nach Frankreich gekommen sind, darüber kann der Sammler nur spekulieren. „Ob dahinter eine Auswanderung steht, oder einfach ein Bündel alter Postkarten nach einer Haushaltsauflösung an einen Händler veräußert wurde, der die Karten über das Internet weiter vermarktet, weiß ich nicht“, sagt Klebes. Er hat sogar schon Karten aus Australien, Kanada oder Südafrika erworben.

Der Sammler bei  einer Ausstellung seiner Stücke im Stadtmuseum Erlangen. Foto: privat

Hochzeitsreise mit Glacier-Express

Seine Sammelwut in Sachen Bahn-Postkarten ist übrigens kein Einzelfall: „Es gibt sogar eigene Verkaufsbörsen für Philokartisten“, sagt Klebes und durchforscht schon wieder das Internet nach Exponaten wie der Ansichtskarten aus Neuenmarkt.

Der 75-jährige Klebes sammelt nach eigenem Bekunden begeistert „alles, was mit der Bahn zu tun hat – außer echte Lokomotiven“. Bei ihm zu Hause stehen Modelle und historische Uniformmützen – die „Rotkäppchen“– neben zahllosen selbst geschossenen Fotos und Alben voll einschlägiger Telefonkarten und Briefmarken. Daneben arbeitete der Schulbusfahrer und dreifache Vater ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission, als Hobby nennt er „Bahn fahren“, und selbst auf Hochzeitsreise ist er vor 40 Jahren mit dem Glacier-Express von St. Moritz nach Zermatt gefahren. Sehr oft ist er mit der Bahn unterwegs -- frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Auch das Deutsche Dampflokomotiv Museum in Neuenmarkt-Wirsberg hat er schon mehrfach besucht.

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